Kroos-Brüder kritisieren EM-Berichterstattung: "Es ist nicht die Aufgabe, Euphorie zu bremsen"

Toni Kroos spielt für Deutschland bei der EM. Für seinen Podcast hat er nebenbei auch noch Zeit. (Bild: 2024 Getty Images/Lars Baron)
Toni Kroos spielt für Deutschland bei der EM. Für seinen Podcast hat er nebenbei auch noch Zeit. (Bild: 2024 Getty Images/Lars Baron)

"Es ist sehr oft schwarz-weiß": In seinem Podcast "Einfach mal Luppen" hat Nationalspieler Toni Kroos die mediale Berichterstattung über die Fußball-EM kritisiert. Sein Bruder Felix hat sich vor allem über den ARD-Kommentar während des Schweiz-Spiels geärgert.

Der eine stand auf dem Platz, der andere saß vor dem Fernseher. Die Brüder Toni und Felix Kroos haben das letzte EM-Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln erlebt. Einig sind sie sich jedoch in einer Wahrnehmung: Die mediale Berichterstattung vom Turnier sei nicht ausreichend ausgewogen. Zu dem Schluss kamen die Fußball-Stars in ihrem Podcast "Einfach mal Luppen".

Felix, der jüngere Bruder von Nationalspieler Toni Kroos, informierte den EM-Teilnehmer über seinen Unmut am Sonntagabend: "Ich habe ARD eingeschaltet. Das war mir deutlich zu negativ. Nicht nur nach dem Spiel, auch der Kommentar während des Spiels." Er habe "ein Problem damit, wenn schon in der ersten Halbzeit das Wort 'Krise' fällt nach einer schlechteren Phase von zehn Minuten".

Die Brüder Felix (links) und Toni Kroos produzieren gemeinsam den Podcast "Einfach mal Luppen". (Bild: 2019 Getty Images/Joshua Sammer)
Die Brüder Felix (links) und Toni Kroos produzieren gemeinsam den Podcast "Einfach mal Luppen". (Bild: 2019 Getty Images/Joshua Sammer)

Toni Kroos: "Es ist sehr oft schwarz-weiß"

Felix Kroos, der seine Profi-Laufbahn inzwischen beendet hat, kritisierte weiter: "Ich bin weit davon entfernt zu sagen, Journalisten haben die Aufgabe, Euphorie zu entfachen. Aber sie haben auch nicht die Aufgabe, Euphorie zu bremsen." - Das Unentschieden in der Nachspielzeit habe sich für ihn als Fan angefühlt wie ein Sieg. "Die Emotion mitzutragen, sehe ich auch so ein bisschen als Auftrag an für einen Heim-Sender."

Toni Kroos, der im deutschen Mittelfeld auch gegen die Schweizer das Spiel lenkte, nahm den Erfahrungsbericht seines Bruders interessiert zur Kenntnis. Da er selbst auf dem Platz stand, könne er sich zum ARD-Kommentar nicht äußern. Allerdings bestätigten ihn die Ausführungen "in dem Bild, das ich allgemein habe": "Es ist sehr oft schwarz-weiß." Ständig würden vonseiten der Medien Fallhöhen eingebaut.

"... und dann sind wir nach dem ersten Spiel gegen Schottland Europameister"

Im November vergangenen Jahres, so Toni Kroos, seien noch alle froh gewesen, dass die EM in Deutschland stattfindet, weil man sich sonst wohl nicht einmal qualifiziert hätte. "Es war völlig klar: Wir dürfen mitspielen, aber wir fliegen auf jeden Fall in der Gruppe raus. Dann geht das Turnier gut los, und dann sind wir natürlich nach dem ersten Spiel gegen Schottland Europameister." Wenn aber nicht in jedem weiteren Spiel 5:1 gewonnen werde, "geht die Euphorie schon wieder runter".

Mit seiner Kritik richtete sich Toni Kroos explizit gegen die Medien. "Da reden wir nur von der Berichterstattung. Nicht von den Fans", betonte er. "Ich habe das Gefühl, die sind am Feiern, die sind happy und sind vor allem am Träumen." Er selbst wolle weiterhin alles tun, dass sie es noch lange können: "Die Ergebnisse passen. Wir haben in drei Spielen sieben Punkte geholt. Wir haben die Gruppe gewonnen. Jetzt gucken wir nach vorne und das mit größtmöglicher Vorfreude."

Das Achtelfinale der Deutschen gegen Dänemark ist am Samstag, 29. Juni, 21 Uhr, nicht im Ersten, sondern im ZDF zu sehen. Der Kommentator steht noch nicht fest. Vermutlich aber, dass Felix Kroos wieder ganz genau hinhören wird.