Drei Superheldinnen bündeln ihre Kräfte: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Sie müssen an einem Strang ziehen, um eine neue Gefahr abzuwehren: Kamala Khan alias Ms. Marvel (Iman Vellani, links), Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson, Mitte) und Monica Rambeau (Teyonah Parris). (Bild: Marvel 2023)
Sie müssen an einem Strang ziehen, um eine neue Gefahr abzuwehren: Kamala Khan alias Ms. Marvel (Iman Vellani, links), Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson, Mitte) und Monica Rambeau (Teyonah Parris). (Bild: Marvel 2023)

"Sound of Freedom", "Miss Holocaust Survivor" und "The Marvels", das neue Superheldenabenteuer mit Brie Larson als Captain Marvel: Das sind die Kino-Neustarts am 8. und 9. November.

32 Filme und diverse Serienableger hat das sogenannte Marvel Cinematic Universe (MCU) bis jetzt hervorgebracht. Seit "Iron Man" aus dem Jahr 2008 entstehen jährlich mehrere neue Comic-Blockbuster, die das inzwischen weit verzweigte Superheldenuniversum kontinuierlich ausbauen. Frauenpower war dabei zwar immer wieder am Start. Im Mittelpunkt standen lange Zeit aber männliche Weltenretter wie Iron Man, Thor, Captain America oder Spider-Man. Mit Carol Danvers alias Captain Marvel, gespielt von Oscar-Preisträgerin Brie Larson, erhielt 2019 dann erstmals eine weibliche Figur ihren eigenen Solofilm und konnte darin vollauf überzeugen. Auf das zwischen Action, Humor und Spannung gut ausbalancierte Debüt "Captain Marvel" folgt nun das Sequel "The Marvels", in dem sich Carol Danvers mit zwei anderen Superheldinnen verbünden muss.

Außerdem neu im Kino: der nach seiner Veröffentlichung in den USA kontrovers diskutierte Thriller "Sound of Freedom" über Kinderhandel und Pädophilie sowie der thematisch ungewöhnliche Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor", der einen Schönheitswettbewerb für Holocaustüberlebende vorstellt.

Ob Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson) wieder die Oberhand behalten wird? (Bild: Marvel 2023)
Ob Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson) wieder die Oberhand behalten wird? (Bild: Marvel 2023)

The Marvels

Bis vor Kurzem waren Marvels Superheldenfilme an den Kinokassen eine sichere Bank. Egal, welche Figur auch in den Fokus rückte, satte Gewinne blieben eigentlich nie aus. "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" und "Guardians of the Galaxy Vol. 3", die 2023 die Leinwände erreichten, performten allerdings schwächer als ihre Vorgänger. Deutlich härter traf es sicher den Marvel-Konkurrenten DC, der mit seinen Comic-Blockbustern in diesem Jahr regelrecht Schiffbruch erlitt. Macht sich etwa langsam eine Superheldenmüdigkeit breit? Schon vor diesem Hintergrund darf man gespannt sein auf den Start von "The Marvels".

Brie Larson schlüpft in dem neuen MCU-Film abermals in die Rolle von Carol Danvers alias Captain Marvel, die im Verlauf des ersten Films ihre wahre Identität entdeckte und sich der Kontrolle der skrupellosen Kree-Aliens entziehen konnte. Ihrem verräterischen Mentor Yon-Rogg gab sie am Ende eine eindringliche Warnung an die Oberste Intelligenz der außerirdischen Spezies mit auf den Weg.

Captain Marvels Vergeltungsschlag hat jedoch dramatische Folgen. Denn plötzlich gerät das Universum aus den Fugen. Ein mysteriöses Wurmloch, durch das ein Kree-Revolutionär neuen Schaden anzurichten droht, taucht unvermittelt auf. Und als wäre das nicht schon herausfordernd genug, entsteht auf einmal eine merkwürdige Verbindung zwischen Captain Marvel, ihrer entfremdeten Nichte, der Astronautin Monica Rambeau (Teyonah Parris), und der mit übernatürlichen Eigenschaften ausgestatteten Teenagerin Kamala Khan alias Ms. Marvel (Iman Vellani). Letztere hatte ihren ersten Auftritt im Marvel-Kosmos in der 2022 bei Disney+ veröffentlichten Serie "Ms. Marvel", an die der neue Film folglich ebenfalls anknüpft.

Angesichts der verworrenen Situation und der neuen Kree-Gefahr bleibt den drei Frauen nichts anderes übrig, als sich zusammenzutun und das Universum so schnell wie möglich wieder zu stabilisieren. Ob Regisseurin Nia DaCosta ("Candyman"), die auch am Drehbuch mitwirkte, ein ähnlich guter Spagat zwischen Witz, Spannung und Effektfeuerwerk gelingt wie ihren Kollegen Anna Boden und Ryan Fleck in "Captain Marvel"?

