Igor Jeftić über Diversität bei den "Rosenheim-Cops": "Der gute Wille zählt"

In seiner Freizeit segelt Kommissar Sven Hansen (Igor Jeftić) gerne - ob Schauspieler Jeftić das ein oder andere von seiner Rolle übernommen hat, verrät er im Interview. (Bild:  ZDF und Bojan Ritan)
In seiner Freizeit segelt Kommissar Sven Hansen (Igor Jeftić) gerne - ob Schauspieler Jeftić das ein oder andere von seiner Rolle übernommen hat, verrät er im Interview. (Bild: ZDF und Bojan Ritan)

Seit fast 15 Jahren ermittelt er als Sven Hansen bei den "Rosenheim-Cops": Igor Jeftić blickt zum Start der 23. Staffel auf eine bewegte Erfolgsgeschichte zurück. Der 51-Jährige über "ein bisschen Privatsphäre", skurrile Fan-Begegnungen und den verstorbenen Co-Star Joseph Hannesschläger.

Seinetwegen bringen Frauen ihre Männer dazu, "verrückte Dinge zu tun": Igor Jeftić schlüpft seit knapp 15 Jahren in die Rolle des Kommissars Sven Hansen. Als einer der "Rosenheim-Cops" lässt er vor allem die Herzen der weiblichen Zuschauerschaft höher schlagen. Wie es um das Privatleben des 51-jährigen Schauspielers bestellt ist, darüber spricht er im Staffelstart-Interview ebenso wie über "Diversity" und Heimatgefühle. Im ZDF geht der rasend beliebte Oberlandkrimi schon in die 23. Staffel (ab 10. Oktober, dienstags, 19.25 Uhr).

teleschau: Herr Jeftić, Sie gelten bei "Die Rosenheim-Cops" als absoluter Frauenschwarm - werden Sie auf offener Straße angeschmachtet?

Igor Jeftić: (lacht). Ja, ich spüre diese Energie, dass Frauen oder Fans mich auf Anhieb mögen, weil ich in ihren Augen eben der charmante Herr Hansen bin. Und manchmal bringen Frauen sogar ihre Männer dazu, verrückte Dinge zu tun ...

teleschau: Worauf spielen Sie an?

Jeftić: Ich war in einem Hotel, und als es an der Tür klopfte, stand plötzlich der Hausmeister im Zimmer. Er fragte mich, ob ich ihm ein Autogramm für seine Frau geben könne, die ein großer Fan sei - das habe ich natürlich gemacht. Dann wollte er noch ein Foto - auch das habe ich natürlich gemacht. Und zum Schluss wollte er gegen Bezahlung meine Mütze haben, auf der ich unterschreiben sollte.

teleschau: Haben Sie die Mütze verkauft?

Jeftić: Das Geld nahm ich natürlich nicht an, die Mütze war ein Geschenk an seine Frau. Solche Anekdoten klingen vielleicht komisch, sind aber eigentlich nette Geschichten. Wenn dann "zufällig" jemand im Restaurant bei mir um die Ecke sitzt, dort auf mich wartet und mich anspricht, wird es allerdings unangenehm. Man stellt sich natürlich die Frage: Woher weiß derjenige, wo ich wohne?

teleschau: Wie gehen Sie damit um?

Jeftić: Ich glaube, mit der Zeit gewöhnt man sich an vieles. Nur vor meiner Haustür fängt mich hoffentlich niemand ab. Ein bisschen Privatsphäre brauchen auch wir Personen des öffentlichen Lebens.

Seit knapp 15 Jahren verkörpert Igor Jeftić den Kommissar Sven Hansen. Er gilt als Charmeur und Frauenschwarm in der ZDF-Reihe "Die Rosenheim-Cops". Im Interview anlässlich der neuen Folgen (ab Dienstag, 10. Oktober, 19.25 Uhr, wöchentlich) spricht der 51-Jährige über Zukunftspläne, Privatsphäre und Heimatgefühle. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger - klick)

"Die Rolle wird einem immer ähnlicher"

teleschau: Sie spielen den Kommissar Hansen seit knapp 15 Jahren. Haben Sie schon bestimmte Eigenschaften der Figur angenommen?

