Karneval trotz Krieg in Osteuropa? So reagieren die TV-Sender auf die aktuelle Lage

Das ZDF hat die Mädchensitzung "Kölle Alaaf!" mit Sitzunspräsidentin Nathalie Bergdoll kurzfristig abgesagt. (Bild: ZDF / Frank Hempel)
Das ZDF hat die Mädchensitzung "Kölle Alaaf!" mit Sitzunspräsidentin Nathalie Bergdoll kurzfristig abgesagt. (Bild: ZDF / Frank Hempel)

Der Kölner Rosenmontagszug ist wegen des Krieges in der Ukraine abgesagt - und somit auch die Live-Übertragung im WDR. Doch wie sieht es mit dem restlichen Karnevalsprogramm im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aus?

"Auch 2022 überträgt das ZDF, schon traditionell, zur Weiberfastnacht die Kölner Karnevalssitzung", verlautbarte der Mainzer Sender vor wenigen Wochen. Bereits im Januar wurde diesmal vor 450 Gästen im Kölner Tanzbrunnen open air aufgezeichnet, am Donnerstagabend sollte zur Primetime die Ausstrahlung folgen. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine entschloss sich das ZDF jedoch kurzfristig dazu, auf die Sendung zu verzichten. Stattdessen informierte ein rund zweistündiges "maybrit illner spezial" aktuelle Lage.

In den Straßen Kölns hingegen wurde anlässlich der Weiberfastnacht trotz des Ukraine-Russland-Konflikts ausgelassen gefeiert. "Nach zwei Jahren Pandemie ist die Sehnsucht danach sehr groß - und das Absagen mit so kurzem Vorlauf rein organisatorisch auch gar nicht möglich", teilte das Festkomitee laut Medienberichten gegenüber dpa mit. "Es wäre aus unserer Sicht auch das falsche Signal." Im Netz reagierten viele Menschen fassungslos auf diese Erklärung. Doch wie ist die Stimmung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Wie steht es um die weiteren Karnevalssendungen im ZDF, im Ersten und im WDR, die für diese und kommenden Woche geplant waren?

Ob Sitzungspräsident Andreas Schmitt am Freitag, 20.15 Uhr, im die besten Redner und Sänger der Mainzer Fastnacht präsentieren wird? Noch hat das ZDF das Programm für Freitagabend nicht geändert. (Bild: ZDF / Torsten Silz)
Ob Sitzungspräsident Andreas Schmitt am Freitag, 20.15 Uhr, im die besten Redner und Sänger der Mainzer Fastnacht präsentieren wird? Noch hat das ZDF das Programm für Freitagabend nicht geändert. (Bild: ZDF / Torsten Silz)

Für den WDR hagelte es Kritik

Der Westdeutsche Rundfunk hatte sich zunächst einer ungewöhnlichen Zwischenlösung entschieden. Wie der Sender am Vormittag mitgeteilt hatte, sollte die um 11 Uhr gestartete Live-Strecke zum Karneval wie geplant weiterhin übertragen werden, man wolle jedoch "die Tonalität der aktuellen Situation anpassen". Die Sendung wollte "in ihrem Charakter die Ambivalenz der Ereignislage abbilden", wie es in einer Meldung hieß.

Das bedeutete: Für einige Stunden blieb das geplante Programm des WDR zumindest in weiten Teilen bestehen. Online musste der Sender viel Kritik für die Entscheidung einstecken, die Sendungen vorerst nicht abgesagt zu haben. "Gelebte Ignoranz", kommentierte ein Twitter-Nutzer das Programm des WDR. "Welche eine Niedertracht. Schämt euch, WDR", schrieb ein anderer - und fügte hinzu: "Ich hab keine Worte, wie ich das Ukrainer:innen erklären könnte. Jedem Beteiligtem gilt meine Verachtung."

WDR streicht alle Karnevalssendungen

Angesichts derartiger Vorwürfe schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der WDR vom geplanten Kurs abwich. So wurde die Sendung "Weiber Live" nach drei von geplanten sieben Stunden vorzeitig beendet. Laut "DWDL.de" hätten die Moderatorinnen Susanne Wieseler und Anna Planken erklärt, es sei unter den derzeitigen Bedingungen "zunehmend schwer, Karneval zu feiern". Am Donnerstnachmittag stand schließlich fest: Der WDR streicht alle Karnevalssendungen aus dem Programm.

Dazu gehören unter anderem "Jet zo laache! Unsere besten Karnevalsredner" (Freitag, 25. Februar, 20.15 Uhr), "Glückwunsch Guido Cantz: 30 Jahre Karneval!" (Samstag, 26. Februar, 20.15 Uhr) sowie die Live-Übertragung des Kölner Rosenmontagszugs - den das Festkomitee ohnehin selbst bereits am Donnerstag abgesagt hatte.

Karneval im ZDF: Nur online statt im TV

Auch "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" - ursprünglich im ZDF-Programm eingeplant für Freitag, 25. Februar, 20.15 Uhr - wird nicht im TV zu sehen sein. Der Mainzer Rosenmontagszug und alle Sitzungen wurden ohnehin bereits im Voraus abgesagt wegen Corona, die Mutter aller Fastnachtsitzungen hingegen sollte trotzdem stattfinden und wurde vorab aufgezeichnet.

Während sich der ZDF zunächst bedeckt hielt, stand am Donnerstagabend fest: Die Sendung wird gestrichen. "Aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine verzichten wir auf die Ausstrahlung von 'Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht' im Hauptprogramm", teilte der Sender in einem Statement gegenüber der "dpa" mit. Die Sitzung sei lediglich ab Freitag, 20.15 Uhr, in der ZDF Mediathek abrufbar. Ein Ersatzprogramm im linearen Fernsehen ist noch nicht bekannt.

Karneval in der ARD

Auch das Erste verzichtet aufgrund des Krieges auf Karnevalssendungen. Unter anderem sagte die ARD die für Rosenmontag geplante Ausstrahlung von "Karneval in Köln 2022" mit Guido Cantz und Joachim Wüst ab. Stattdessen zeigt der Sender am Montag zur Primetime eine Sonderausgabe von "Hart aber fair", in der Frank Plasberg mit seinen Gästen über die Lage in der Ukraine diskutieren wird.