Kissinger feiert in fränkischer Heimat 100. Geburtstag nach
Fürth (dpa) - Mit hochrangigen Gästen aus Politik und Diplomatie und einer Kindermannschaft seines Lieblingsvereins Spvgg Greuther Fürth hat der frühere US-Spitzenpolitiker Henry Kissinger in seiner fränkischen Geburtsstadt seinen 100. Geburtstag nachgefeiert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den früheren US-Außenminister in einer Videobotschaft. «Sie sind zu einem der einflussreichsten Gestalter der Weltpolitik geworden», sagte das deutsche Staatsoberhaupt in dem Video, das am Dienstag zum Auftakt des Festaktes im Fürther Stadttheater eingespielt wurde.
Immer Teil seines Lebens
«Es ist für mich sehr bewegend, in meinen Geburtsort zurückzugehen und zu erfahren, wie eng die Verbindungen geblieben sind zwischen dem Ort, wo ich geboren bin und meiner neuen Heimat», sagte Kissinger, der am 27. Mai 100 Jahre alt geworden war. Er erzählte, wie er bereits vor 90 Jahren erstmals in dem Theater war und die Oper «Fidelio» sah. «Die Erinnerungen an unsere Jugend haben mir durch schwierige Zeiten geholfen», sagte er. «Fürth ist durch alle Zeiten ein Teil unseres Lebens geblieben», sagte er im Namen seiner Familie.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, Kissinger habe sich als Freund der Deutschen dargestellt, obwohl er als Mitglied einer jüdischen Familie Opfer der Nationalsozialisten geworden war. «Sie haben sich als besonderer Freund Deutschlands dargestellt, in schwersten Zeiten», sagte Söder. Springer-Vorstandschef Matthias Döpfner bezeichnete die Deutschland-Liebe Kissingers in seiner Rede als «ein Wunder».
Steinmeier spielte auch auf die Fußball-Leidenschaft des einstigen Chefdiplomaten an. Kissinger sei einer der letzten Zeitzeugen, die die Spielvereinigung Fürth die deutsche Fußball-Meisterschaft erringen sah. Kissinger war damals sechs Jahre alt. Im Jahr 1938 floh er als Sohn jüdischer Eltern mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten in die USA. Seine Geburtsstadt besuchte er nach dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig.
Richard Nixon holte ihn ins Weiße Haus
Kissinger machte in den USA erst eine akademische Karriere. 1969 holte ihn der republikanische Präsident Richard Nixon als Sicherheitsberater ins Weiße Haus. Später wurde er gleichzeitig Außenminister - und blieb dies auch unter Nixons Nachfolger Gerald Ford. Kissinger prägte die sogenannte Pendeldiplomatie - reiste zwischen Hauptstädten hin und her und verhandelte zwischen Konfliktparteien.
Unter anderem die US-Nahostpolitik der 1970er Jahre wird immer mit dem Namen Kissinger verbunden bleiben. Er habe es geschafft, eine genauso klare wie weitsichtige Außenpolitik zu machen, sagte Söder. Kritiker halten Kissinger aber auch vor, er habe Machtpolitik in einigen Fällen ohne Skrupel durchgesetzt, auch ohne Rücksicht auf Menschenleben, etwa bei Krisen in Vietnam oder Chile.