Diesel, Benziner, Elektro - ADAC macht den Test – welchen Gebrauchtwagen Ihnen keiner abkauft

Ein Gebrauchtwagen wartet auf dem Hof eines Händlers auf Käufer<span class="copyright">Viehmann</span>
Ein Gebrauchtwagen wartet auf dem Hof eines Händlers auf KäuferViehmann

Der ADAC hat getestet, ob sich gebrauchte Diesel und Benziner besser oder schlechter verkaufen als Elektrofahrzeuge. Das Ergebnis des Tests ist eindeutig und untermauert ein milliardenschweres Problem für Hersteller, Händler und Kunden.

Der ADAC hat getestet, welchen Gebrauchtwagen man in Deutschland am schnellsten los wird: einen Benziner, einen Diesel oder doch ein Elektroauto? Dazu wurden die Ankauf-Angebote von fünf in Deutschland tätigen Portalen (wirkaufendeinauto.de, AutoScout24, mobile.de, Autohaus Tabor und HUK Autowelt) für drei Gebrauchtwagen verglichen. Und zwar „mit einem zuvor von drei unabhängigen Gutachtern ermittelten Händlereinkaufspreis (Mittelwert)“, so der Automobilclub.

Gebrauchtwagen mit Diesel, Benziner und Elektro angeboten

Aussagekräftig ist dieser Vergleich insofern vor allem für den gewerblichen Ankauf von Gebrauchtwagen und nicht unbedingt für den privaten Ankauf. Allerdings zeigt sich ein klarer Trend, und der schmeichelt einer der drei Antriebsarten so gar nicht.

Das sind die Ergebnisse des Vergleichs:

  • Angeboten wurden ein Seat Leon Baujahr 2015 als Benziner, ein VW Caddy Baujahr 2015 als Diesel sowie ein elektrischer VW ID.3 Baujahr 2020.

  • Die Gutachter-Werte wurden von den Portalen sowohl beim Diesel als auch beim Benziner bis auf eine Ausnahme erreicht oder sogar überschritten. Beim Diesel-Caddy boten die Portale zwischen 8000 und 10.117 Euro (bei einem vom ADAC ermittelten Wert von 8383 Euro), beim Benziner-Leon waren es zwischen 6500 und 9282 Euro (ADAC-Wertermittlung: 6467 Euro).

  • Der elektrische VW ID3 war der totale Ladenhüter: Nur bei der HUK Autowelt und Autoscout24 machte man den Testkäufern überhaupt ein Angebot. Das lag mit 17.610 bzw. 15.000 Euro aber deutlich unter dem ermittelten Wert des vergleichsweise neuen Stromers von 18.183 Euro.

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    Elektroautos sind als Gerbauchtwagen schwer verkäuflichADAC

Elektroautos nur schwer verkäuflich

Wer ein Batteriemobil verkaufen will, muss also mit drastischen Abschlägen rechnen - so er denn überhaupt einen Abnehmer findet. Für Käufer dagegen bringt das eine komfortable Situation , zumindest solange der Elektro-Markt noch so am Boden liegt. „Die Angebote der Portale lagen deutlich unter dem Händlereinkaufspreis - gut für potenzielle Käufer von gebrauchten E-Autos, die aktuell mit Schnäppchen rechnen können“, so das Fazit des ADAC.

Dis schwache Nachfrage nach Ankäufen für Stromer bezieht sich dabei nicht nur auf Deutschland, denn die Studie bildet bis zu einem gewissen Punkt auch den europäischen Markt ab: “Zum einen bieten Händler europaweit auf die Fahrzeuge und man erhält so als Verkäufer den besten Preis, zum anderen werden die Fahrzeuge an Händler vermittelt. Nur das Autohaus Tabor kauft und verkauft die Autos in Eigenregie", erklärt der Club. Autoverkäufer verzweifeln - Tesla steht seit 190 Tagen auf dem Hof: „Die Nachfrage geht gegen null“

Wertverlust von Elektroautos ist dramatisch

Wer derzeit keinen Verbrenner fährt, spart zwar viel Geld an der Zapfsäule und auch Steuern, verbrennt aber dennoch etwas - nämlich viel Geld beim Wiederverkauf. Für Autokäuferinnen und -käufer, die Händler und letztlich auch die Hersteller bedeutet der drastische Wertverlust Abschreibungen in Milliarden-Höhe. Dieter Fess vom auf Restwert-Prognosen spezialisierten Unternehmen Bähr & Fess Forecasts erklärt, dass sich daran auch so schnell nichts ändern dürfte: „Die Restwerte aller Antriebsarten sind wieder gesunken im Vergleich zu den Coronajahren. Bei den Verbrennern auf ein normales Niveau. Bei den Elektroautos und Plug-In-Hybriden deutlich stärker. Gründe sind zum Beispiel eine durch die Subventionen in der Vergangenheit bedingte Flut an zurückkommenden Leasingausläufern, die gerade erst beginnt und die Höfe der Händler flutet. Dem gegenüber steht die schwache Nachfrage nach gebrauchten E-Autos. Für die Flotten bedeutet dies ein hohes Risiko beim Kauf von E-Autos. Diese werden entweder geleast oder gar nicht erst angeschafft“, so Fess zu FOCUS online.

Paradox: Immer bessere E-Autos verderben Gebrauchtwagenpreise

Besonders belastend ist das für die deutschen Premium-Hersteller Audi, Mercedes, Porsche und BMW. „Gerade diese Hersteller trifft es besonders, da viele Gewerbekunden leasen. Die Raten müssten eigentlich niedrig sein, um auf Stückzahlen zu kommen. Ein niedriger Restwert steht dem jedoch entgegen. Aktuell befinden sich die Restwerte von einigen Premium-E-Autos im freien Fall, was der Kundschaft nicht verborgen bleibt. Diese ist sowohl beim Gebrauchtwagenkauf als auch beim Neuwagenkauf abgeschreckt“, so Dieter Fess. Unglaublicher Vorfall - "Versifft und angerostet“: Akku-Tausch bei Tesla schockiert Gutachter

Kommen die Mega-Schnäppchen erst noch?

Immerhin: Marktexperten gehen davon aus, dass mit der schnell wachsenden Zahl von E-Fahrzeugen und neuen Modellen auch der Gebrauchtwagenmarkt für Stromer in Schwung kommt und sich Preise und Wertverlust dann auf einem mit Verbrennern vergleichbaren Niveau einpendeln werden. Stromer der ersten oder zweiten Generation dagegen dürften im Wert noch weiter fallen, da schon in wenigen Jahren kein Käufer mehr ein E-Fahrzeug mit nur 200 bis 300 km Reichweite akzeptieren wird - beziehungsweise das angesichts der Fortschritte in der Akkutechnik schon heute nicht mehr tut.