Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in Israel nachlesen.

  • Botschaft nimmt ausgereiste Deutsche in Rafah in Empfang

  • Biden erwartet Ausreise von US-Bürgern aus Gaza noch am Mittwoch

  • Israelischer Kommandeur: «Wir stehen vor den Toren von Gaza-Stadt»

  • Ausländische Staatsangehörige verlassen Gazastreifen nach Ägypten

  • Israels Armee greift erneut Ziele im Libanon an

  • Verletzte aus dem Gazastreifen kommen zur Behandlung nach Ägypten

  • Ausländische Staatsangehörige kurz vor Ausreise aus dem Gazastreifen

  • FBI warnt nach Hamas-Überfall vor erhöhter Terrorgefahr in den USA

  • Zentralrat der Muslime wirft Israel Kriegsverbrechen vor

  • Dutzende Tote bei israelischem Großangriff

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Botschaft nimmt ausgereiste Deutsche in Rafah in Empfang +++

Unter den Ausländern, die am Mittwoch aus dem Gazastreifen nach Ägypten ausreisen konnten, sind auch deutsche Staatsbürger. Wie das Auswärtige Amt auf der Plattform X, vormals Twitter, mitteilte, handelte es sich um Mitarbeiterinnen internationaler Hilfsorganisationen. Sie wurden am Grenzübergang Rafah von einem Team der Botschaft Kairo in Empfang genommen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, es handle sich um eine niedrige einstellige Zahl Deutscher.

"Gleichzeitig arbeiten wir mit Hochdruck weiter an der Ausreise der verbliebenen Deutschen in Gaza", schrieb das Ministerium in einem weiteren X-Post. Auch die Bemühungen um die deutschen Geiseln gingen intensiv weiter. Gearbeitet werde zudem an der Aufstockung der dringend benötigten Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen.

Rafah ist der einzige Übergang im Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird. Am Mittwoch konnten erstmals seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober Hunderte Ausländer und Palästinenser mit einem zweiten Pass den ansonsten von Israel abgeriegelten Küstenstreifen Richtung Ägypten verlassen. Darunter waren laut Augenzeugen und dem Roten Halbmond auch Bürgerinnen und Bürger mit der Staatsangehörigkeit der USA, Kanadas, Österreichs, Finnlands, Tschechiens, Bulgariens sowie Japans, Australiens und Indonesiens.

Auch Verletzte aus dem Gazastreifen wurden am Mittwoch zur Behandlung in den ägyptischen Ort Al-Arisch und andere grenznahe Orte transportiert. Bislang passierten den Übergang nur Hilfsgüter für die notleidende Zivilbevölkerung.

Bei dem Hamas-Terrorüberfall am 7. Oktober auf Israel wurden nach israelischen Armeeangaben mindestens 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Mehr als 1400 Menschen starben dabei und in den folgenden Tagen. Israel hat als Reaktion den Gazastreifen abgeriegelt und massive Luft- und Bodenangriffe begonnen.

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen stieg laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 8796. Unter den Toten seien 3648 Kinder und Jugendliche im Alter unter 18 Jahren, berichtete die Behörde. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen.

+++ Biden erwartet Ausreise von US-Bürgern aus Gaza noch am Mittwoch +++

US-Präsident Joe Biden erwartet noch im Laufe des Mittwochs eine Ausreise amerikanischer Bürger aus dem Gazastreifen. «Wir erwarten, dass amerikanische Staatsbürger heute ausreisen, und wir erwarten, dass in den nächsten Tagen noch mehr ausreisen werden», schrieb Biden am Mittwoch auf der Plattform X. «Dank amerikanischer Führung haben wir heute dafür gesorgt, dass verwundete Palästinenser und ausländische Staatsangehörige den Gazastreifen sicher verlassen können.» Die Vereinigten Staaten ließen nicht nach, sich für die Ausreise von Amerikanern aus dem Gazastreifen einzusetzen.

Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober können Hunderte Ausländer und Palästinenser mit einem zweiten Pass den ansonsten von Israel abgeriegelten Küstenstreifen Richtung Ägypten verlassen. Auch Verletzte aus dem Gazastreifen wurden am Mittwoch über den Grenzübergang Rafah zur Behandlung in den ägyptischen Ort Al-Arisch und andere grenznahe Orte transportiert. Rafah ist der einzige Übergang im Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird.

+++ Israelischer Kommandeur: «Wir stehen vor den Toren von Gaza-Stadt» +++

Die israelische Armee kommt nach Angaben eines ranghohen Kommandeurs bei ihren Bodenangriffen im Gazastreifen voran. «Wir stehen vor den Toren von Gaza-Stadt», sagte der Befehlshaber der 162. Division, Itzik Cohen, am Mittwoch in einem Pressestatement. Die Soldaten seiner Einheit befänden sich mitten im Einsatz und seien tief in den Gazastreifen vorgedrungen. Gaza-Stadt ist die größte Stadt in dem abgeriegelten Küstenstreifen.

Am vergangenen Wochenende hatte das Militär eine neue Phase im Krieg gegen die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas eingeläutet. Die israelischen Truppen weiteten ihre Einsätze am Boden aus. Die genauen Standorte der Truppen sind allerdings nicht bekannt. Israels Armee hatte die Menschen, die sich noch im nördlichen Gazastreifen und in Gaza-Stadt befinden, mehrfach zur Flucht in den Süden aufgerufen.

Israel reagiert mit seinen Bodenaktivitäten auf das Hamas-Massaker am 7. Oktober. Mehr als 1400 Menschen wurden dabei und bei Kämpfen in den folgenden Tagen getötet.

+++ Ausländische Staatsangehörige verlassen Gazastreifen nach Ägypten +++

Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober hat eine Gruppe ausländischer Staatsangehöriger und Palästinenser mit Zweitpass die Grenze nach Ägypten überquert und den Gazastreifen verlassen. Der Ägyptische Rote Halbmond bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Einreise von 285 Personen am Mittwoch.

+++ Israels Armee greift erneut Ziele im Libanon an +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erneut eine «Terrorzelle» im Süden des Libanons angegriffen. Diese habe versucht, mehrere Panzerabwehrraketen auf den Norden Israels abzufeuern, teilte das Militär am Mittwoch mit. Außerdem hat sie demnach zusätzlich das Feuer auf israelisches Staatsgebiet in der Nähe der Stadt Kiriat Schmona eröffnet und mit Panzerabwehrraketen geschossen. Die Armee reagiere auf den Beschuss, hieß es weiter.

Immer wieder kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Schiitenmiliz Hisbollah. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah hat Verbindungen zur im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas.

+++ Verletzte aus dem Gazastreifen kommen zur Behandlung nach Ägypten +++

Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober haben palästinensische Verletzte die Grenze nach Ägypten zur Behandlung in dortigen Krankenhäusern überquert. Erste Krankenwagen verließen am Mittwoch den Grenzübergang Rafah und brachten Patienten zum Krankenhaus im Ort Al-Arisch, wie auf Bildern des staatsnahen Fernsehsenders Al-Kahira News zu sehen war. Der Ägyptische Rote Halbmond bestätigte die Ankunft von zunächst drei Patienten in Al-Arisch. Laut einer Mitteilung der Grenzbehörde in Gaza sollten am Mittwoch 81 Schwerverletzte die Grenze überqueren.

Für den Transfer brachten Krankenwagen des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, das von der dort herrschenden Hamas kontrolliert wird, die Patienten zum Grenzübergang. Im Transitbereich wurden Formalien für die Ausreise erledigt und die Patienten dann an ägyptische Sanitäter übergeben. Ägyptische Krankenwagen fuhren nicht selbst in den Gazastreifen ein. Laut dem Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, Raed Abdel Nasser, standen am Mittwoch 40 ägyptische Krankenwagen bereit.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs war bisher keine Behandlung von Verletzten in Ägypten möglich. Die Öffnung des Übergangs Rafah und wer ihn passieren darf, wird streng reguliert. Der Übergang wurde bisher vor allem zur Lieferung von Hilfsgütern genutzt.

Ägypten hat zur Behandlung palästinensischer Verwundeter bereits ein Feldlazarett errichten lassen. Es liegt hinter einem staatlichen Krankenhaus im Ort Scheich Suwaid, etwa 15 Kilometer vom Übergang Rafah entfernt. Laut Berichten verfügt es über mindestens 300 Betten.

Al-Kaira News berichtete, Ägypten sei zum Empfang von etwa 80 Verwundeten bereit, die Scheich Suwaid sowie in Al-Arisch behandelt werden sollen. Abdel Nasser vom Ägyptischen Roten Halbmond sagte, auch Transfers in andere Spezialkrankenhäuser seien möglich, darunter in Kairo.

In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 8796 Menschen im Gazastreifen getötet und 22 219 weitere verletzt. Diese Angaben können bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Seit die islamistische Hamas 2007 gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen an sich gerissen hat, hat Israel eine Blockade des Küstengebiets verschärft, die Ägypten mitträgt. Die Regierung in Kairo hat dabei auch Sorge, dass über Rafah eine Vielzahl von palästinensischen Flüchtlingen nach Ägypten kommen könnte.

+++ FBI warnt nach Hamas-Überfall vor erhöhter Terrorgefahr in den USA +++

Die US-Bundespolizei FBI hat vor einer erhöhten Terrorgefahr in den USA nach den Angriffen der islamistischen Hamas in Israel gewarnt. Der Krieg im Nahen Osten habe die Gefahr eines Anschlags «auf ein ganz neues Level gehoben», sagte FBI-Chef Christopher Wray am Dienstag vor dem US-Senat in Washington. «Wir gehen davon aus, dass die Aktionen der Hamas und ihrer Verbündeten als Inspiration dienen werden, wie wir sie seit der Errichtung des sogenannten Kalifats durch den Islamischen Staat vor Jahren nicht mehr gesehen haben.»

In den vergangenen Wochen hätten mehrere ausländische Terrororganisationen zu Angriffen gegen US-Amerikaner und den Westen aufgerufen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Hamas oder eine andere Organisation in den USA den Krieg im Nahen Osten zum Anlass nehme, selbst Anschläge in den USA zu verüben, sagte Wray. Eine größere Gefahr gehe aber von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen gewalttätiger Extremisten aus, die zu Angriffen auf US-Amerikaner und auf jüdische und muslimische Gemeinschaften im Land inspiriert würden.

Das FBI ermittle derzeit zu einem möglichen Hassverbrechen im Fall eines sechsjährigen Jungens, der Mitte Oktober in Chicago von einem 71-Jährigen getötet worden war. Die Tat soll nach Polizeiangaben eine Reaktion auf den Gaza-Krieg gewesen sein. Ermittlungen laufen ebenfalls gegen einen 21-jährigen Studenten der New Yorker Cornell University, der zum Mord an Juden aufgerufen haben soll.

Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen starben dabei und in den folgenden Tagen. Seitdem geht das israelische Militär im Gazastreifen massiv gegen Ziele der Hamas vor. In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde etwa 8300 Zivilisten im Gazastreifen getötet und 21 500 weitere verletzt. Diese Angaben können bislang nicht unabhängig überprüft werden.

FBI-Chef Christopher Wray. (Bild:  REUTERS)
FBI-Chef Christopher Wray. (Bild: REUTERS)

+++ Ausländische Staatsangehörige kurz vor Ausreise aus dem Gazastreifen +++

Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober steht eine Gruppe ausländischer Staatsangehöriger und Palästinenser mit Zweitpass wohl kurz vor der Ausreise aus dem Gazastreifen nach Ägypten. Eine erste Gruppe von ihnen befinde sich im Transitbereich des Grenzübergangs Rafah, sagte Raed Abdel Nasser, Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Sie warteten im palästinensischen Teil des Übergangs darauf, ihre Formalien für die Einreise nach Ägypten zu erledigen.

Geplant sei die Ausreise von mehr als 500 Ausländern und Palästinensern mit weiterer Staatsangehörigkeit. Unter den ausreisenden Menschen sind keine Geiseln, die beim Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober nach israelischen Armeeangaben aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden. Unter den Verschleppten befinden sich auch mehrere Deutsche.

An der Grenze versammelten sich am Mittwoch laut Augenzeugen etwa 50 ausländische Staatsangehörige, darunter US-Amerikaner und Kanadier. Es würden auch Menschen mit ägyptischer, jordanischer und algerischer Staatsangehörigkeit auf Ausreise warten. Nach dpa-Informationen sollen die ausländischen Staatsangehörigen nach Überquerung der Grenze zum Flughafen Kairo gebracht werden und von dort weiterreisen.

Eine offizielle Bestätigung über eine mögliche Grenzöffnung für Zivilisten gab es zunächst nicht. Unklar blieb auch, wann die Grenze im Fall einer Öffnung wieder schließt.

+++ Zentralrat der Muslime wirft Israel Kriegsverbrechen vor +++

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat Israel im Gaza-Krieg Kriegsverbrechen vorgeworfen. «Wir sehen ja jetzt unbeschreibliches Leid, das auf Gaza niedergeht. Das Kriegsbombardement von Israel ist ein Kriegsverbrechen aus unserer Sicht und zeigt einmal mehr, dass Krieg niemals eine Antwort sein kann, Terror wirklich zu bekämpfen», sagte Mazyek am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin». Er forderte Hilfskorridore und eine Waffenruhe auf beiden Seiten.

In Deutschland gehen seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober immer wieder Menschen auf die Straßen - aus Solidarität mit Israel oder zur Unterstützung der Palästinenser. Rund um propalästinensische Kundgebungen kam es teils zu Ausschreitungen. Mazyek sagte in Bezug auf Antisemitismus-Vorwürfe, dass man nicht pauschalisieren und alle fünf Millionen Muslime in Deutschland in einen Topf werfen solle. «Jetzt müssen wir die Kirche im Dorf lassen und unterscheiden und differenzieren.»

Auf die Frage, wie groß der Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland sei, antwortete der Zentralratsvorsitzende, Antisemitismus sei nicht erst seit der Diskussion um den Nahost-Konflikt bekannt. «Antisemitismus ist etwas, was wir in Europa und Deutschland immer wieder erleben, vor allen Dingen in den letzten Jahren. Der Rechtsextremismus hat es ja deutlich gemacht, wo die großen Gefahren kommen.» Er warne davor, «eine Entlastungsdebatte zu führen: Wir haben jetzt hier sozusagen einen importierten Antisemitismus». Ohne Zweifel gebe es aber Muslime, die Judenhass und Antisemitismus «vor sich hertragen».

Der Zentralrat gehört zu den großen muslimischen Dachverbänden in Deutschland. Nach dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel war Kritik laut geworden, dass die Verbände sich zu spät geäußert und die Taten der Hamas nicht eindeutig genug verurteilt hätten.

+++ Dutzende Tote bei israelischem Großangriff +++

Bei einem Großangriff des israelischen Militärs auf Dschabalia im Norden des Gazastreifens sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Bei dem Schlag wurden nach Angaben des Militärs rund 50 Terroristen getötet, darunter ein Drahtzieher des Massakers der islamistischen Hamas in Israel vom 7. Oktober. Laut einem Arzt des Kamal-Adwan-Krankenhauses kamen mindestens 35 Menschen bei dem Angriff ums Leben, darunter auch Kinder und Frauen.

Palästinensische Gebiete, Dschabalia (Bild: dpa)
Palästinensische Gebiete, Dschabalia (Bild: dpa)

Zudem seien mehr als 200 Verletzte in die Klinik eingeliefert worden, sagte Hussam Abu Safija der Deutschen Presse-Agentur. Auf die zivilen Opfer des Großangriffs angesprochen, sagte ein Sprecher der isrealischen Armee dem US-Fernsehsender CNN: «Das ist die Tragödie des Krieges.»