Jeftić: Das ist tatsächlich interessant zu beobachten: Es gibt eine wechselseitige Angleichung. Es fließt immer mehr von mir in Herrn Hansen ein. Die Rolle wird einem immer ähnlicher. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass ich etwas von ihm mit nach Hause nehme. Nicht sein Fachwissen oder seinen Kleidungsstil natürlich. Ich meine zum Beispiel bestimmte Manierismen, den Humor oder das Tempo. Zugegeben, wenn ich nach einem Drehtag nach Hause komme, fragen meine Freundin oder meine Freunde manchmal schon, was mit mir los ist (lacht). Nun - Herr Hansen ist los. Er färbt eben doch ab.

teleschau: Worauf gründet Ihrer Meinung nach der Erfolg der Heimatkrimi-Reihe?

Jeftić: Dazu braucht es ein paar Zutaten. Es ist die Mischung aus einem spannenden Kriminalfall, den wir lösen, dem landschaftlich traumhaften Oberland und den Privatgeschichten, die erzählt werden. Zum Großteil ist es außerdem die Chemie, die zwischen den Schauspielern herrscht. Sie bringt ein ganz eigenes Flair. Nicht zu vergessen, dass eine vertraute Besetzung mit Personen wie Frau Stockl (Sekrektären im Kommissariat, gespielt von Marisa Burger, d. Red.) die Zuschauer bindet.

Eine der großen Wahrheiten der beliebten ZDF-Krimiserie "Die Rosenheim-Cops" geht so: Die Rosenheimer Kommissare Stadler (Dieter Fischer, links) und Hansen (Igor Jeftic, rechts) können sich auf  Polizist Mohr (Max Müller) verlassen. (Bild: ZDF / Christian A Rieger / klick )
Eine der großen Wahrheiten der beliebten ZDF-Krimiserie "Die Rosenheim-Cops" geht so: Die Rosenheimer Kommissare Stadler (Dieter Fischer, links) und Hansen (Igor Jeftic, rechts) können sich auf Polizist Mohr (Max Müller) verlassen. (Bild: ZDF / Christian A Rieger / klick )

Igor Jeftić über kulturelle Unterschiede: "Die Herzlichkeit der Bayern ist unschlagbar"

teleschau: Sie drehen im Voralpenland und leben in München. Geboren sind Sie im ehemaligen Jugoslawien und aufgewachsen in Stuttgart. Wo ist für Sie "Heimat"?

Jeftić: Für mich ist Heimat eine Mischung aus Stuttgart und Belgrad, wo wir immer einmal im Jahr unseren Familienurlaub verbracht haben. Ich spreche natürlich auch beide Sprachen: Serbisch und Deutsch. Auch die Sprachen machen für mich Heimat aus. Wenn ich jemanden Serbisch sprechen höre, kommen bei mir Heimatgefühle auf. An München hingegen gefällt mir, dass es als Stadt recht gut funktioniert. Hier ist es nicht so chaotisch wie zum Beispiel in Berlin. Ich liebe das Umland, die Berge, die Seen, die Architektur auf dem Land. Was mich immer wieder aufs Neue begeistert, ist, wie sehr die Münchner, oder die Bayern allgemein, ihr Land lieben. Und die Herzlichkeit der Bayern ist unschlagbar (lacht).

teleschau: Das klang jetzt etwas ironisch.

Jeftić: Nein, nein. Die Bayern sind sehr offen. Das schätze ich. Ich meinte nicht, dass Bayern von Natur aus ruppig sind, wie es das eine oder andere Klischee oftmals impliziert. Aber ein bisschen Grobheit schadet nie und kann sowohl nett als auch amüsant sein.

teleschau: Sie sind noch sehr mit Ihren Wurzeln verbunden?

