Jebel Jassassiyeh: historische Kulturerbestätte in Katar

Rund 60 Kilometer außerhalb von Doha liegt eine geheimnisumwobene Ausgrabungsstätte in Katar. Dort finden sich hunderte Zeichnungen aus einer lange vergangenen Zeit.

Jebel Jassassiyeh in Katar
Im linken Vordergrund ist ein eingekratztes Schiff aus der Vogelperspektive zu erkennen. Seitlich stehen vermutlich die Ruder ab. Foto: getty images

Im Nordosten des Wüstenstaates Katar liegt der Ort Jebel Jassassiyeh. Es handelt sich um eine sogenannte Felskunststätte, wo vor langer Zeit Menschen geometrische Figuren, aber auch Tiere und andere Motive aus ihrer Umwelt, in versteinerte Sanddünen geschnitzt haben.

Mittlerweile haben Archäolog*innen rund 900 solcher historischen Kunstwerke entdeckt. Sie ist damit einmalig auf der Welt.

Einzigartige Kunst

CNN hat dazu kürzlich den Verantwortlichen für die Ausgrabungen, Ferhan Sakal, befragt. Der sagt: „Felszeichnungen sind auf der Arabischen Halbinsel verbreitet. Aber einige der Arbeiten in Jebel Jassassiyeh sind einzigartig und können in dieser Form an keinem anderen Ort der Welt gefunden werden.“

Die sogenannten Petroglyphen würden, fährt der Archäologe fort, ein besonderes Maß an Kreativität und Beobachtungsgabe seitens der frühen Künstler*innen zeigen – und ebenso von abstraktem Vorstellungsvermögen. Denn unter den Schnitzereien finden sich Darstellungen von Schiffen aus der Vogelperspektive. Die konnten die Menschen damals nicht einnehmen, sie mussten sich also vorstellen, wie die Schiffe von oben aussehen und diese geistigen Bilder dann in die Wände ritzen.

Viele Getränkebehälter

Entdeckt wurden die Ausgrabungsstätten, es sind bislang insgesamt zwölf nahe gelegene Orte, im Jahr 1957. In den folgenden Jahrzehnten wurden die meisten der Kunstwerke aufwändig dokumentiert und katalogisiert. So weiß man heute, dass über ein Drittel der Schnitzereien Getränkebehälter wie Becher und Vasen zeigen, in unterschiedlichen Formen und Größen.

Doch längst sind nicht alle Geheimnisse, die die Darstellungen umgeben, gelöst. Bis heute streiten sich Historiker*innen vor allem um eine häufig dargestellte geometrische Form.

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Es handelt sich um zwei parallele Reihen, die aus jeweils sieben Löchern bestehen. Manche glauben, dass sie zu einem Spiel gehört haben müssen, bei dem Menschen kleine Steine in die Vertiefungen werfen mussten. Andere halten die Formen für Aufbewahrungsmöglichkeiten, beispielsweise für Perlen. Auch der Wahrsagerei oder Berechnung von Gezeiten könnten die Löcher gedient haben, immerhin liegt die Ausgrabungsstätte nahe am Persischen Golf.

Viele Geheimnisse – sogar um das wahre Alter

Ihr tatsächlicher Zweck ist heute schwierig zu bestimmen. Dazu sagt Sakal: „Wir haben bislang keine Hinweise auf die in Jebel Jassassiyeh verwendeten Motive gefunden.“ Ob die Löcher einem Spiel dienten, will er also nicht ausschließen oder bestätigen. Es gibt laut dem Experten auch noch eine weitere Möglichkeit: „Meiner Meinung nach könnten sie auch eine rituelle Bedeutung haben, die aber so alt ist, dass sie heute ethnografisch nicht mehr erklärt werden kann.“

Das wirft eine weitere Frage auf: Wie alt sind die Darstellungen in den Felsen genau? Auch das sei bislang nicht verlässlich zu beantworten, sagt Sakal: „Wir wissen es nicht. Es ist kompliziert, Petroglyphen –Felskunst im Allgemeinen – zu datieren.“ Hypothesen zum Alter reichten von der Jungsteinzeit bis zur spätislamischen Zeit. „Persönlich glaube ich nicht, dass alle Zeichnungen zur gleichen Zeit entstanden sind.“

Eine wissenschaftliche Untersuchung vor wenigen Jahren ergab allerdings, dass die Felszeichnungen nicht älter seien als einige Jahrhunderte. Doch einschränkend hieß es dabei, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um das zu bestätigen.