"Keine Mutter kauft eine Puppe mit Brüsten": TV-Doku erzählt die ganze Geschichte von "Barbie"

"Barbie" ist in aller Munde. Eine Doku bei History Channel erzählt nun die ganze Erfolgsgeschichte des Unternehmens Mattel, die als Konkurrenzkampf mit dem Mitbewerber Hasbro in den 1950-ern begann.

Barbie ist derzeit in aller Munde. Die Doku
Barbie ist derzeit in aller Munde. Die Doku

Ein Leben ohne Barbie ist dieser Tage geradezu unvorstellbar. Was in den 1950-ern als kritisch beäugte Puppe für kleine Mädchen begann, lässt dieser Tage weltweit die Kinokassen klingeln: "Barbie" von Greta Gerwing legte mit Einnahmen von 155 Millionen US-Dollar am ersten Wochenende in den Vereinigten Staaten nicht nur den erfolgreichsten Kinostart des Jahres hin. Dem Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling in den Hauptrollen gelang zudem der erfolgreichste Start, den ein Film unter Regie einer Frau jemals erzielen konnte.

"Barbie"-Soundtrack bricht Chartsrekord

Wer mehr über die turbulente Erfolgsgeschichte der Puppe erfahren möchte, wird beim Pay-TV-Anbieter History Channel fündig: Die aufwendig mit vielen Spielszenen gestaltete Doku "Spielzeuge, die die Welt veränderten - Die ersten Actionfiguren" erzählt vom ewigen Konkurrenz-Kampf zwischen dem Barbie-Hersteller Mattel und dem ebenfalls US-amerikanischen Rivalen Hasbro. Die zweite Folge der ersten Staffel der Reihe war bereits 2022 bei History Channel zu sehen. Passend zum Kinohit "Barbie" holt der Bezahlsender die Episode am Montag, 7. August, um 23.05 Uhr, erneut ins Programm. Schon jetzt steht der Film über History Play, den Streaming-Channel bei den YouTube Primetime Channels, den Amazon Prime Video Channels, den Apple TV Kanälen und bei ScreenHits TV, zum Abruf bereit.

Ein Familienausflug in die Schweiz bringt Ruth Handler (Miranda Hennessy) auf die Idee zu Barbie, die sie ihrem Designer Jack Ryan (Simon Harrison) präsentiert.  (Bild: THE HISTORY CHANNEL / A+E Networks)
Ein Familienausflug in die Schweiz bringt Ruth Handler (Miranda Hennessy) auf die Idee zu Barbie, die sie ihrem Designer Jack Ryan (Simon Harrison) präsentiert. (Bild: THE HISTORY CHANNEL / A+E Networks)

 

Eine Frau an der Spitze von Mattel

Die Geschichte beginnt wie so oft mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: "In der Nachkriegszeit florierte die Wirtschaft", weiß Debora L. Spar, Professorin an der Harvard Business School: "Hochzeiten, die aufgeschoben wurden, konnten nun stattfinden, die Geburtenrate stieg an, und die Leute wollten ihren Kindern bieten, was sie nicht hatten." Diesen Stimmungswandel weiß ein junges Paar aus Los Angelese für sich zu Nutzen: In ihrer Garage basteln Ruth und Elliot Handler zusammen mit einem Freund namens Harold Matson an der Firmenidee zu Mattel. Zunächst verkauft Mattel Bilderrahmen, doch als Matson aussteigt, muss eine neue Geschäftsidee her: "Ruth führte das Geschäft, während Elliot der kreative Kopf war", erklärt der Spielzeug- und Pop-Kultur-Experte Jordan Hembrough die für die damalige Zeit höchst ungewöhnliche Konstellation.

Elliot Handler beginnt, Puppenhausmöbel aus Holzresten zu fertigen, deren Umsatz bald schon das Hauptgeschäft übersteigt. Ruth sieht Kinder als neue Zielgruppe von Mattel. Ihr erstes Produkt, eine klanglose Kindergitarre mit dem Namen Uke-a-doodle, wird zum vorübergehenden Kassenschlager.