+++ Tod und Verwüstung in Dschabalia +++

Auf Aufnahmen aus der bombardierten Stadt sind große Krater und völlig zerstörte Häuser zu sehen. Palästinenser suchen in den Trümmerbergen nach Überlebenden und Leichen. Nach Darstellung des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden bei dem Angriff auf Dschabalia «Hunderte Menschen» verletzt und getötet. Eine exakte Angabe zur Zahl der Toten machte die Behörde nicht. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Das israelische Militär sprach von einem «groß angelegten Angriff» auf eine «militärische Hochburg der Hamas» im Westen der Stadt. Dort seien unter anderem Terroristen ausgebildet worden. Neben Bodentruppen seien auch Kampflugzeuge an dem Angriff beteiligt gewesen. Infolge der Bombardierungen seien auch Tunnel eingestürzt.

+++ Blinken: Müssen Zivilisten in Gaza helfen und Israel unterstützen +++

US-Außenminister Antony Blinken hat in einem Gastbeitrag der «Washington Post» für die Unterstützung Israels im Kampf gegen die Palästinenserorganisation Hamas und für gleichzeitige Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen geworben. Die Hilfe für die mehr als zwei Millionen Palästinenser dort zu streichen, wie einige Mitglieder des US-Kongresses forderten, wäre ein schwerer Fehler, schrieb Blinken in dem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag. Dies könnte Israels Sicherheit unterminieren und die Stabilität in der Region gefährden.

Zudem stehe die Bewältigung der humanitären Krise in Gaza auch im Einklang mit den tiefsten Grundsätzen der USA, wonach jedes zivile Leben gleichermaßen wertvoll und gleichermaßen schützenswert sei - unabhängig von Nationalität, Glauben, Geschlecht oder Alter. «Ein Zivilist ist und bleibt ein Zivilist.», so Blinken wörtlich.

Die Menschen im Gazastreifen hätten zudem nichts mit den Terrorangriffen der Hamas vom 7. Oktober und den mehr als 1400 Toten auf israelischem Boden zu tun. Sie könnten dafür nicht verantwortlich gemacht werden, sondern seien Opfer und müssten geschützt werden. Deshalb müssten Wasser, Medizin, Treibstoff und andere überlebensnotwendige humanitäre Hilfe deutlich aufgestockt werden und sofort Gaza erreichen, so Blinken. Die USA könnten dies aber nicht alleine schultern, sondern hätten bereits mehr als 30 Staaten hinter sich versammelt, um dieses Ziel zu erreichen.

Zugleich machte der US-Außenminister klar, dass sich die USA nicht zwischen der Verteidigung Israels und der Unterstützung palästinensischer Zivilisten entscheiden müssten. «Wir können und müssen beides tun.», schrieb Blinken. «Nur so können wir fest an der Seite eines unserer engsten Verbündeten stehen, unschuldige Leben schützen, die internationalen Regeln einhalten, (....) und den einzig gangbaren Weg zu dauerhaftem Frieden und Sicherheit für Israelis und Palästinenser bewahren: Zwei Staaten für zwei Völker.»

+++ Kommunikationsnetze im Gazastreifen erneut zusammengebrochen +++

Im Gazastreifen sind nach Angaben der Palästinensischen Telekommunikationsgesellschaft erneut alle Kommunikations- und Internetdienste ausgefallen. Das teilte das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel am frühen Mittwochmorgen mit. Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X, früher Twitter, einen Zusammenbruch der Internetverbindungen im Gazastreifen. Dieser habe große Auswirkungen auf Paltel. Die Firma sei der letzte große Betreiber, der in dem Küstengebiet noch Dienste anbiete. «Der Vorfall wird für die meisten Bewohner als Totalausfall der Telekommunikation empfunden», hieß es.

+++ Iran verurteilt israelischen Angriff auf Dschabalia +++

Der Iran hat den Angriff des israelischen Militärs auf das palästinensische Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen scharf verurteilt. Außenamtssprecher Nasser Kanaani sprach in dem Zusammenhang von einer «brutalen Attacke» und warf dem Erzfeind der Islamischen Republik Kriegsverbrechen vor, wie aus einer Erklärung des Außenministeriums von Dienstag hervorgeht.

Irans Staatsführung hatte in den vergangenen Wochen seit Beginn des Gaza-Kriegs dem jüdischen Staat immer wieder gedroht.

+++ Israel: Drahtzieher der Hamas-Massaker unter Toten +++

Bei dem Einsatz wurde demnach der Hamas-Kommandeur Ibrahim Biari getötet, der den Angaben nach unter anderem an den Hamas-Massakern im israelischen Grenzgebiet von vor dreieinhalb Wochen beteiligt gewesen war. Dieser habe sich - wie für die Hamas üblich - zwischen Zivilisten versteckt. Die islamistische Organisation habe in der Gegend die Kontrolle über zivile Gebäude gehabt, hieß es weiter. Unterdessen starben bei Kämpfen mit der Hamas auch zwei israelische Soldaten. Die beiden 20 Jahre alten Männer seien am Dienstag im Norden des Küstengebiets ums Leben gekommen, hieß es.

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «zutiefst beunruhigt» über die Verschärfung des Konflikts. Dazu gehörten die Ausweitung der Bodenoperationen der israelischen Streitkräfte genauso wie intensivierte Luftangriffe und der anhaltende Raketenbeschuss aus Gaza auf Israel, teilten die Vereinten Nationen in New York mit. Guterres forderte erneut einen humanitären Waffenstillstand und ungehinderten Zugang von Hilfskräften in den Gazastreifen.

+++ Südamerikanische Länder verurteilen Israels Vorgehen +++

Bolivien brach unterdessen die diplomatischen Beziehungen zu Israel wegen dessen Angriffen auf den Gazastreifen ab. Das südamerikanische Land habe die Entscheidung «in Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und unverhältnismäßigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen und der Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit» getroffen, erklärte das Außenministerium.

Gleichzeitig beorderten die südamerikanischen Länder Chile und Kolumbien ihre Botschafter für Konsultationen zurück. «Chile verurteilt die Militäroperation im Gazastreifen auf das Schärfste und stellt mit großer Besorgnis fest, dass dieser Einsatz, der eine kollektive Bestrafung der palästinensischen Zivilbevölkerung darstellt, die grundlegenden Normen des Völkerrechts nicht einhält», hieß es in einer Mitteilung des chilenischen Außenministeriums.

+++ Israel ruft erneut Zivilisten zur Flucht auf +++

Israels Armee hatte die Einwohner des nördlichen Gazastreifens mehrfach dazu aufgerufen, sich im Süden in Sicherheit zu bringen, da sie im Norden die Einrichtungen der islamistischen Hamas bekämpfen will. Doch auch im Süden kommt es zu israelischen Luftangriffen. Die Armee wiederholte derweil ihren Aufruf, in den Süden zu fliehen.

Dort trafen am Dienstag weitere 59 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern ein. Damit sind nach Angaben von Hilfsorganisationen seit Beginn des Gaza-Krieges etwas mehr als 200 Lastwagen in dem von Israel abgeriegelten Küstengebiet eingetroffen. Laut UN werden jedoch täglich 100 Lkw-Ladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA im Schnitt 500 Lkw in das Gebiet - jeden Tag.

+++ Zusammenstöße auch im Westjordanland +++

Unterdessen kam es auch im Westjordanland wieder zu Zusammenstößen mit dem israelischen Militär, bei denen am Dienstag palästinensischen Angaben zufolge zwei Menschen getötet wurden. Sechs weitere Menschen seien bei der Razzia verletzt worden, eine Person davon lebensgefährlich.

Die Lage im israelisch besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas noch einmal erheblich verschärft.

+++ USA verstärken Abschreckung in Nahost +++

Das US-Militär verlegt derweil weitere 300 Soldaten in den Nahen Osten, aber nicht nach Israel, teilte Pentagon-Sprecher Pat Ryder in Washington mit. Ziel sei, die Abschreckungsbemühungen in der Region zu unterstützen und den Schutz der US-Streitkräfte dort zu verstärken.

Die USA verlegten zuvor bereits mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region. Im Irak und in Syrien waren US-Kräfte in den vergangenen Tagen Ziel von Attacken proiranischer Milizen.