Ifo-Präsident Clemens Fuest - Grünes Wirtschaftswunder? „Wir bewegen uns da in einer Welt der Illusionen“

Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, bei einer Veranstaltung Anfang April in Berlin (Archivbild)<span class="copyright">Britta Pedersen/dpa</span>
Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, bei einer Veranstaltung Anfang April in Berlin (Archivbild)Britta Pedersen/dpa

Unnötig kompliziert und unnötig teuer findet Ifo-Präsident Clemens Fuest die deutsche Klimapolitik. Der Ökonom plädiert für eine simplere Lösung - und fordert: Bei den Kosten der Transformation muss sich die Politik ehrlich machen.

Die Politik macht den dringend notwendigen Klimaschutz nach Einschätzung von Ifo-Pr äsident Clemens Fuest unnötig kompliziert und teuer. Klimaschutz wäre einfacher, schneller und billiger zu schaffen mit einem flächendeckenden CO2-Preis, sagte Fuest am Mittwoch beim Nachhaltigkeitsgipfel der "Süddeutschen Zeitung" in München. Es seien keine detaillierten CO2-Vorschriften für Heizungsbesitzer, Unternehmen oder für Autofahrer nötig: "Das wird dann einfach beim Tanken bezahlt. Ende der Durchsage."

Heute ermittelten Betriebe mit enormem Aufwand ihren CO2-Fußabdruck. "Ich halte das für komplett überflüssig", sagte Fuest. Mit der Ausgabe einer begrenzten, stetig sinkenden Menge von CO2-Ausstoß-Berechtigungen "würde Klimaschutz weniger kosten" und viel Zeit und Bürokratie ersparen.

"Blut, Schweiß und Tränen"

Deutsche-Bank-Manager Jörg Eigendorf sagte: "Wenn die deutsche Wirtschaft verlässlich wüsste, in zehn Jahren ist der CO2-Preis dreimal so hoch, würde das zu ganz anderen Investitionsentscheidungen führen." Die Kosten des Klimawandels fielen als Hitzewelle oder Unwetter irgendwo an. Der Markt bepreise die Klimaschäden nicht. Das müsse der Staat machen und über den Emissionshandel CO2 verknappen. Creditreform-Manager Benjamin Mohr sagte, die Betriebe erwarteten "klare Rahmenbedingungen von der Politik".

Fuest sagte, die Bundesregierung verschweige den Wählern die Kosten der Energiewende. Versprochen werde ein Wirtschaftswunder, doch zunächst führe die Transformation zu "Blut, Schweiß und Tränen", sagte Fuest: "Wir bewegen uns da in einer Welt der Illusionen." Die Regierung solle die Bürger endlich "wie erwachsende Menschen behandeln und nicht wie Kinder". Windräder produzierten den Strom, der bisher von Kohlekraftwerken erzeugt wurden, kosteten aber erst einmal Geld. "Wir müssen also Verzicht leisten, mindestens in der Übergangszeit."

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