Der Welt-Klima-Ticker von FOCUS online Earth - Dürre zwingt Frauen zu längerem Wasser-Schleppen - doch es gibt eine Lösung

<span class="copyright">imago/CHROMORANGE</span>
imago/CHROMORANGE

Die News zum Thema Klima und Nachhaltigkeit weltweit. Bleiben Sie informiert über wichtige Neuigkeiten - kompakt, schnell und konstruktiv.

+++ Der Welt-Klima-Ticker +++

Klima-Fakt des Tages: Wegen Klimawandel brauchen Frauen bis zu 50 Prozent mehr Zeit für das Wasserholen

Freitag, 28. Juni, 09.17: Aktuell haben weltweit zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Verantwortung fürs Wasserholen liegt meist bei Frauen und Mädchen. Eine Studie, die im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurde, zeigt nun: Wird die globale Erwärmung nicht unter 2 Grad Celsius gehalten, könnte die Zeit, die fürs Holen von Trinkwasser gebraucht wird, um durchschnittlich 30 Prozent steigen. Ursächlich dafür seien erhöhte Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster. Menschen in Ost- und Zentralafrika müssten mit 20–40 Prozent mehr Zeit fürs Wasserholen rechnen. In Südamerika und Südostasien könnte sich der Zeitaufwand sogar verdoppeln.

Im Zeitraum 1990-2019 verbrachten Frauen und Mädchen in Haushalten ohne fließendes Wasser weltweit zwischen 4 Minuten (Indonesien) und 110 Minuten (Äthiopien) täglich mit dem Wasserholen. Diese Zeit geht auf Kosten ihrer Bildung, Arbeit und Freizeit und bringt zudem erhebliche physische und psychische Belastungen mit sich.

Lösungsansatz: Kenianisches Start-up nutzt Luftfeuchtigkeit zur Trinkwasser-Gewinnung in Dürregebieten

Beth Koigi, eine Unternehmerin aus Kenia, hat eine innovative Methode entwickelt, um Wasser aus der Luft zu gewinnen - insbesondere in trockenen Gebieten, die stark von Dürren betroffen sind. Mit solarbetriebenen „atmosphärische Wassergeneratoren“ extrahiert ihr Unternehmen Majik Water große Mengen Trinkwasser direkt aus der Atmosphäre. Die Geräte saugen Luft durch spezielle Filter ein und kühlen sie ab. Dadurch kondensiert der in der Luft enthaltene Wasserdampf zu flüssigem Wasser. Das kondensierte Wasser wird durch weitere Filter und Reinigungssysteme trinkbar gemacht und anschließend über Wasserkioske zu erschwinglichen Preisen an die lokale Bevölkerung abgegeben.

„Wir verkaufen das Wasser zu einem Preis, der es uns erlaubt, die operativen Kosten zu decken und kein weiteres Geld nachschießen zu müssen“, erklärt die Start-up-Gründerin. Der Preis von zehn Kenia-Shillingen, etwa sieben Cent, pro Liter sei sehr viel geringer als jener der direkten Konkurrenz, berichtet der Standard.

Aktuell versorgen Beth Koigi und ihr Team 2400 Menschen pro Tag mit Trinkwasser. Sie planen, ihre Kapazitäten deutlich zu erweitern. Ihr Ziel ist es, die Technologie in ganz Subsahara-Afrika zu etablieren sowie in Gebieten wie Tansania und dem Sudan, die besonders unter Wasserknappheit leiden.

Indische Kohle-Familie baut grünen Energie-Park, der aus dem All zu sehen ist

Donnerstag, 21. März, 13.23 Uhr: In Indien entsteht eines der größten Energieprojekte der letzten Jahre. Der „Khavda Renewable Energy Park“ wird in einer westindischen Salzwüste errichtet und soll fünfmal größer als Paris sein - und soll sogar aus dem Weltraum zu sehen sein.

Verantwortlich für das 20 Milliarden-Dollar-Projekt ist der Energiekonzern Adani Green Energy Limited (AGEL). Konkret sollen im Energiepark auf über 500 Quadratkilometer Solar- und Windkraft gebaut werden, die so viel grüne Energie erzeugen, dass sie für fast 16 Millionen indische Haushalte reicht.

Die Salzwüste ist laut AGEL der perfekte Standort: Eine große weite Region, ohne Wildtiere, Vegetation oder Dörfer, die durch den Bau gestört sein könnte. Fertig werden soll das Ganze in knapp fünf Jahren.

Ein solch riesiges Projekt ist für Indiens ehrgeizige Klimaziele notwendig, wegen der stetig wachsenden Bevölkerung und dem damit einhergehenden Strombedarf. Bislang erzeugt Indien noch 70 Prozent ihres Stroms durch Kohleverbrennung.

An dem Kohle-Geschäft hat auch der Konzern des neuen Energie-Parks verdient: Die Adani-Gruppe ist einer der größten Entwickler und Betreiber von Kohleminen in Indien. Die Adani-Gruppe wurde heftig kritisiert und der Kursmanipulation und Bilanzfälschung beschuldigt. Darüber hinaus betreibt die Gruppe die umstrittene Carmichael Coal Mine in Australien - jene Mine, die Klimaaktivisten als „Todesurteil“ für das Great Barrier Reef bezeichnet haben.

„Earth-2“: Supercomputer soll jetzt den Klimawandel vorhersagen

Dienstag, 19. März, 14.28 Uhr: Der Grafikprozessorhersteller Nvidia hat eine Plattform namens „Earth-2“ vorgestellt, die das Klima der Erde simulieren kann. Dieser sogenannte “digitale Zwilling” soll den zunehmenden wirtschaftlichen Schäden durch extreme Wetterereignisse trotzen, die durch den Klimawandel verstärkt auftreten.

Die Präsentation von Earth-2 fand auf einer Konferenz von Nvidia in Kalifornien statt. “Klimabedingte Katastrophen sind mittlerweile an der Tagesordnung: Historische Dürren, katastrophale Hurrikane oder Jahrhundertfluten tauchen mit erschreckender Häufigkeit in den Nachrichten auf”, sagte CEO Jensen Huang auf der Veranstaltung. “Earth-2 soll uns helfen, uns besser auf extreme Wetterereignisse vorzubereiten.”

Die Software kann auf einer Vielzahl von Supercomputern laufen. Wie gut die Vorhersagen sind, hängt davon ab, wie viel Rechenleistung zur Verfügung steht. Langfristig will das Unternehmen mit Earth-2 den Klimawandel für die nächsten Jahrzehnte vorhersagen.

So sieht die Demo-Version von Earth-2 aus<span class="copyright">Nvidia</span>
So sieht die Demo-Version von Earth-2 ausNvidia

Die Plattform nutzt unter anderem KI-Modelle, um hochauflösende Simulationen zu erstellen. Diese sind laut Nvidia tausendmal schneller und dreitausendmal energieeffizienter als bisherige numerische Modelle.

Extreme Wetterereignisse verursachen nach Angaben des Herstellers jährlich wirtschaftliche Schäden in Höhe von fast 130 Milliarden Euro. Mit Earth-2 können Nutzer interaktive Simulationen erstellen, die von lokalen Wetterphänomenen bis hin zu großräumigen atmosphärischen Bedingungen reichen. Die Modelle können innerhalb von Sekunden Warnungen ausgeben.

Eine der ersten Behörden, die Earth-2 nutzen wird, ist die taiwanesische Wetterbehörde. Ziel ist es, Taifune besser vorhersagen zu können.


Weitere Nachrichten zum Thema Klima finden Sie hier.