Jeftić: Ja, auf jeden Fall. Belgrad spielt eine ebenso wichtige Rolle wie das Schwabenländle. Ich habe auch zwölf Jahre in Berlin gelebt, bevor ich zu den "Cops" ging. Rein genetisch bin ich natürlich Serbe, aber die Sozialisation ist entscheidend. Man bekommt das Temperament des Landes, in dem man lebt. Ich merke durchaus die Unterschiede zwischen mir und den Ex-Jugoslawen. Ich bin zwar deutsch und serbisch, aber nicht besonders schwäbisch (lacht). Ich bin weder besonders sparsam noch möchte ich Kehrwoche haben ...

Die Kommissare Stadler (Dieter Fischer, links) und Hansen (Igor Jeftić) erwarten nach dem Mord an Rosenheims "Knödelkönig" in der Auftaktfolge der 23. Staffel (ab Dienstag, 10. Oktober, 19.25 Uhr, wöchentlich) angespannt die Laborergebnisse von Rechtsmedizinerin Atay (Sevda Polat) im Rahmen ihres aktuellen Mordfalls. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)
Die Kommissare Stadler (Dieter Fischer, links) und Hansen (Igor Jeftić) erwarten nach dem Mord an Rosenheims "Knödelkönig" in der Auftaktfolge der 23. Staffel (ab Dienstag, 10. Oktober, 19.25 Uhr, wöchentlich) angespannt die Laborergebnisse von Rechtsmedizinerin Atay (Sevda Polat) im Rahmen ihres aktuellen Mordfalls. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)

Bei den "Rosenheim-Cops" wird "auf jeden Fall versucht, diverser zu besetzen"

teleschau: Merken Sie bei den "Rosenheim-Cops", dass für verschlungene Biografien wie Ihre mehr Platz eingeräumt wird?

Jeftić: Es wird auf jeden Fall versucht, diverser zu besetzen. Einer meiner Kollegen hat kurdische Wurzeln. Es gibt immer einen Bairisch und einen Hochdeutsch sprechenden Kommissar. Außerdem wird das Kommissariat bei uns mit den neuen Folgen auch wieder weiblicher. Wir versuchen, mit der Zeit zu gehen.

teleschau: Mit Erfolg?

Jeftić: Der gute Wille zählt, würde ich sagen (lacht). Aber letztlich ist es nicht die Aufgabe irgendeines Formats, die Gesellschaft authentisch widerzuspiegeln. Es geht darum, allen Menschen mehr Chancen zu geben, mitzumachen, und zu zeigen, dass man ein modernes Bild vertritt und keines von gestern. Wir versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen. Es obliegt jedoch nicht der Serie, eine Realität dazustellen, die sich sowieso ständig ändert. Wir bewegen uns ja immer noch im fiktiven, leichten Unterhaltungsbereich.

teleschau: Die "Rosenheim-Cops" vermitteln ja auch eher ein Idealbild der Polizei - mit Unterhaltungswert dazu.

Jeftić: Wir sind eine Polizei mit 100 Prozent Aufklärungsquote. Eine Polizei, die nie übergriffig oder brutal ist. Ein anderes Beispiel: Bei der echten Polizei in Rosenheim sitzen in einem Raum sieben Mitarbeiter vor riesigen Monitoren, die nur Anrufe entgegennehmen und Einsätze koordinieren. Bei uns sitzt Frau Stockl am Telefon. So viel zur Realität. Wir haben nicht die Absicht, alles so real und komplex darzustellen. Unser Publikum soll sich zurücklehnen, entspannen und miträtseln. Was draußen in der echten Welt stattfindet, sollte da keine Rolle spielen ...

teleschau: Wie reagieren die Menschen in Rosenheim auf Sie? Gehört man da nach so langer Zeit schon zum kulturellen Inventar?

Jeftić: Die Menschen reagieren total positiv. Die Serie wurde zu einer Art Aushängeschild für die wuselige Stadt. Es werden auch Führungen "auf den Spuren der Rosenheim-Cops" angeboten. Manche Leute kommen nur der Serie wegen nach Rosenheim. Und wenn sie dann auch noch einen von uns treffen, ist das Glück natürlich perfekt (lacht). Es tut vielen Leuten gut, dass wir ihre Stadt und ihr Umland zeigen - im Rahmen eines positiven Formats, das Touristen anzieht.

Neue Staffel, neue Fälle: Die beiden Kommissare Stadler (Dieter Fischer, links) und Hansen (Igor Jeftić) wären ohne die Hilfe von Frau Stockl (Marisa Burger) aufgeschmissen. Die quirlige Sekretärin weiß, wo sie nachforschen muss - auch bei Mordfällen. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)
Neue Staffel, neue Fälle: Die beiden Kommissare Stadler (Dieter Fischer, links) und Hansen (Igor Jeftić) wären ohne die Hilfe von Frau Stockl (Marisa Burger) aufgeschmissen. Die quirlige Sekretärin weiß, wo sie nachforschen muss - auch bei Mordfällen. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)

Igor Jeftić über "Ellenbogengeschichten" mit dem verstorbenen Joseph Hannesschläger

teleschau: Joseph Hannesschläger war lange eines der populärsten Gesichter der Serie und in mehr als 400 Folgen zu sehen. 2020 starb er nach schwerer Krankheit.

Jeftić: Das war eine schwierige Zeit. Er fehlt uns sehr. Ich habe sehr gerne an seiner Seite gespielt. Am Anfang hatten wir unsere Schwierigkeiten, aber wir haben uns durchgebissen und sind ein gutes Team geworden. Uns verband eine gute Freundschaft. Dass er so früh von uns ging, war ein Schock. Ich vermisse seine Energie, seine Art und vor allem seinen Humor.

teleschau: Warum hatten Sie Startschwierigkeiten?

Jeftić: Ach, das waren Ego-Probleme unter Männern (lacht). Ich kam dazu, er war schon von Anfang an dabei - es war zwischenzeitlich einfach nicht ganz klar, wer dominiert und wie die Rollen aufgeteilt werden. Es handelte sich dabei lediglich um ein paar Ellenbogengeschichten, nichts Tragisches. Heute ist wichtig, dass wir das hinter uns lassen konnten und jahrelang Spaß miteinander hatten.

teleschau: Wie hat das Team den Verlust aufgenommen?

Jeftić: Vor allem in der ersten Zeit wurde er häufig erwähnt, gemeinsam schwelgte man in Erinnerungen an ihn. Sein Ableben hinterließ für alle eine plötzliche Leere. Ein Andenken an ihn haben wir uns am Set behalten: Auf seinem alten Schreibtisch liegen noch ein paar Sachen von ihm herum, die bleiben da auch für immer.

teleschau: Wie geht es für Sie nach 15 Jahren "Rosenheim-Cops" weiter?

Jeftić: Ich überlege eigentlich jedes Jahr, ob ich weitermache oder aufhöre. Und jedes Jahr entscheidet sich die Produktion für mich, und ich entscheide mich weiterzumachen. Aber es könnte natürlich auch jedes Jahr anders sein. Klar, ich möchte mich als Schauspieler weiterentwickeln und andere Sachen machen. Aber manchmal ist es schwierig, in den kleinen Drehpausen, die wir haben, ein anderes Projekt unterzubringen, ohne dass es zu Überschneidungen kommt. Einerseits bin ich mit dem Dreh natürlich voll ausgelastet und freue mich auch, wenn ich hier und da einfach nur frei habe ... Aber eine interessante Rolle in einem guten Projekt zu spielen, da bin ich immer dabei!

"Ich vermisse seine Energie, seine Art und vor allem seinen Humor": Igor Jeftić (rechts) erinnert sich im Interview an die Zusammenarbeit mit dem 2020 verstorbenen Joseph Hannesschläger. Seit 2008 waren die beiden Kollegen und klärten als "die Rosenheim-Cops" spannende Fälle auf. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger)
"Ich vermisse seine Energie, seine Art und vor allem seinen Humor": Igor Jeftić (rechts) erinnert sich im Interview an die Zusammenarbeit mit dem 2020 verstorbenen Joseph Hannesschläger. Seit 2008 waren die beiden Kollegen und klärten als "die Rosenheim-Cops" spannende Fälle auf. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger)