"Die Känguru-Verschwörung": Dimitrij Schaad über das "größte Problem" der Menschheit

Nach den "Känguru-Chroniken" geht die Geschichte von Marc-Uwe und dem Känguru jetzt in "Die Känguru-Verschwörung" (Kinostart 25. August) weiter: Das Duo versucht Marias Mutter zu retten. Die ist im Internet falsch abgebogen und leugnet nun die Klimakrise. Auf ihrem absurden Roadtrip zur Conspiracy Convention geraten Kleinkünstler und Beuteltier ins Visier von Verschwörungs-Guru Adam Krieger und seinen fanatischen Anhängern - und plötzlich geht es um Leben und Tod.

Dimitrij Schaad
Dimitrij Schaad spielt auch im zweiten Teil Marc-Uwe und legt sich diesmal mit Verschwörungstheoretikern an. (Bild: Jonas Holthaus/X Verleih)

Zur Weltpremiere traf Yahoo! in Berlin Hauptdarsteller Dimitrij Schaad und sprach mit ihm über Verschwörungstheorien, animierte Kängurus und Olaf Scholz.

Yahoo!: In "Die Känguru-Verschwörung" geht viel um Verschwörungstheorien. Hattest du vor dem Film schon einmal damit zu tun oder bist du in den Tiefen des Internets über etwas gestolpert?

Dimitrij Schaad: Nee, das wirklich Besondere daran ist, dass Marc mir die gesamte Geschichte gepitched hat, und zwar vollständig, Szene für Szene, als wir auf Kinotour waren mit dem ersten Teil - vor Corona.

Und ich dachte, als ich mir das angehört habe: "Okay, Verschwörungstheorien - ist ganz cool als Thema, aber doch sehr nischig". Dann kam auf einmal Corona, das ganze wurde so an die Oberfläche gehauen und man dachte: "Krass, das ist irgendwie wie so ein düsterer Pool, den ich davor einfach so nicht gesehen habe." Vielleicht, weil ich mich zu wenig im Internet rumgetrieben habe, aber den Marc da offenbar sehr prophetisch gesehen hat.

Y: Im Film geht es letztendlich aber nicht um Corona, sondern um die Klimakrise. Warum ist die Wahl ausgerechnet auf dieses Thema gefallen?

D: Weil es das größte Problem ist, das die Menschheit hat - das mit Abstand, mit großem, großem Abstand größte. Das andere ist weitreichende Tagespolitik, aber die Klimakatastrophe, gegen die nahezu nichts getan wird, ist das viel größere Problem.

Y: In "Die Känguru-Verschwörung" ist es die Mutter von Maria, Marc-Uwes Nachbarin, die zur Klimawandel-Leugnerin wird und sich im Internet radikalisiert. Eigentlich ist sie ja eine ganz normale Frau - was glaubst du, was Menschen, wie Marias Mutter dazu bringt plötzlich aus ihrem Alltag auszubrechen und wirre Theorien zu glauben oder zu verbreiten?

D: Da könntest du eher einen Soziologen fragen und ich glaube, da gibt es auch unterschiedliche Abhandlungen darüber, was die Beweggründe sind, warum Menschen anfangen an Verschwörungstheorien zu glauben.

Die Känguru-Verschörung
Alu-Hüte auf und ab in "Die Känguru-Verschörung"! (Bild: X Verleih)

An der Figur von Lisbeth Schlabotnik betrachtet, ist das eine kluge, schlagfertige, toughe Person, die zu oft im Internet falsch abgebogen ist. Die aus einer Einsamkeit in sozialen Netzwerken angefangen hat und sich von den falschen Inhalten einnehmen ließ. Und das Perverse ist, dass die Leute ja nicht genau verstehen wie diese Algorithmen funktionieren, die dich immer weiter mit dem füttern, das du bereits bekommen hast. Insofern ist das so wie beim Frosch, der im langsam heißer werdenden Wasser ist, bis er irgendwann verkocht und keine Chance mehr hat rauszukommen.

Y: Denkst du, dass das Internet eine große Rolle spielt, dass man so schnell in diesen Strudel hineingerät?

D: Ich glaube, dass die Mechanismen so funktionieren, dass wir so viel wie möglich auf diesen Plattformen verbringen und, dass sie inhärent so konstruiert sind, dass sie uns mit dem füttern, was große Emotionen in uns auslöst. Die Schlagwörter sind immer Angst machende Schlagwörter, große Extreme, die sehr große Emotionen in uns ansprechen.

Und Menschen, die sich einer offensichtlich immer wirrer werdenden Welt und großen Katastrophen gegenüber sehen, suchen nach einfachen Erklärungen, nach einfachen Sündenböcken, weil es ihnen wahrscheinlich irgendwie hilft diese furchtbare Angst zu überbrücken.

Y: Du bist selber nicht viel im internet aktiv, auch was Social Media betrifft, oder? War genau das für dich ein Grund dafür, warum du dich da eher raushalten wolltest?

D: Ja, absolut. Aber ich habe jetzt angefangen mit Instagram.

Y: Warum hast du jetzt doch angefangen?

D: Weil ich gerade in der glücklichen Position bin, dass dieser wunderschöne Film startet, der mir sehr viel bedeutet. Dass in zwei Tagen "Kleo" Premiere haben wird, die Netflix-Serie, wo ich neben Jella Haase die Hauptrolle spiele. In drei Wochen startet der Film "Aus meiner Haut", an dem ich fünf Jahre lang geschrieben habe und bei dem mein Bruder Regie geführt hat, beim Filmfestival in Venedig.

Wegen dieser Gleichzeitigkeit von so vielen Herzensprojekten dachte ich, dass ich es dann mal ausprobiere und gucke, wie dort eine Präsenz sein kann und ob ich vielleicht etwas mitteilen kann, was ich bisher so nicht mitteilen konnte.

Y: Ein bisschen weg von den Verschwörungstheorien und hin zum Filmdreh: Bei diesem Teil hat Marc-Uwe Kling selber Regie geführt. Wie war das für dich, Marc-Uwe zu spielen, während der echte Marc-Uwe Regie führt? War es lustig, absurd oder ganz normal?

D: Es war vollkommen normal. Dadurch, dass ich wirklich das große Privileg habe, mit diesem Mann seit ein paar Jahren sehr gut befreundet zu sein und sowieso schon viel Zeit mit ihm zu verbringen, war das eine selbstverständliche Erweiterung davon. Er hat eine natürliche Distanz zu dieser Figur, die er zwar nach sich benannt hat, die aber sonst nicht besonders viel Gemeinsamkeiten mit ihm hat. Insofern war das super, er war ein extrem, extrem, extrem toller Regisseur und hat einen unvorstellbar guten Job gemacht. Einfach völlig unglaublich!

Y: Das Känguru ist im Film animiert - Wie ist das während der Dreharbeiten? Ist es schwer, wenn man sich die ganze Zeit ein Känguru statt eines kostümierten Schauspielers oder einer Puppe vorstellen muss?

D: Man gewöhnt sich relativ schnell daran. Ich wollte dann auch nicht, während ich im Moment bin, daran denken, dass daraus etwas anderes werden würde mal irgendwann, sondern habe mit dem Kollegen im Motion-Capturing-Anzug ganz normal gespielt.

Die Känguru-Verschwörung
So sah das Känguru bei den Dreharbeiten nicht aus... (Bild: X Verleih)

Oft war aber auch niemand da und in den Over-Shoulders-Shots wurde das mit einer Puppe gemacht. Das heißt immer wenn die Kamera auf mir ist, spreche ich mit einer Puppe - Und das ist wirklich, wirklich schwierig. Dann ist eben ein Puppenspieler da, manchmal ein zweiter, der die Hände bedient und der Kollege, der dann spricht ist nochmal weiter hinten und du guckst diese Puppe an, die so Alf-mäßig mit dir spricht. Das ist eher etwas, woran man sich dann gewöhnen muss und sagt: "Ist okay, ist jetzt halt so."

Y: Das Känguru ist dafür bekannt, dass es macht und sagt, was es will. Wenn du einen Tag lang das Känguru sein könntest und wirklich machen könntest, was du möchtest - was würdest du tun?

D: Oh Gott… Olaf Scholz besuchen vielleicht.

Y: Und dann?

D: Mal reden. Einfach nur reden, einfach mal fragen, wie’s ihm geht.

Die Känguru-Verschwörung läuft ab dem 25. August in den deutschen Kinos. Hier ist der Trailer zum Film: