"Langweilig, ungesellig, überteuert": So hart urteilt ein Zugezogener über München

Mit 16 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr gilt München als Touristenmagnet, der vom Englischen Garten über das Oktoberfest bis hin zum Olympiapark einiges zu bieten hat. Dass es etwas ganz anderes ist, als Zugezogene*r dauerhaft in der bayerischen Metropole zu leben, hat jetzt ein Reddit-User eindrucksvoll dargestellt.

München: Schön, aber langweilig? (Foto: Getty)
München: Schön, aber langweilig? (Foto: Getty)

Ein Reddit-User hat seinem Ärger gehörig Luft gemacht und einmal alles auf den Tisch gepackt, was ihm am Leben in München auf die Nerven geht. Nach eigenen Angaben hat der 35-Jährige bereits in Dubai, Istanbul, Paris und Berlin gelebt und kennt sich auch in anderen Städten wie Hamburg, Bangkok oder Tokio aus. Und eines ist für ihn klar: Mit keiner davon kann München auch nur annähernd mithalten!

Für ihn sei München "die langweiligste Stadt", in der er je gewesen sei, schreibt der User, der im Stadtteil Sendling lebt. Die Geschäfte würden viel zu früh schließen, was daran liegt, dass Bayern als einziges Bundesland neben dem Saarland am strikten Ladenschlussgesetz festhält, das inzwischen 20 Jahre alt ist. Sonntags sind alle Läden geschlossen, an allen anderen Wochentagen schließen sie normalerweise um 20 Uhr. Zum Einkaufen im Supermarkt müsse er sich nach der Arbeit abhetzen und dann seien die Regale leergekauft. Richtig einkaufen könne er nur am Samstag, an dem alles komplett überfüllt sei. Das mache ihn so fertig, dass er keinen Nerv mehr zum Ausgehen habe. Vor allem Sonntage seien aber die Hölle, weil es bei schlechtem Wetter nichts zu tun gebe.

Die Leute sind höflich, aber wenig zugänglich

Auch das Aufbauen eines sozialen Umfelds sei hart. Nie zuvor hätte er Probleme gehabt, neue Leute kennenzulernen. In Berlin zum Beispiel müsse man dafür nur ein bisschen in einer beliebigen Kneipe herumsitzen. Von den übertriebenen Preisen und der Schwierigkeit, eine Wohnung zu finden, noch gar nicht zu sprechen.

Obwohl der 35-Jährige auch ein paar gute Seiten wie die Freundlichkeit der Menschen, die Ruhe und die Natur aufzählt, kommt er zu einem eindeutigen Fazit: "Ich verstehe nicht, warum Menschen in dieser langweiligen und teuersten Stadt Deutschlands leben."

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Dass der arme Kerl sich nicht nur beschweren will, sieht man daran, dass er die anderen User*innen bittet, ihm zu sagen, falls er falsch liegt und warum. Und die Reaktionen sind durchaus durchwachsen.

Eher Dorf als Metropole

Der Tenor: Mit großen Metropolen wie Dubai, Istanbul, Paris oder Berlin lasse sich München sowohl von der Größe als auch vom Angebot her tatsächlich nicht vergleichen. Ein Münchner beschreibt seine Heimatstadt deshalb als "größtes Dorf der Welt" und viele andere versuchen den Zugezogenen mehr schlecht als recht zu trösten. Der Frühling könne Einiges richten, so ein paar der Kommentare, ebenso die Atmosphäre an der Isar oder in manchen "urbaneren Gegenden" wie Giesing oder dem Schlachthofviertel.

Enttäuschende Städte: Für Japaner ist Paris ein gefährliches Pflaster

Schaut man sich ein anderes Phänomen an, ist der Neu-Münchner noch vergleichsweise gut weggekommen. Davon betroffen sind vor allem Japaner*innen, die eine Stadt besuchen, in der der Reddit-User ebenfalls schon gelebt hat: Paris. Die Stadt an der Seine gilt als Inbegriff der Romantik und ausgefeilten Kulinarik – und hat damit ein Image, das der Realität oft nicht standhalten kann.

Mit dem Eiffelturm und wunderschönen Bauwerken allerorten ist Paris nicht nur für Japaner*innen ein Sehnsuchtsort. (Foto: Getty)
Mit dem Eiffelturm und wunderschönen Bauwerken allerorten ist Paris nicht nur für Japaner*innen ein Sehnsuchtsort. (Foto: Getty)

2004 beschrieb der japanische Psychiater Hiroaki Ota zum ersten Mal das sogenannte "Paris-Syndrom", das vor allem seine Landsleute betreffe. Es äußere sich u. a. in Symptomen wie Depressionen, Panikattacken, Verfolgungs- und Größenwahn sowie einer verfremdeten Wahrnehmung. Japaner*innen idealisieren die Stadt oft, um sich dazu zu motivieren, jahrelang Geld für eine Reise zu sparen. Konfrontiert mit der Realität sei der Sturz dann oft tief.