Spezialagent Tim Ballard (Jim Caviezel, rechts) verspricht Miguel (Lucás Ávila), seine Schwester zu befreien. (Bild: Angels Studios/24 Bilder)
Spezialagent Tim Ballard (Jim Caviezel, rechts) verspricht Miguel (Lucás Ávila), seine Schwester zu befreien. (Bild: Angels Studios/24 Bilder)

Sound of Freedom

Nur wenige Filme haben 2023 für so viel Getöse gesorgt wie Alejandro Monteverdes Kriminalthriller "Sound of Freedom", der bereits 2018 fertiggestellt wurde und einige Jahre unbeachtet herumlag. Als Inspirationsquelle dienten den Machern die Erlebnisse Tim Ballards, der früher im Auftrag des US-Heimatschutzministeriums gegen Kinderhandel und -prostitution kämpfte. 2013 gründete er die Non-Profit-Organisation Operation Underground Railroad, um die Missstände noch effektiver angehen zu können. Mittlerweile ist Ballard allerdings nicht mehr Teil der Vereinigung, da ihm in mehreren Fällen sexuelles Fehlverhalten zur Last gelegt wird.

Monteverdes Kinoarbeit inszeniert ihn hingegen noch heldenhaft. Jim Caviezels Ballard ist hier ein Spezialagent, der auf ein entführtes Geschwisterpaar aus Honduras aufmerksam wird. Nach der Befreiung des Jungen kündigt der Elitesoldat seinen Job und reist auf eigene Faust nach Kolumbien, um das dorthin entführte Mädchen zu retten.

"Sound of Freedom" mag für das wichtige Thema Kindesmissbrauch sensibilisieren wollen. Die um den Film entbrannten Diskussionen drängen jedoch alles andere stark in den Hintergrund. Dass Ballards reichlich ausgeschmückter Geschichte rauer Wind entgegenblies, liegt auch an der vermeintlichen Nähe der O.U.R.-Bewegung zu den Verschwörungsmythen der hochgefährlichen QAnon-Bewegung. Klandestine Netzwerke, die Kinder sexuell ausbeuten, gehören auch dort zum Standardrepertoire. Hauptdarsteller Caviezel, schon mehrfach durch reaktionäre Statements aufgefallen, befeuerte das Ganze zusätzlich mit kruden Aussagen in Werbe-Videos. In den USA wurde "Sound of Freedom" trotz aller Kritik dennoch zu einem Überraschungshit.

Bei seiner Rettungsmission erhält Tim Ballard (Jim Caviezel, links) Unterstützung vom kolumbianischen Polizisten Jorge (Javier Godino). (Bild: Angels Studios/24 Bilder)
Bei seiner Rettungsmission erhält Tim Ballard (Jim Caviezel, links) Unterstützung vom kolumbianischen Polizisten Jorge (Javier Godino). (Bild: Angels Studios/24 Bilder)

Miss Holocaust Survivor

Der Titel deutet es bereits an. In "Miss Holocaust Survivor" geht es um einen Schönheitswettbewerb für weibliche Holocaustüberlebende, der im israelischen Haifa bis 2021 einmal im Jahr abgehalten wurde. Wenig verwunderlich rief die Veranstaltung auch kritische Stimmen auf den Plan. Ein zynischer Scherz oder eine unkonventionelle Form der Selbstermächtigung? Darüber lässt sich sicher trefflich streiten.

Erdacht hat sich das Konzept die Traumatherapeutin Dr. Izabela Grinberg, der es bei dem Wettbewerb in erster Linie auf die innere Schönheit ankommt. Den Teilnehmerinnen möchte sie ermöglichen, sich mit den Verlusten ihrer Kindheit auseinanderzusetzen. Ziel es ist aber natürlich auch, die Erinnerung an das Grauen des Holocaust aufrechtzuerhalten. Was heute wichtiger denn je ist, blickt man auf den immer weiter eskalierenden Nahostkonflikt und den weltweit aggressiv aufflammenden Antisemitismus.

In Radek Wegrzyns Film sprechen die Protagonistinnen über ihre schrecklichen Erlebnisse, den langen Schatten ihrer Erfahrungen und lassen sich bei den Vorbereitungen auf den Wettbewerb begleiten. Parallel taucht das Publikum in den Alltag des Altenheims ein, in dem die meisten Teilnehmerinnen leben. Drei Frauen greift "Miss Holocaust Survivor" besonders heraus: Rita Kasimov-Brown, Tova Ringer und Madeleine Schwartz. Auch wenn man der Idee des Schönheitscontests kritisch gegenüberstehen mag - ihre Erzählungen haben es verdient, gehört zu werden.

Rita Kasimov-Brown erzählt im unkonventionellen Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor" aus ihrem Leben. (Bild: Farbfilm Verleih)
Rita Kasimov-Brown erzählt im unkonventionellen Dokumentarfilm "Miss Holocaust Survivor" aus ihrem Leben. (Bild: Farbfilm Verleih)