Wenn Frankreich weiter blockt: Spanisches Gas könnte über Italien nach Deutschland gelangen

Spanien will seine Ressourcen nutzen, um künftig ein Drittel des Erdgasbedarfs in Europa zu decken. Das Land importiert Gas aus den Vereinigten Staaten, Algerien und Nigeria und verfügt über Terminals und Lagereinrichtungen für Flüssiggas.

Stellt sich nur die Frage, wie das Gas dorthin gelangt, wo es dringend benötigt wird: nach Deutschland. Madrid und Berlin setzen auf die Wiederbelebung eines bereits existierenden Projekts: den Bau der Pyrenäen-Pipeline Midcat zwischen Spanien und Frankreich. In Spanien ist die Röhre bis Hostalric 106 Kilometer südlich der Grenze fertig, in Frankreich fehlen etwa 120 Kilometer. Das Vorhaben wurde 2017 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit gestoppt.

Rund 3 Milliarden Euro würde die Vollendung der Pipeline kosten, die später auch erneuerbare Energien transportieren könnte. Doch Frankreich stemmt sich bisher dagegen.

Alternative Route über das Mittelmeer

In Spanien sei man bereit, sagt Joan Batalla, Präsident vom spanischen Gasverband Sedigas. "Es geht darum, einen Beitrag zur kurzfristigen Versorgungssicherheit zu leisten und das Potenzial unseres Gassystems auszuschöpfen. Vor allem aber geht es darum, zukünftig eine Infrastruktur zu haben, die Biogas und grünen Wasserstoff für ganz Europa kanalisieren kann. Das Potenzial Spaniens ist enorm, darauf weist selbst die EU-Kommission hin."

Blockiert Frankreich weiter, liegt ein anderes Projekt auf den Tisch: die italienische Route über das Mittelmeer von Barcelona nach Livorno. Die Kosten für die rund 700 Kilometer lange Gasleitung wären ähnlich hoch.

Diese Variante wird von auch von Portugal unterstützt, das ebenso wie Spanien Gas exportieren und an das europäische Pipelinenetz angeschlossen werden möchte.