Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)

Unser Newsticker ist für heute beendet.

  • Biden-Berater: Netanjahu muss «extremistische Siedler» zügeln

  • Mehr als 1000 Festnahmen im Westjordanland seit Kriegsbeginn

  • Netanjahu entschuldigt sich für Vorwürfe gegen Geheimdienst

  • Israels Armee weitet Bodeneinsätze aus

  • Netanjahu macht Geheimdienst Vorwürfe: Wurde nicht vor Krieg gewarnt

  • Katar: Eskalation macht Bemühungen um Geiseln «schwieriger»

  • Rotes Kreuz fordert sofortige Deeskalation

  • Saudi-Arabien verurteilt «jegliche Bodenoffensiven» Israels

  • Weiter Raketenangriffe aus Gaza auf israelische Städte

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Biden-Berater: Netanjahu muss «extremistische Siedler» zügeln +++

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sollte nach Auffassung der US-Regierung «extremistische Siedler» im Westjordanland bremsen und zur Rechenschaft ziehen. Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte am Sonntag im US-Fernsehen: «Wir glauben, dass Ministerpräsident Netanjahu die Verantwortung hat, die extremistischen Siedler im Westjordanland zu zügeln, die, wie Präsident Biden es vor einigen Tagen formulierte, Öl ins Feuer gießen.» Es sei «völlig inakzeptabel, dass «extremistische Siedler Gewalt gegen unschuldige Menschen im Westjordanland» ausübten.

Darauf würden die USA auch weiterhin drängen, sagte Sullivan. Dies sei keine einmalige Angelegenheit. «Dies ist eine andauernde Herausforderung, die andauernde und verstärkte Anstrengungen der israelischen Regierung erfordern wird», betonte der Sicherheitsberater. Man erwarte, dass die israelische Regierung aktiv werde und «dass die extremistischen Siedler, die diese Art von Gewalt ausüben, zur Rechenschaft gezogen» würden.

Biden hatte sich schon am Mittwoch besorgt über «extremistische» Siedler im Westjordanland gezeigt und Gewalt gegen Palästinenser verurteilt. «Ich bin weiterhin beunruhigt über die Angriffe extremistischer Siedler auf Palästinenser im Westjordanland», so der US-Präsident. Das müsse jetzt aufhören. Derartige Angriffe seien, als würde man Öl ins Feuer gießen, hatte auch Biden da schon gesagt. Dem UN-Menschenrechtsbüro zufolge steigt die Gewalt bewaffneter israelischer Siedler gegen Palästinenser.

Biden hatte erneut betonte, dass Israel das Recht und die Verantwortung habe, auf die Angriffe der Hamas-Terroristen zu reagieren. «Aber das mindert nicht die Notwendigkeit, im Einklang mit den Gesetzen des Krieges zu handeln. Israel muss alles in seiner Macht Stehende tun, um unschuldige Zivilisten zu schützen, so schwierig das auch sein mag», so der US-Präsident. Israel sollte sich darauf konzentrieren, «die Leute zu verfolgen, die diesen Krieg gegen Israel propagieren».

+++ Mehr als 1000 Festnahmen im Westjordanland seit Kriegsbeginn +++

Israels Militär hat seit Kriegsbeginn im Westjordanland nach eigenen Angaben 1030 Terrorverdächtige festgenommen. Darunter seien 700 Mitglieder der islamistischen Hamas, teilte eine Sprecherin auf Anfrage am Sonntag mit. Israel, die USA und die EU stufen die Palästinenserorganisation als terroristisch ein.

Soldaten hätten tagsüber erneut in mehreren Städten des palästinensischen Gebietes Razzien unternommen, hieß es weiter. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden dabei fünf Palästinenser an vier verschiedenen Orten bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten getötet.

Während der Einsätze seien unter anderem Sprengsätze auf die Soldaten geworfen worden, hieß es von der israelischen Armee. Zudem sei es im Flüchtlingslager Askar bei Nablus zu einem Schusswechsel gekommen. Die Soldaten waren demnach vor Ort, um das Haus eines Attentäters zu zerstören, der im Frühjahr bei einem Anschlag im Westjordanland drei Israelis getötet hatte.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas am 7. Oktober noch weiter verschärft. Seither wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in dem palästinensischen Gebiet 114 Palästinenser getötet. Seit Jahresbeginn kamen demnach 310 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen ums Leben. Es ist laut Menschenrechtsorganisationen die höchste Zahl seit mehr als 15 Jahren.

+++ Netanjahu entschuldigt sich für Vorwürfe gegen Geheimdienst +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich für Vorwürfe gegen den Geheimdienst entschuldigt, ihn nicht vor Kriegsabsichten der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gewarnt zu haben. In einem Post auf der Online-Plattform X, den Netanjahu am Sonntagvormittag veröffentlichte, hieß es: «Ich hab mich geirrt. Dinge, die ich nach der Pressekonferenz (am Vorabend) gesagt habe, hätten nicht gesagt werden dürfen, und ich entschuldige mich dafür.»

Zuvor hatte der Ministerpräsident am frühen Sonntagmorgen auf X geschrieben, er sei zu keinem Zeitpunkt vor kriegerischen Absichten der Hamas gewarnt worden. «Im Gegenteil, alle Sicherheitsvertreter, einschließlich des Militärgeheimdienstchefs und des Chefs von Schin Bet (Inlandsgeheimdienst) waren der Einschätzung, dass die Abschreckung gegen die Hamas wirkt und diese eine Verständigung anstrebt.» Diese Einschätzung sei dem Ministerpräsidenten und der Regierung immer wieder vorgelegt worden, bis zum Ausbruch des Kriegs, hieß es in dem inzwischen gelöschten X-Post.

Stattdessen stand in dem Entschuldigungs-X-Post Netanjahus: «Ich gebe allen Chefs der Sicherheitskräfte meine volle Unterstützung. Ich stärke den Stabschef, den Kommandeuren und Soldaten der IDF, die an der Front stehen und für uns kämpfen, den Rücken. Gemeinsam werden wir gewinnen.»

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+++ Israels Armee weitet Bodeneinsätze aus +++

Israels Armee hat im Zuge der Ausweitung ihrer Kampfeinsätze im Gazastreifen nach eigenen Angaben erneut Hunderte Stellungen der islamistischen Hamas angegriffen. Wie das Militär am Sonntagmorgen auf Telegram bekanntgab, hätten Kampfflugzeuge im Verlaufe des vergangenen Tages mehr als 450 Ziele bombardiert, darunter Kommandozentralen, Beobachtungsposten und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen. Im Zusammenwirken mit den eigenen Bodentruppen hätten die israelischen Kampfverbände Terrorzellen attackiert, die versucht hätten, anzugreifen und Panzerabwehrraketen abzufeuern.

Ein israelischer Offizier sei in der Nacht schwer verletzt worden, als er im nördlichen Gazastreifen von einer Mörsergranate getroffen worden sei, hieß es. Ein weiterer israelischer Soldat sei bei einem Gefecht mit Terroristen ebenfalls im Norden verletzt worden. Beide würden im Krankenhaus behandelt, teilte Israels Militär weiter mit.

+++ Israel kündigt Ausweitung humanitärer Hilfe für Gazastreifen an +++

Israel will die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen nach eigenen Angaben erleichtern. Elad Goren von der zuständigen Cogat-Behörde sagte Journalisten am Sonntag, Hilfslieferungen sollten in den kommenden Wochen «dramatisch erhöht» werden. Dies geschehe auf Bitten der USA.

Es sei ein neuer gemeinsamer Mechanismus mit USA, Ägypten und den Vereinten Nationen eingerichtet worden. Hilfslieferungen für Gaza sollten demnach zunächst am Nitzana-Übergang von Israel nach Ägypten geprüft werden. Man habe große Sorgen, dass in den Lastwagen auch Waffen in den Gazastreifen geschafft werden könnten, sagte Goren.

Nach der Kontrolle sollten die Hilfslieferungen über den Rafah-Grenzübergang von Ägypten in den Gazastreifen gebracht und dort den Vereinten Nationen übergeben werden. Diese Lieferungen seien nur für den südlichen Abschnitt des Gazastreifens bestimmt. Goren sprach von einer «humanitären Zone» im Bereich von Chan Junis.

Israels Armee hatte die Einwohner des nördlichen Abschnitts dazu aufgerufen, sich im Süden in Sicherheit zu bringen, um im Norden die Einrichtungen der islamistischen Hamas bekämpfen zu können. Doch auch im Süden kommt es zu israelischen Luftangriffen.

Goren sagte, die Wasserversorgung im Gazastreifen sei «nicht auf dem normalen Level», aber ausreichend für humanitäre Bedürfnisse. 90 Prozent des Trinkwassers im Gazastreifen stamme aus dem Palästinensergebiet selbst. Auch vor dem Massaker durch Hamas-Terroristen am 7. Oktober sei nur zehn Prozent des Wassers von Israel geliefert worden. Bei dem Angriff habe Hamas vor drei Wochen eine der Wasserleitungen zerstört. Über zwei verbliebene Leitungen seien am Samstag rund 28,5 Millionen Liter Wasser in den Gazastreifen geliefert worden. Nach israelischen Erkenntnissen gebe es keinen Mangel an Lebensmitteln in dem Küstenstreifen.

+++ Israelische Fahne vom Frankfurter Rathaus gestohlen +++

Eine israelische Fahne, die am Frankfurter Rathaus aufgehängt war, ist in der Nacht zum Sonntag gestohlen worden. Wie die Polizei mitteilte, beobachtete eine Zeugin auf dem Rathausplatz, wie eine etwa zehnköpfige Personengruppe auf eine Sitzbank kletterte, um an die auf dem Rathausbalkon gehisste Fahne zu gelangen. Die Gruppe riss den Angaben zufolge die Flagge vom Fahnenmast und trampelte auf ihr herum. Die Personen hätten sich dann mit der Fahne in Richtung Mainufer davongemacht. Eine Person aus der Gruppe soll die Tat gefilmt haben.

Eine ukrainische und eine Frankfurter Fahne, die ebenfalls am Römer aufgehängt waren, blieben unberührt. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb laut Polizei erfolglos. Der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) stellte Strafanzeige.

Auch am Hanauer Marktplatz soll es vor wenigen Tagen eine ähnliche Tat gegeben haben. Der Magistrat hat Strafanzeige erstattet, der Staatsschutz ermittelt und wertet Videoaufnahmen aus. Unmittelbar nach dem Vorfall wurde eine neue israelische Fahne angebracht. Mit der Fahne will die Stadt Hanau ihre Solidarität mit Israel angesichts des Terrorangriffs der Hamas mit mehr als 1400 Toten zum Ausdruck bringen.

+++ Schottischer Regierungschef: Schwiegereltern in Gaza sind am Leben +++

Der schottische Regierungschef Humza Yousaf hat nach eigenen Angaben ein Lebenszeichen von nahen Angehörigen im Gazastreifen erhalten. «Wir haben heute Morgen von meinen Schwiegereltern in Gaza gehört. Sie sind am Leben, Gott sei Dank», schrieb der 38-Jährige am Sonntag auf der Online-Plattform X. Sie hätten allerdings kein sauberes Trinkwasser mehr.

Yousafs Schwiegermutter und deren Mann waren vor dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel zu einem Verwandtenbesuch in den Gazastreifen gereist. Sie sitzen seitdem dort fest. Yousaf hatte am Freitag auf X davon berichtet, dass der Kontakt zu ihnen abgebrochen sei. Er forderte eine Waffenruhe, damit ein humanitärer Korridor für die Menschen in dem abgeriegelten Küstenstreifen eingerichtet werden kann.

+++ Tausende von Zivilisten im Bereich des Schifa-Krankenhauses in Gaza +++

Im Umkreis des Schifa-Krankenhauses in Gaza, das nach israelischer Darstellung auch als Hamas-Kommandozentrum dient, halten sich nach TV-Berichten weiterhin Tausende Zivilisten auf. Die Menschen verblieben im Bereich der größten Klinik des Gazastreifens, die sie offenbar als Zufluchtsort ansehen, wie Fernsehbilder am Sonntag zeigten, unter anderem von Al-Dschasira und CNN. Diese zeigten unter anderem, wie Menschen um das Krankhaus herum unter Zeltplanen campieren.

Die «New York Times» schrieb am Sonntag, die normale Kapazität des größten und am besten ausgestatteten Krankenhauses im Gazastreifen betrage 700 Betten. Jetzt beherberge es mehr als 60 000 Menschen. Dazu zählten unter anderem Verwundete sowie Angehörige, die sie versorgten. Zehntausende Menschen hätten Zuflucht gesucht, weil sie glaubten, dass ein Krankenhaus ihnen einen gewissen Schutz biete.

Israelische Medien berichteten zuletzt unter Berufung auf Sicherheitskreise, die Hamas habe rund 30 000 Menschen im Umkreis des Schifa-Krankenhauses konzentriert, damit diese als «menschliche Schutzschilde» dienen. Dies solle Israel daran hindern, ihre unterirdische Kommandozentrale anzugreifen.

