"Sie hat Umweltpolitik gemacht": Trittin lobt Merkel bei "Maischberger" und sagt Sorry

Jürgen Trittin zog bei Sandra Maischberger eine Bilanz seines politischen Schaffens. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)
Jürgen Trittin zog bei Sandra Maischberger eine Bilanz seines politischen Schaffens. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Er gilt als Vater des Atomausstiegs: Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin. Er war Europaminister in Niedersachsen, Bundesumweltminister und Fraktionschef der Grünen. Und er war für das Scheitern der Sondierungsgespräche für eine schwarz-grüne Regierung mitverantwortlich.

Am vergangenen Montag verabschiedet sich Jürgen Trittin aus der Tagespolitik - mit einem Knall. Denn schon im Februar hatte er eine Rednerin für seine Laudatio gefunden: Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zu ihr hatte er immer ein gespaltenes Verhältnis. Am Mittwochabend blickt er in der ARD-Talkshow "Maischberger" noch einmal auf seine politische Vergangenheit - und auf die politische Zukunft der Ampelkoalition.

Doch zurück zu Angela Merkel. Die lernte Trittin 1998 kennen. Da hatten SPD und Grüne die Bundestagswahlen gewonnen. Eine Regierung war schnell gebildet - die erste rot-grüne Regierung in Deutschland. Trittin wird Umweltminister. Merkel hatte dieses Amt vor ihm inne. "Ich kriegte nicht nur einen Haufen Akten, die ich durcharbeiten durfte, sondern ich hatte einen Überblick über das, was das Haus gemacht hat, und ich konnte mir sehr schnell einen Eindruck davon verschaffen", erinnert sich Trittin bei Maischberger. Merkel habe keine grüne Umweltpolitik gemacht, aber sie habe Umweltpolitik gemacht, lobt er.

Politisch sind die beiden Konkurrenten. Er habe sie einmal "verlogen" genannt. Das würde er heute nicht mehr tun, entschuldigt sich der Grünen-Politiker für die "Begrifflichkeit", die sich "nicht gehört" habe. 2011 sei das gewesen. Zwei Jahre später gehört er zu der Gruppe, die mit der Union über eine schwarz-grüne Regierung verhandeln soll. Doch nach zwei Sondierungsgesprächen ist schon Schluss. Man habe sich vor allem bei der Bildungspolitik und beim Klimaschutz nicht einigen können. "Der Hintergrund war relativ einfach: Die CSU wollte auf jeden Fall die Koalition mit der SPD", erzählt Trittin. Die ist dann auch ein leichterer Verhandlungspartner. Acht Jahre große Koalition folgen.

"Sie hat keine grüne Umweltpolitik gemacht, aber sie hat Umweltpolitik gemacht", lobte Jürgen Trittin seine Vorgängerin als Bundesumweltministerin, Angela Merkel. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)
"Sie hat keine grüne Umweltpolitik gemacht, aber sie hat Umweltpolitik gemacht", lobte Jürgen Trittin seine Vorgängerin als Bundesumweltministerin, Angela Merkel. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Dass es überhaupt zu Sondierungsgesprächen zwischen Union und Grünen kommt, liegt an der FDP. Die hatte zwischen 2009 und 2013 eine Koalition mit CDU und CSU gebildet. Die ist von ständigen Streitigkeiten und heftigen Auseinandersetzungen geprägt. Darüber sind die Wähler sauer und verpassen den Liberalen bei den Bundestagswahlen einen Denkzettel: Die FDP scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde, ist nicht mehr im Parlament vertreten.

Die Situation unter schwarz-gelb erinnert ein wenig an das, was sich zurzeit in der Ampelkoalition abspielt. Einen Unterschied gibt es jedoch: Die schwarz-gelben Koalitionäre können sich von Anfang an nicht vertragen. Doch beide Parteien ziehen den Streit volle vier Jahre lang durch - und beschließen währenddessen den Atomausstieg zu einem früheren Termin als seinerzeit rot-grün.

Auch die Ampelkoalition werde bis zum Ende durchhalten. Da ist sich Trittin ziemlich sicher. Er sagt: "Objektiv ist es so, dass sowohl die FDP wie die SPD und die Grünen ein Interesse daran haben, nicht als gescheitert in die Bundestagswahl zu gehen. Das strategische Interesse, diese Koalition zu Ende zu führen, ist bei allen Koalitionspartnern eigentlich überwiegend." Es komme darauf an, die schwierigen Zeiten und die Rückschläge durchzuhalten, um dann mit den Leistungen an der Regierung in den Wahlkampf zu gehen. Bei den Grünen habe das funktioniert.

Dass sich Trittin ins Rentnerdasein zurückzieht, ist kaum zu erwarten. Obwohl: Das Alter dazu hätte er. In zwei Monaten wird er 70 Jahre alt. "Meine Gedanken werde ich bei der einen oder anderen Gelegenheit äußern", kündigt er an, "aber ich werde mich raushalten, das tagespolitisch Aktuelle zu kommentieren."

Mal sehen, wie lange Trittin das durchhält.