Gauner will Kumpel aus Knast abholen - und fährt selbst ein

image

Aus einem kurzen Knastbesuch wurde ein längerer: Der „Fahndungsinstinkt“ der Bundespolizei überführte einen Dieb kurz vor der deutsch-polnischen Grenze, der gerade seinen Freund aus dem Gefängnis abholte.

Ein 29-jähriger Pole war am Wochenende aus Stettin mit zwei Freunden nach Neubrandenburg herübergefahren, weil er einen Freund nach verbüßter Haftstrafe aus dem dortigen Gefängnis abholen wollte. Auf dem Rückweg geriet das Quartett jedoch in der Ortschaft Polzow im Kreis Vorpommern-Greifswald in eine Routinekontrolle der Bundespolizei. Dabei fiel den Beamten auf, dass der Stettiner vom Amtsgericht Prenzlau wegen gemeinschaftlichem Diebstahl im Mai vergangenen Jahres zu sechs Monaten Haft verurteilt worden war. Die Strafe hatte der Mann jedoch nicht angetreten, wie der Nordkurier berichtete.

Lesen Sie auch: Jahrzehnte unschuldig im Gefängnis

Zurück in den Knast

Also musste der Mann doch noch in den Knast einfahren – mit einjähriger Verspätung. Die Wiedersehensfreude mit seinem Kumpel währte nur kurz, die Bundespolizei nahm den 29-jährigen direkt mit in die andere Richtung, zurück zur 80 Kilometer entfernten JVA Neubrandenburg.

Den Besuchsbereich muss sich der 29-jährige nun von der anderen Seite ansehen. Möglicherweise konnte ihm der Entlassene während der kurzen Autofahrt schon erzählen, was ihn in der JVA erwartet. Zum Beispiel ein Schachzirkel oder eine Laufgruppe, Linoleumboden, eine Zelle mit Doppelbett, zwei Stühle, ein Tisch. Wie lange und wofür der Entlassene einsitzen musste, wollte der dortige Leiter des Fachbereichs Sicherheit nicht sagen.

„Fahndungsinstinkt“ der Bundespolizei

Den ungewöhnlichen Coup erklärte Bundespolizei-Sprecherin Manina Puck so: „Meine Kollegen haben ja einen gewissen Fahndungsinstinkt, die sind seit etlichen Jahren schon dabei.“ In diesem Fall sei ihnen der Wagen während einer Routinekontrolle bei Pomellen im Streifenwagen begegnet. „Man bekommt einfach ein Gefühl für solche Situationen“, erläutert Puck nebulös. Hier habe der Kollege gesagt: Lass uns den mal anhalten, da könnte was sein.

Diese Erfahrungswerte wirkten sich für den Stettiner ungünstig aus. Aber vielleicht besucht ihn ja sein Kumpel im Knast – oder holt ihn nach seiner Strafe ab.

Symbolfoto: Thinkstock

Sehen Sie auch: Breivik gewinnt vor Gericht: Haftbedingungen unmenschlich