Die israelische Armee hatte am Samstag Videos veröffentlicht, in denen mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Hamas die Nutzung des Krankenhauses für ihre Zwecke bestätigen. Unter dem Schifa-Krankenhaus gebe es «unterirdische Ebenen», sagte ein Terrorist laut einem der Videos in einem Verhör.

Israels Armee hatte zuvor unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mitgeteilt, die Hamas nutze das Schifa-Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum. In Videodarstellungen waren tief in der Erde unter der Klinik zahlreiche Kontrollräume und Verbindungstunnel zu sehen. Die Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, bestritt die Nutzung des Krankenhauses für «militärische Zwecke».

+++ Ausfall der Kommunikationsnetze im Gazastreifen teils behoben +++

Der nahezu vollständige Blackout bei Internet- und Kommunikationsverbindungen im Gazastreifen ist nach Angaben palästinensischer Telefongesellschaften teilweise behoben worden. Die Palestine Telecommunications (Paltel) schrieb am Sonntag auf Facebook, dass die Festnetz-, Mobilfunk- und Internetverbindungen nach den schweren Störungen, die seit Freitagabend bestanden, allmählich behoben werden.

Auch ein anderer großer Anbieter, die Jawwal Telecommunication Company, gab am Sonntag bekannt, dass ihre Telekommunikationsdienste «allmählich wiederhergestellt werden».

Die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X (vormals Twitter), dass der Internetverkehr in Gaza wiederhergestellt wurde.

Die Kommunikation innerhalb des abgeriegelten Gazastreifens über das Internet oder Telefone war am Freitagabend fast völlig zusammengebrochen. Auch die Verbindungen nach außen waren am Samstag nur mit Satellitenhandys oder von hohen Gebäuden im Süden des Gazastreifens mit israelischen Sim-Karten möglich.

Schuld für den Blackout sei die heftige Bombardierung durch die israelische Armee, teilte Paltel mit. Die «New York Times» schrieb, die Störungen könnten auch eine andere Ursache haben.

+++ UN: Tausende brechen im Gazastreifen in Lager für Hilfsgüter ein +++

Im Gazastreifen sind dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA zufolge Tausende Menschen in Lager- und Verteilhäuser für Hilfsgüter eingebrochen. Im zentralen und südlichen Gazastreifen hätten sie dabei Weizenmehl und andere Dinge wie Hygiene-Artikel mitgenommen, teilte UNRWA am Sonntag mit. In einem der Häuser sind Hilfsgüter gelagert, die mit humanitären Konvois aus Ägypten in den Gazastreifen gelangen.

«Dies ist ein besorgniserregendes Zeichen, dass die zivile Ordnung nach drei Wochen Krieg und einer festen Belagerung Gazas langsam zusammenbricht. Die Menschen haben Angst, sind frustriert und verzweifelt», erklärte Thomas White, UNRWA-Leiter im Gazastreifen. Die Güter auf Märkten würden knapp und die aus Ägypten kommende Hilfe sei nicht genug. Die Bedürfnisse der Menschen seien enorm - «wenn auch nur für das einfache Überleben».

Die Versorgungslage im Gazastreifen war schon vor Kriegsbeginn sehr schlecht und hat sich durch die laufenden Kämpfe noch verschlimmert. Große Ströme der durch Israels Angriffe vertriebenen Menschen würden den Druck auf Gemeinden im Süden des Gazastreifens noch erhöhen, sagte White. Einige Familien hätten bis zu 50 Verwandte in einem Haushalt aufgenommen.

Über den Grenzübergang Rafah kamen aus Ägypten seit Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Wochen Güter von etwa 80 Lastwagen in den Gazastreifen. Wegen des Ausfalls der Internet- und Kommunikationsdienste habe am Samstag kein Konvoi einfahren können. Die Dienste seien inzwischen aber wiederhergestellt. UNRWA hatte deshalb zwischenzeitlich auch Kontakt zu den Mitarbeitern verloren.

Das System der Konvois sei ohnehin «zum Scheitern verurteilt», sagte White: Er sprach unter anderem von «sehr wenigen Lastwagen, langsamen Prozessen, strikten Inspektionen» und Gütern, die den Anforderungen von UNRWA und anderen Hilfsorganisationen nicht gerecht werden würden. Vor allem das Verbot für Treibstofflieferungen lasse das «System scheitern».

+++ Israel will Einsatz von Starlink im Gazastreifen verhindern +++

Israel will nach eigenen Angaben alles unternehmen, um den Einsatz des Satelliten-Kommunikationssystems Starlink im Gazastreifen zu verhindern. «Israel wird alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um dies zu bekämpfen», schrieb Kommunikationsminister Schlomo Karhi am Samstagabend auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Grund sei, dass die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas das System für Terrorzwecke missbrauchen würde. «Darüber besteht kein Zweifel, wir wissen es, und Musk weiß es.»

Tech-Milliardär Elon Musk hatte zuvor angekündigt, er wolle mithilfe des Satelliten-Kommunikationssystems seiner Firma SpaceX dabei helfen, die unterbrochene Kommunikation zu international anerkannten Hilfsorganisationen im Gazastreifen wieder herzustellen.

Kommunikationsminister Karhi schrieb auf X, die sei wie das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS). «Vielleicht wäre Musk bereit, die Freilassung unserer entführten Babys, Söhne, Töchter, älteren Menschen als Bedingung für (den Einsatz von Starlink) zu nennen. Alle von ihnen!» Solange dies nicht geschehe, werde sein Ministerium «jegliche Verbindung mit Starlink kappen».

+++ Netanjahu macht Geheimdienst Vorwürfe: Wurde nicht vor Krieg gewarnt +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat dem Geheimdienst vorgeworfen, ihn nicht vor Kriegsabsichten der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gewarnt zu haben. In einem Post auf der Online-Plattform X, den Netanjahu in der Nacht zu Sonntag veröffentlichte, hieß es: «Unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt wurde der Ministerpräsident vor kriegerischen Absichten der Hamas gewarnt. Im Gegenteil, alle Sicherheitsvertreter, einschließlich des Militärgeheimdienstchefs und des Chefs von Schin Bet (Inlandsgeheimdienst) waren der Einschätzung, dass die Abschreckung gegen die Hamas wirkt und diese eine Verständigung anstrebt.»

Benjamin Netanjahu (Bild: ABIR SULTAN POOL/Pool via REUTERS)
Benjamin Netanjahu (Bild: ABIR SULTAN POOL/Pool via REUTERS)

Diese Einschätzung sei dem Ministerpräsidenten und der Regierung immer wieder vorgelegt worden, bis zum Ausbruch des Kriegs, hieß es in dem X-Post.

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+++ Israel intensiviert Kämpfe im Gazastreifen +++

Israels Militär greift die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen verstärkt am Boden und aus der Luft an. «Wir treten in die nächste Phase unseres Krieges gegen die Hamas in Gaza ein. Aus der Luft, zu Lande und zur See», sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari in einem vom Militär in der Nacht zum Sonntag auf der Plattform X - vormals Twitter - veröffentlichten Video.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief angesichts der katastrophalen Lage für die Bevölkerung in Gaza beide Seiten zu sofortiger Deeskalation auf. Die Ausweitung der israelischen Bodeneinsätze erschwere zudem Vermittlungsbemühungen Katars zur Freilassung der über 220 Geiseln, erklärte der Außenminister des Golfemirats, das enge Verbindungen zur Hamas pflegt.

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+++ Iran: Israel hat rote Linien überschritten +++

Israel hat nach Worten des iranischen Präsidenten mit den Angriffen auf Gaza rote Linien überschritten. «Die Verbrechen der zionistischen Einheit, humanitär und militärisch, haben die roten Linien überschritten, die alle zum Handeln zwingen könnten», sagte Regierungschef Ebrahim Raisi in einem am Samstagabend veröffentlichten Interview dem arabischen Sender Al-Dschasira.

In den vergangenen Wochen nach dem Hamas-Großangriff hatte Irans politische und militärische Führung den traditionellen Erzfeinden USA und Israel gedroht. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei lobte die Hamas-Attacke, wies eine direkte Verstrickung jedoch zurück.

+++ Katar: Eskalation macht Bemühungen um Geiseln «schwieriger» +++

Die massiven Luftangriffe der vergangenen Wochen hätten der Hamas einen «schweren Schlag» versetzt, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstagabend in Tel Aviv. «Allerdings stehen wir erst am Anfang», betonte er. Der Krieg werde «schwierig und langwierig». Ziel sei es, die militärischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören, ihre Herrschaft über den Gazastreifen zu beenden und die Geiseln zurückzubringen.

Katar und Ägypten sind als Vermittler an den Bemühungen beteiligt, die Freilassung der von palästinensischen Extremisten entführten Geiseln zu erwirken. Vor der Ausweitung der Bodeneinsätze in dem von Israel abgeriegelten Küstengebiet hatte es Berichte gegeben über angebliche Fortschritte bei diesen Bemühungen. Majed Al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, sagte dem US-Nachrichtensender CNN am Samstag jedoch, die Eskalation vor Ort mache die Situation nun «erheblich schwieriger».

Wie viele Geiseln genau im Gazastreifen gefangen gehalten werden, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Bis Samstag wurden israelischen Armeeangaben zufolge die Familien von 230 Entführten informiert. Die vier von der Hamas bereits freigelassenen Geiseln sind nach Militärangaben darin nicht eingerechnet. Vertreter der Angehörigen forderten bei einem Treffen mit Ministerpräsident Netanjahu, im Austausch für die aus Israel entführten Geiseln alle palästinensischen Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freizulassen.

+++ Rotes Kreuz fordert sofortige Deeskalation +++

Die israelische Armee rief unterdessen die noch im Norden des Gazastreifens verbliebenen Menschen erneut dringend auf, sich im Süden des dicht besiedelten Küstengebiets in Sicherheit zu bringen. Das «Zeitfenster» schließe sich schnell, hieß es. Die Armee kündigte am Samstag zudem an, sie werde eine Verstärkung der humanitären Hilfslieferungen für die palästinensische Bevölkerung zulassen. «Für die Einwohner des Gazastreifens, die in das Gebiet südlich von Wadi Gaza gegangen sind, weiten wir die humanitäre Hilfe aus», sagte Armeesprecher Hagari.

Eine israelische mobile Artillerieeinheit ist in einer Position nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza zu sehen (Bild: Tsafrir Abayov/AP/dpa)
Eine israelische mobile Artillerieeinheit ist in einer Position nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza zu sehen (Bild: Tsafrir Abayov/AP/dpa)

Hilfsorganisationen beklagten, dass der Ausfall fast aller Telefon- und Internetverbindungen die Hilfe noch schwieriger mache. Es herrsche Panik und Chaos. «Ich bin schockiert über das unerträgliche Ausmaß des menschlichen Leids und fordere die Konfliktparteien auf, jetzt zu deeskalieren», schrieb die IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric auf X. Angemessene humanitäre Hilfe sei derzeit nicht möglich. «Das ist ein katastrophales Versagen, das die Welt nicht hinnehmen darf.»

+++ Saudi-Arabien verurteilt «jegliche Bodenoffensiven» Israels +++

Saudi-Arabien verurteilte «jegliche Bodenoffensiven» Israels im Gazastreifen. Das islamische Königreich sprach von einem «eklatanten Bruch und einem ungerechtfertigten Verstoß gegen internationales Recht». Saudi-Arabien ist eine wichtige Schutzmacht der Palästinenser und war über Jahrzehnte mit Israel verfeindet. Vor Beginn des Gaza-Kriegs deutete vieles auf eine mögliche Normalisierung der Beziehungen unter Vermittlung der USA hin. Im Zuge des erneut eskalierten Konflikts hat Riad die Gespräche über eine mögliche Normalisierung gestoppt.

Karte zur Situation im Gazastreifen. Grafik: Bökelmann/Brühl/Zafirlis, Redaktion: Brühl/Schaller
Karte zur Situation im Gazastreifen. Grafik: Bökelmann/Brühl/Zafirlis, Redaktion: Brühl/Schaller

Wie das Nachrichtenportal «Axios» in der Nacht zum Sonntag unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete, soll der saudische Verteidigungsminister Khalid bin Salman voraussichtlich am Montag zu Gesprächen mit ranghohen Vertretern der US-Regierung nach Washington reisen.

+++ Weiter Raketenangriffe aus Gaza auf israelische Städte +++

Palästinensische Extremisten schossen auch am Samstag wieder Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Städte. In israelischen Ortschaften im Grenzgebiet heulten mehrmals Warnsirenen. Auch im Großraum Tel Aviv gab es erneut Raketenalarm, ebenso in der Küstenstadt Aschkelon. Auch an Israels Grenze zum Libanon kam es wieder zu Gefechten. Mehrere Panzerabwehrraketen und Mörsergranaten seien vom Libanon aus auf Israel abgefeuert worden, teilte Israels Armee mit. Man habe zurückgeschossen und Stellungen der Hisbollah-Miliz angegriffen. Die Hisbollah ist wie die Hamas mit Israels Erzfeind Iran verbündet.