Als Ruth Handler (Miranda Hennessy) ihre Barbie-Idee vorstellt, reagiert ihr Mann (Dan Tetsell) skeptisch:
Als Ruth Handler (Miranda Hennessy) ihre Barbie-Idee vorstellt, reagiert ihr Mann (Dan Tetsell) skeptisch:

 

Der holprige Start von Barbie

Etwa zur gleichen Zeit versucht auch der 33-jährige College-Absolvent Merrill Hassenfeld seinen Vater vom Einstieg in die Spielzeugindustrie zu überzeugen. Zunächst aber muss ein neuer Name für den Schreibwarenhersteller Hassenfeld Brothers her: Unter der Verkürzung Hasbro kommt 1952 das Steckfigurenset "Mr. Potato Head" auf den Markt. Um es zu bewerben, geht Hasbro einen bis dato einmaligen Schritt: Sie bewerben das Spielzeug im Fernsehen. Als Ruth Handler davon Wind bekommt, zieht sie nach. Das Wettrüsten der beiden Spielzeugmogule beginnt.

Im Winter 1956 sucht Ruth Handler nach einer nachhaltigen Produktidee. Inspiration bekommt sie auf einer Familienreise in die Schweiz: Ihre damals 15-jährige Tochter Barbara ist von einer Puppe im Schaufenster fasziniert. Die spärlich bekleidete Frauengestalt dient wohl als Scherzartikel für Junggesellenabschiede. "Zu dieser Zeit waren die meisten Puppen auf dem Markt Babypuppen", erklärt die Produkttesterin Rachel Rothman in der Doku: "Ruth sah die Marktlücke und wollte eine Puppe herausbringen, die die Frau in einem etwas reiferen Abschnitt verkörpert."

Doch potenzielle Käufer reagierten skeptisch: "Keine Mutter kauft eine Puppe mit Brüsten!" Also beschließt Ruth, statt den Eltern die Mädchen anzusprechen. Mit Erfolg: Innerhalb eines Jahres werden über 300.000 Exemplare verkauft, mehr als von jedem anderen Spielzeug zuvor.

Drei Jahre nahmen sich Ruth (Miranda Hennessy) und Elliot Handler (Dan Tetsell) für die Entwicklung der Barbie. Doch die Puppe stieß zunächst auf wenig Gegenliebe. (Bild: THE HISTORY CHANNEL / A+E Networks)
Drei Jahre nahmen sich Ruth (Miranda Hennessy) und Elliot Handler (Dan Tetsell) für die Entwicklung der Barbie. Doch die Puppe stieß zunächst auf wenig Gegenliebe. (Bild: THE HISTORY CHANNEL / A+E Networks)

 

"Ruth Handler war eine großartige Pionierin"

Wie aus der einzelnen Barbie-Puppe, benannt nach Handlers Tochter Barbara, ein ganzes Universum mit Zubehör und dem 1961 erschienen Traummann Ken wurde, wie Barbie indirekte Inspiration für die weltweit erste Actionfigur, G.I. Joe wurde, um sich anschließend an dessen Vorbild für bewegliche Gelenke zu bedienen, erzählt die spannend-kurweilige Doku in 40 Minuten. Auch berichtet der Film von der Kritik an dem klischeehaften Frauenbild, das Barbie verkörperte, ehe es durch spezielle Kollektionen, die Barbie als Karrierefrau zeigten, aufgeweicht wurde.

Nach einer geglückten Werbekampagne wird Barbie zum Erfolgsschlager: Über 300.000 Exemplare werden allein im ersten Jahr verkauft!  (Bild: THE HISTORY CHANNEL / A+E Networks)
Nach einer geglückten Werbekampagne wird Barbie zum Erfolgsschlager: Über 300.000 Exemplare werden allein im ersten Jahr verkauft! (Bild: THE HISTORY CHANNEL / A+E Networks)

Am Ende ist die Doku jedoch vor allem eine Huldigung des großartigen Erfindergeists: "Ruth Handler war eine großartige Pionierin, die ihr ganzes Leben lang Innovationen vorantrieb", sagt Rachel Rothman: "Sie erkannte Bedürfnisse und schuf Produkte, um diese zu befriedigen." Heute, so heißt es am Ende der Doku, kaufe "nahezu jede Sekunde irgendjemand auf der Welt ein Spielzeug von Hasbro oder Mattel". Dank des überragenden Erfolgs von Greta Gerwings "Barbie", aber auch von Filmreihen wie "Transformers" als einem Hasbro-Produkt ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht in Sicht.

"Spielzeuge, die die Welt veränderten" umfasst insgesamt 14 Folgen in zwei Staffeln. Sie werden ab Montag, 7. August, um 22.05 Uhr, wöchentlich in Doppelfolgen wiederholt.

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