Darum verwendeten Rembrandt, Da Vinci und Dürer Eigelb zum Malen

In Gemälden der Alten Meister haben Wissenschafter*innen eine ungewöhnliche Zutat entdeckt. In Experimenten fanden sie nun heraus, was dahinter steckt.

Leonardo Da Vincis
Leonardo Da Vincis "Mona Lisa" gehört wohl zu den berühmtesten Gemälden der Welt. (Bild: REUTERS/Sarah Meyssonnier)

Leonardo da Vinci hat es getan, Sandro Botticelli und auch Albrecht Dürer und Rembrandt. Laut einer neuen Studie verwendeten diese berühmten Künstler für ihre Gemälde dieselbe ungewöhnliche Zutat: Eigelb. Doch warum sie das taten, war bisher ein Geheimnis.

Eigelb als Geheimzutat

Wissenschaftler*innen des Karlsruher Instituts für Technologie entdeckten bei Untersuchungen der klassischen Gemälde Rückstände von Protein. Lange war man davon ausgegangen, dass es sich dabei lediglich um versehentliche Verunreinigungen der Kunstwerke im Laufe der Jahrhunderte handelte. Doch nun vermuten Forschenden einen anderen Hintergrund: Eigelb könnte von den Renaissance-Künstlern mit voller Absicht beim Abmischen der Farben verwendet worden sein. Die Studie wurde im Fachjournal "Nature Communications" veröffentlicht.

Farbmischung nach Mittelalter-Rezept

Für die experimentelle Studie untersuchte das Team um Ophélie Ranquet, wie sich mit Eigelb vermischte Farben beim Aufstreichen, Fließen und im Trocknungsprozess verhalten. Durch die Proteine im Eigelb wird verhindert, dass die Leinwand Feuchtigkeit aufnimmt. Beim Trocknen entstehen so weniger Risse und Runzeln und auch die Farben vergilben weniger schnell, als ohne die Geheimzutat.

Museumsbesucher betrachten ein Selbstporträt des 28-jährigen Rembrandt. (Bild: REUTERS/Paul Vreeker  PVR/JDP)
Museumsbesucher betrachten ein Selbstporträt des 28-jährigen Rembrandt. (Bild: REUTERS/Paul Vreeker PVR/JDP)

Im 15. Jahrhundert veränderte sich aber die Maltechnik und es wurden zunehmend moderne Öl-Farben verwendet. Deshalb verschwand das Ei-Dotter nach und nach aus den Malkästen der Künstler, auch wenn manche es weiterhin parallel benutzten. In dem mittelalterlichen Malerei-Handbuch "Liber diversarum arcium" ist das "Rezept" für eine Farbmischung mit Ei-Dotter genau festgehalten. Nach diesen Vorgaben mischten die Wissenschaftler*innen nun zwei Farbtypen, um hinter das Geheimnis der Alten Meister zu kommen.

"Besseres Verständnis der Kunstgeschichte"

Über vier Jahre hinweg wurden die Farben abgemischt und aufgetragen, um deren Eigenschaften untersuchen zu können. Die Proteine im Ei-Dotter dienen für das Gemälde als eine Art antioxidatives Schutzschild. Die Trockenzeit wird verlangsamt, wodurch weniger Risse entstehen. Durch die Protein-Zugabe ist die Farbe gleichzeitig besser aufzutragen. "Dieses neue Wissen trägt nicht nur zu einer besseren Art der Erhaltung der Kunstwerke bei, sondern gibt uns auch ein besseres Verständnis für die Kunstgeschichte," sagte Ranque über ihre Studie.