Klangprobe: Melancholische Klänge der Kölner Band Punch Drunk Poets

Das Kölner Quintett verbindet erdigen Folk-Rock mit melancholischem Indie-Pop

Wenn Punkrocker keine Lust mehr auf harte Musik haben, spielen sie Folk. Nicht immer, aber oft. Auch Sänger und Gitarrist Patrick Hagedorn war mal Mitglied in einer Punkrock-Kapelle. Heute zelebriert er mit seinen vier Mitmusikern unter dem Namen Punch Drunk Poets eine zündende Mischung aus Folk, Rock und Indie-Pop. 2009 als Duo von Hagedorn und Sänger und Gitarrist Lukas Schreiber gegründet, wuchs die Formation über die Jahre zum Quintett. Mischung aus Folk, Rock und Indie-Pop „Wir merkten damals, dass unsere Musik immer lauter wurde“, schildert Schreiber. „Da wir uns generell mehr Drive gewünscht haben, holten wir uns erst einen Schlagzeuger, dann einen Bassisten und schließlich einen Mandolinenspieler dazu.“ Je mehr Musiker dabei seien, umso mehr Spaß mache insbesondere das Livespielen. Wer bisher noch kein Konzert der leidenschaftlich musizierenden Combo besucht hat, kann sich ihre Songs online anhören. Die 2015 erschienene EP „Ein letztes Herrengedeck“ etwa; da treffen melancholische Folk-Stampfer wie das hymnische „Großstadtvagabunden“ auf kraftvolle Celtic-Punk-Nummern der Marke „Bareknuckle Fighting“ – und laden ein zum hemmungslosen Mitsingen. Einladung zum hemmungslosen Mitsingen Dynamischen Indie-Pop wiederum gibt es mit dem tagtraumhaften „Münster im Schnee“. Die Grundgerüste der Stücke, die gemeinsam ausgearbeitet wurden, stammen mal von Schreiber, mal von Hagedorn, die ihre jeweiligen Songs auch singen: „Meist entstanden sie aus einer Stimmung heraus“, sagt Hagedorn. „Sich einer Stimmung, auch einer traurigen, hinzugeben und daraus das Maximum zu holen, ist das Ziel – und dabei liegen Romantik und Melancholie dicht beieinander.“ Musik sei unter anderem ein Ventil für jene Gefühle, die im schnelllebigen Alltag oft nicht angenommen und gezeigt würden. „Ein Motto von uns lautet: Schmerz kreativ nutzen“, ergänzt Schreiber und befindet: „Da liegt viel Künstlerromantik drin.“ Getextet wird auf Deutsch wie auf Englisch, und auch dabei spielen Emotionen eine grundlegende Rolle. Seelischen Ballast abwerfen „Die besten Texte entstehen aus starken Gefühlen, zum Beispiel wenn man von etwas oder jemandem Abschied nimmt“, sagt Hagedorn, der selbst Erlebtes als Basis für seine Lyrik nutzt, die er dann mit Bildern ausschmückt. Schreibers Texte wiederum sind rein autobiografisch. In „Junge Männer brennen wieder“ singt er: „Und Deine Angst versperrt die Sicht, was längeres als Leben erleben wir nicht. Und an meiner Seite, in Blindenschrift, andere Antworten brauchen wir nicht.“ Im Text gehe es darum, seelischen Ballast abzuwerfen und sich trotz einer Niederlage wieder für Neues zu begeistern, für etwas zu brennen, so Schreiber. Das könne alles Mögliche sein: eine Frau, ein Job, eine Leidenschaft, die Musik. „Man sollte das tun, was man tun möchte, und sich nicht darum Sorgen, dass vielleicht die Zeit dafür nicht ausreichen könnte“, findet er. „Schließlich ist das Leben das Längste, was wir erleben werden.“ Konzert vor 11 000 Menschen Rund dreimal pro Monat geben Punch Drunk Poets ein Konzert, zu sehen waren sie unter anderem 2015 bei einer Anti-Pegida-Demo in Münster. „Wir haben auf der Hauptbühne vor 11 000 Menschen gespielt, die alle zugehört haben“, schwärmt Schreiber. „Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.“ Auch die Ibbenbürener Alternative-Rock-Formation Donots sei dort aufgetreten, und der Bürgermeister von Münster habe ihnen die Hand geschüttelt. „Es war ein surreales Erlebnis“, erinnert sich Hagedorn, der seine Band als „nicht politisch“ bezeichnet: „Wir können den Leuten nichts erzählen, was sie nicht schon wissen.“ Beim Auftritt sei es vielmehr darum gegangen, sich als Gemeinschaft zu fühlen und sich gegen etwas zu stellen, was in Deutschland so nicht passieren dürfe. „Dazu haben wir mit unserer Musik beigetragen.“ Steckbrief Shawn Hellmann (24), Mandoline, studiert Physik und wohnt in Bohmte. Lukas Schreiber (25), Gesang, Akustik- und E-Gitarre, studiert Kommunikationswissenschaft und wohnt in Lindenthal. Patrick Hagedorn (25), Gesang, E-Gitarre, Akustikgitarre, Mundharmonika, ist freier Journalist und Kommunikationswissenschaftler und lebt in Lindenthal. Thomas Hokamp (25), Schlagzeug, studiert Maschinenbau und wohnt in Ehrenfeld. Silas Gupta (24), Keyboard, Bass, ist Medienberater und lebt in Münster. Aktuelle EP „Ein letztes Herrengedeck“ (2015, sechs Tracks) gibt es als Download bei Bandcamp unter https://punchdrunkpoets.bandcamp.com Die Songs können online abgespielt werden. patrick.hagedorn@radioq.de Die Band auf Facebook: www.facebook.com/pdpoets...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta