Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)

Der heutige Ticker ist nun beendet

  • Bundesregierung: Bislang rund 3000 Deutsche aus Israel zurückgebracht

  • Erneuter Beschuss an Grenze zwischen Israel und dem Libanon

  • Erneut Raketenalarm in Tel Aviv und Jerusalem

  • UN-Nothilfekoordinator: Bereits eine Million aus Nord-Gaza geflohen

  • Weltsicherheitsrat soll Montagabend über Nahost-Resolution abstimmen

  • Solidaritätsbesuch: Scholz reist am Dienstag nach Israel

  • Zahl der getöteten Palästinenser in Gaza steigt auf 2750

  • Israels Armee: Bisher Familien von 199 Geiseln informiert

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Bundesregierung: Bislang rund 3000 Deutsche aus Israel zurückgebracht +++

Die Bundesregierung geht davon aus, dass seit Beginn der Terrorattacken der islamistischen Hamas auf Israel insgesamt rund 4000 Deutsche das angegriffene Land verlassen haben. Mit den vom Auswärtigen Amt organisierten Sonderflügen der Lufthansa, einem Condor-Flug aus Ägypten, Flügen der Luftwaffe sowie Verbindungen per Fähre und Bus seien rund 3000 deutsche Staatsbürger nach Deutschland gebracht worden, sagte ein Sprecher des deutschen Außenministeriums in Berlin. Hinzu kämen jene Deutsche, die in den ersten Tagen mit kommerziellen Fluggesellschaften ausgeflogen seien. Dies sei «auch bestimmt eine vierstellige Zahl», ergänzte der Sprecher.

Am Morgen war eine weitere Bundeswehrmaschine mit 60 deutschen Passagieren aus Israel auf dem Militärflugplatz im niedersächsischen Wunstorf gelandet. Das teilte das Einsatzführungskommando auf X (vormals Twitter) mit. Bisher habe man 222 Personen aus Israel nach Deutschland ausgeflogen. Es ist die vierte Bundeswehr-Maschine, die Deutsche aus Israel holte. Im Falle einer Verschlechterung der Lage stehe die Bundeswehr auch für eine militärische Evakuierung bereit, hatten das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium erklärt.

Außen- und Verteidigungsministerium wiesen Kritik an der Organisation der Ausflugmöglichkeiten für Deutsche aus Israel und Berichte über mögliche Reibereien zwischen beiden Ressorts zurück. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Ministerien sei jederzeit eng und vertrauensvoll gewesen, betonten Sprecher beider Ressorts.

Weitere Infos dazu gibt es hier

+++ Israels Armee: Hamas-Geheimdienstchef in Chan Junis getötet +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff in Chan Junis im Süden des Gazastreifens den regionalen Chef des Hamas-Geheimdienstes getötet. Der Angriff sei in den frühen Morgenstunden erfolgt, sagte ein Armeesprecher. Die Armee veröffentlichte auf X auch ein Video des Angriffs. Der Name des Mitglieds der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas wurde nicht genannt.

+++ US-Außenminister trifft erneut Netanjahu und Herzog in Israel

US-Außenminister Antony Blinken ist zum zweiten Mal binnen weniger Tage mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Israels Präsident Izchak Herzog zusammengekommen. Bereits am Donnerstag hatte Blinken die beiden in Israel getroffen.

Antony Blinken. (Bild: Jacquelyn Martin/Pool via REUTERS)
Antony Blinken. (Bild: Jacquelyn Martin/Pool via REUTERS)

Danach war er nach Katar, Saudi-Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Ägypten gereist und hatte unter andrem den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi getroffen.

In dem Gespräch mit Netanjahu habe Blinken von seinen Gesprächen in der Region berichtet und ein Update zur Lage in Israel erhalten, teilte das Außenministerium in Washington mit. Mit Netanjahu und Herzog habe er über den Schutz von Zivilisten und die Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln gesprochen.

+++ Premier: Mindestens sechs britische Staatsbürger ums Leben gekommen +++

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat bestätigt, dass bei den Angriffen auf Israel mindestens sechs britische Staatsbürger ums Leben gekommen sind. Zehn weitere Menschen würden vermisst, sagte Sunak im Parlament in London. Es werde befürchtet, dass einige von ihnen tot seien. Sunak verurteilte den Angriff der Hamas.

Rishi Sunak. (Bild: REUTERS/Suzanne Plunkett/Pool)
Rishi Sunak. (Bild: REUTERS/Suzanne Plunkett/Pool)

Mehr als 1400 Menschen seien ermordet worden, mehr als 3500 verletzt, fast 200 seien als Geiseln genommen worden, sagte Sunak. Er fügte auch an: «Wir sollten es beim Namen nennen: Es war ein Pogrom.»

+++ Erneuter Beschuss an Grenze zwischen Israel und dem Libanon +++

An der israelisch-libanesischen Grenze ist es erneut zu Feuergefechten gekommen. Die israelische Armee bestätigte den Beschuss aus dem Libanon. Soldaten an der Grenze seien beschossen worden. Es gebe keine Berichte über Verletzte. Die israelische Armee haben mit Artilleriefeuer reagiert.

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah erklärte, sie habe fünf israelische Posten im Grenzgebiet angegriffen. Laut einer libanesischen Sicherheitsquelle wurde bei den Gegenangriffen der israelischen Armee auch ein Posten der libanesischen Armee getroffen.

Seit den Terrorattacken der islamistischen Hamas auf Israel und den Gegenschlägen der israelischen Armee auf den Gazastreifen kam es regelmäßig zu Zwischenfällen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon.

+++ Erneut Raketenalarm in Tel Aviv und Jerusalem +++

In Tel Aviv und Jerusalem ist erneut Raketenalarm ausgelöst worden. Dies teilte die israelische Armee mit. Menschen in Tel Aviv hörten einen lauten Knall.

Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen hat seit dem Massaker im Süden Israels vor gut einer Woche mehr als 6600 Raketen auf Israel abgefeuert.

+++ UN-Nothilfekoordinator: Bereits eine Million aus Nord-Gaza geflohen +++

Etwa eine Million Menschen ist nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths vor der erwarteten israelischen Bodenoffensive vom nördlichen Gazastreifen in den Süden geflohen. Sein wichtigstes Anliegen sei es deshalb, Hilfsgüter in den palästinensischen Küstenstreifen zu bringen, sagte Griffiths. Es gelte, den Menschen zu helfen, die noch auf der Flucht seien, und die schon im Süden angekommen seien. «Sie kommen nämlich nicht aus Gaza raus», sagte der UN-Diplomat über das Gebiet, das von Israel nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas abgeriegelt wurde.

Griffiths will am Dienstag nach Kairo reisen, um mit hochrangigen Vertretern Ägyptens über die Öffnung der südlichen Grenze zu Gaza für Hilfslieferungen zu verhandeln. Er berichtete auch über «stündliche» Verhandlungen mit Israel. «Meine wichtigste Botschaft: Die Zeit drängt», sagte der Nothilfekoordinator angesichts der immer schlechteren Versorgungslage im Gazastreifen.

Flucht innerhalb des Gazastreifens: UNRWA-Schulen als Zufluchtsorte. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: F. Bökelmann)
Flucht innerhalb des Gazastreifens: UNRWA-Schulen als Zufluchtsorte. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: F. Bökelmann)

+++ Weltsicherheitsrat soll Montagabend über Nahost-Resolution abstimmen +++

Der Weltsicherheitsrat soll noch am Montagabend über einen brasilianischen Resolutionsentwurf zur Eindämmung der Gewalteskalation im Nahen Osten abstimmen. Das Votum des mächtigsten UN-Gremiums in New York ist ab Mitternacht MESZ (18.00 Uhr/Ortszeit) geplant, wie aus Ratskreisen verlautete. Es gilt als wahrscheinlich, dass auch ein konkurrierender russischer Text zur Abstimmung gestellt wird. Die Entwürfe liegen der Deutschen Presse-Agentur vor.

Brasilien, das dem UN-Sicherheitsrat derzeit vorsitzt, verlangt in seinem Entwurf neben dem Zugang für humanitäre Hilfe unter anderem, dass Israel seine Aufforderung zur Evakuierung der Zivilbevölkerung aus dem nördlichen Gazastreifen rückgängig macht. Das Land wird in diesem Zusammenhang allerdings nicht direkt genannt. Damit folgt das Papier den Aussagen der UN, die eine Evakuierung von über einer Million Menschen in dem dicht besiedelten Küstengebiet binnen 24 Stunden als unmöglich bezeichnet hatten und vor einem humanitären Desaster warnten. Im brasilianischen Entwurf wird die Hamas-Attacke auf Israel zudem als «abscheulicher Angriff» verurteilt.

Während dem russischen Text keine Chancen eingeräumt werden, gilt auch die Annahme des brasilianischen Entwurfs als unwahrscheinlich.

Weitere Hintergründe dazu gibt es hier

+++ Nach Feuergefechten angespannte Ruhe im Südlibanon +++

Nach Feuergefechten im Grenzgebiet zu Israel herrscht im Südlibanon eine angespannte Ruhe. Dies berichteten libanesische Sicherheitskreise. Die Straßen waren menschenleer, auch weil es stark regnete. Aus UN-Kreisen hieß es, dass auf allen Stützpunkten der UN-Friedenstruppen höchste Alarmbereitschaft herrsche. Die libanesische Armee patrouillierte laut Augenzeugen in der Nähe von Alma Al-Schaab, wo am Freitag ein Reuters-Journalist getötet worden war.

+++ Solidaritätsbesuch: Scholz reist am Dienstag nach Israel +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist am Dienstag nach Israel. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag, nachdem zuvor die «Bild»-Zeitung darüber berichtet hatte. Eine offizielle Bestätigung des Kanzleramts gab es zunächst aber nicht. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) war bereits am Freitag zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel gereist.

Scholz wird am Dienstagmorgen zunächst den jordanischen König Abdullah II. in Berlin treffen und dann nach Israel aufbrechen. Anschließend geht es weiter nach Ägypten.

Unmittelbar nach dem Terrorangriff hatte Scholz Israel die volle Solidarität Deutschlands erklärt. Auf Anfrage Israels hat die Bundesregierung das Land auch mit Aufklärungsdrohnen und Munition unterstützt. Die israelische Regierung erwartet von Deutschland vor allem auch Rückendeckung für den Gegenangriff gegen die Hamas.

Scholz hatte in den vergangenen Tagen bereits zwei Mal mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu telefoniert. Außerdem sprach er mit den Staatschefs von Katar, Ägypten und der Türkei. Dabei ging es auch die Befreiung der Geiseln. Israel hat nach Angaben der Armee vom Montag Familien von 199 Geiseln darüber informiert, dass ihre Angehörigen in den Gazastreifen verschleppt worden seien.

+++ Hilfsgüter stehen nahe Grenzübergang nach Gaza bereit +++

Rund 2 000 Tonnen Hilfsgüter stehen nahe dem einzigen Grenzübergang aus dem Gazastreifen zum Nachbarland Ägypten bereit. Das sagte der Leiter des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, Chaled Sajid, der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Verschiedene Nichtregierungsorganisationen aus Ägypten und anderen Ländern hätten Hilfsgüter zur Verfügung gestellt und nach Al-Arisch, etwa 50 Kilometer entfernt vom Grenzübergang Rafah, geschickt. Darunter seien 40 000 Decken, rund 300 000 Kisten mit Medikamenten und auch Kleidung.

(deutsch: Mein dringender Appell an die Konfliktparteien in Israel und Gaza. @ICRC ist mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern bereit. Die Einreise muss gewährt werden und unseren Teams in Gaza muss die Möglichkeit gegeben werden, sicher und effektiv zu arbeiten. Die Situation ist kritisch.)

Zuvor hieß es aus ägyptischen Sicherheitskreisen, dass der Grenzübergang Rafah für die Ausreise von ausländischen Staatsangehörigen und die Einfuhr von humanitärer Hilfe am Montag geöffnet werden sollte. Am Montagvormittag war er jedoch geschlossen. Die Lastwagen stünden in Al-Arisch zur Abfahrt bereit, hieß es.

+++ Zahl der getöteten Palästinenser in Gaza steigt auf 2750 +++

Mehr als eine Woche nach Beginn des Krieges zwischen der islamistischen Hamas und Israel ist die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen auf 2750 gestiegen. Weitere 9700 Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza, das auch der Hamas untersteht, mit.

Auch die Sicherheitslage im Westjordanland ist derzeit sehr angespannt. Bei mehreren Konfrontationen mit israelischen Soldaten und Siedlern sind nach palästinensischen Angaben in den vergangenen zehn Tagen 58 Menschen getötet und 1250 verletzt worden.

Ein Mann sitzt in einem zerstörten Haus im Gazastreifen. (Bild: REUTERS/Mohammed Salem)
Ein Mann sitzt in einem zerstörten Haus im Gazastreifen. (Bild: REUTERS/Mohammed Salem)

+++ Hamas: Rakete auf Tel Aviv gefeuert - Dumpfe Explosion zu hören +++

Mitglieder des bewaffneten Hamas-Arms haben nach eigenen Angaben eine weitere Rakete auf die israelische Küstenstadt Tel Aviv abgefeuert. Im Stadtzentrum war eine dumpfe Explosion zu hören, es gab aber keinen Raketenalarm. Die Al-Kassam-Brigaden schrieben bei Telegram, es handele es sich um eine Reaktion auf «Massaker» an Zivilisten durch Israel.

+++ Mögliche Abstimmungen über Nahost-Resolutionen im UN-Sicherheitsrat +++

Nach der Vorlage zweier konkurrierender Resolutionsentwürfe zur Eindämmung der Gewalteskalation im Nahen Osten könnte es heute zu Abstimmungen im Weltsicherheitsrat kommen. In der Nacht verlautete aus Diplomatenkreisen in New York, dass Großbritannien, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate Änderungswünsche gegen den Text Brasiliens geltend gemacht hätten. Diese könnten nun eingearbeitet und die Resolution im mächtigsten UN-Gremium zur Abstimmung gestellt werden.

Russland strebt eine Abstimmung über einen eigenen Resolutionsentwurf am Montagabend MESZ an. Offiziell blieb der Termin für das Votum über beide Papiere aber zunächst unbestätigt.

Im russischen Text werden unter anderem eine «humanitäre Feuerpause» sowie eine Freilassung von Geiseln gefordert, die von der islamistischen Hamas aus Israel in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Brasilien, das dem mächtigsten UN-Gremium derzeit vorsitzt, verlangt in seinem Entwurf neben dem Zugang für humanitäre Hilfe unter anderem, dass Israel - ohne das Land direkt zu nennen - seine Aufforderung zur Evakuierung der Zivilbevölkerung aus dem nördlichen Gazastreifen rückgängig macht. Damit folgt das Papier den Aussagen der Vereinten Nationen, die eine Evakuierung des dicht besiedelten Küstengebiets binnen 24 Stunden als unmöglich bezeichnet hatten und vor einem humanitären Desaster warnten.

Die Annahme eines der Texte gilt als äußerst unwahrscheinlich, vor allem, weil die USA den Verbündeten Israel in der Vergangenheit mit ihrem Vetorecht vor unliebsamen Resolutionen geschützt haben.

+++ Israels Armee: Bisher Familien von 199 Geiseln informiert +++

Gut eine Woche nach dem Hamas-Terroranschlag im israelischen Grenzgebiet hat Israel die Familien von 199 Geiseln darüber informiert, dass ihre Angehörigen in den Gazastreifen verschleppt worden seien. Dies sagte der Armeesprecher Daniel Hagari.

Auf die Frage, wie sich die Tatsache, dass in dem Küstenstreifen so viele Geiseln festgehalten werden, auf die israelischen Angriffe dort auswirke, erwiderte der Armeesprecher: «Unsere Angriffsziele basieren auf Geheimdienstinformationen.» Man wisse genau, was man dort angreife, nämlich Infrastruktur der dort herrschenden Hamas und ranghohe Mitglieder der Organisation.

Man unternehme «Riesenanstrengungen», um auf der Basis von Geheimdienstinformationen herauszufinden, wo genau die Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden, sagte Hagari. Man werde keine Angriffe fliegen, «die unsere Leute in Gefahr bringen». Die Hamas hatte behauptet, es seien Geiseln bei den Luftangriffen getötet worden. Dies lässt sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ UN-Hilfswerk: Mangelnde Versorgung von Flüchtlingen im Süden Gazas +++

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) sieht sich nicht in der Lage, die zunehmende Anzahl von Flüchtlingen im Süden des Gazastreifens ausreichend zu versorgen. Von den etwa 600 000 Binnenvertriebenen befänden sich etwa fast 400 000 in UNRWA-Einrichtungen. «Das übersteigt bei weitem unsere Kapazitäten, auf sinnvolle Weise zu helfen», teilte das Hilfswerk am Sonntagabend mit.

Es mangele an Platz in den Unterkünften, Wasser und psychologischer Unterstützung. Eine unbekannte Zahl an Menschen befinde sich zudem noch in UNRWA-Schulen im Norden des Gazastreifens. Man sei nicht mehr in der Lage, ihnen zu helfen oder sie zu schützen.

(deutsch: Gaza gehen inzwischen sogar die Leichensäcke aus. Allein in einer Woche mussten mindestens eine Million Menschen ihre Häuser verlassen. Ein Menschenstrom fließt weiterhin nach Süden. In #Gaza ist kein Ort sicher.)

+++ UN-Helfer: Wasser, Nahrung und Treibstoff gehen in Gaza zur Neige +++

Inmitten der Massenflucht vom Norden in den Süden des Gazastreifens gehen laut UN-Helfern lebenswichtige Versorgungsgüter zur Neige. Die Krankenhäuser des palästinensischen Küstenstreifens verfügten nur noch über Treibstoffreserven für 24 Stunden, um Notfallgeneratoren zu betreiben, berichtete das Nothilfebüro der Vereinten Nationen (OCHA) in der Nacht. Ein Stillstand der Generatoren würde Tausende Patienten in «unmittelbare Gefahr» bringen, hieß es im jüngsten Lagebericht der Organisation.

Nach dem massiven Terrorangriff der islamistischen Hamas vor mehr als einer Woche hat Israel den Gazastreifen von Strom, Wasser und Lebensmittellieferungen abgeschnitten.

(deutsch: Unser Neuestes zur Situation im #GazaStrip. Am fünften Tag in Folge hat #Gaza keinen Strom. Der Zugang der Menschen zu sauberem Trinkwasser ist stark eingeschränkt – ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Ausbreitung von durch Wasser übertragenen Krankheiten.)

Derzeit stehen laut OCHA den Menschen in Gaza durchschnittlich nur mehr drei Liter Wasser pro Tag zum Trinken, Kochen und Waschen zur Verfügung. Israel habe am Sonntag die Wasserversorgung in einem Teil der Stadt Khan Younis im Süden des Gazastreifens wieder hergestellt, hieß es in dem Lagebericht.

Die Vorräte an Mehl reichen demnach für weniger als eine Woche. Viele schutzbedürftige Familien hätten schon jetzt keinen Zugang zu Nahrungsmitteln mehr, berichtete OCHA. UN-Helfer haben in den vergangenen Tagen Essen an Hunderttausende Menschen verteilt. 115 Tonnen an UN-Nahrungsmittelhilfe ist auf dem Weg von Dubai nach Al-Arish, einer ägyptischen Stadt nahe dem Südzipfel des Gazastreifens. Der Grenzübergang sei jedoch nach wie vor geschlossen, so OCHA.

+++ Israel evakuiert 28 Orte an der Grenze zum Libanon +++

Nach wiederholten Angriffen der proiranischen Hisbollah-Miliz aus dem Südlibanon auf Israel sollen Orte in bis zu zwei Kilometer Entfernung zum Grenzgebiet evakuiert werden. Das Büro des israelischen Verteidigungsministers Joav Galant teilte mit, dies betreffe 28 Ortschaften an Israels Nordgrenze. Die Einwohner sollten auf Staatskosten in Sicherheit gebracht und in Gästehäusern untergebracht werden.

Am Sonntag hatte die Armee bereits einen vier Kilometer breiten Streifen im Grenzgebiet zu einer Sperrzone erklärt. Seit den Terrorattacken der islamistischen Hamas auf Israel und den Gegenschlägen der israelischen Armee auf den Gazastreifen kam es in den vergangenen Tagen zu immer heftigeren Zwischenfällen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Dabei gab es bereits mehrere Tote.

Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)
Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)

+++ Armee: Erneute Aufforderung zur Evakuierung +++

Die Armee forderte erneut die Bevölkerung im Norden des Gazastreifens und der Stadt Gaza zur Flucht in den Süden des Küstengebietes auf. Die Armee werde zwischen 8.00 und 12.00 Uhr (7.00 und 11.00 Uhr MESZ) einen entsprechenden Fluchtkorridor nicht angreifen, teilte ein Armeesprecher in arabischer Sprache auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Dazu veröffentlichte er eine Karte mit einer eingezeichneten Route.

+++ Biden: Gaza-Besetzung durch Israel wäre «großer Fehler» +++

US-Präsident Joe Biden würde es für einen «großen Fehler» halten, wenn Israel den Gazastreifen wieder besetzen sollte. «Die extremen Elemente der Hamas repräsentieren nicht das gesamte palästinensische Volk. Und ich denke, es wäre ein Fehler von Israel, Gaza erneut zu besetzen», sagte Biden in einem Interview der CBS-Nachrichtensendung «60 Minutes». Antwortend auf die Frage des Moderators Scott Pelley, ob der US-Präsident eine Gaza-Besetzung an diesem Punkt unterstützen würde, sprach Biden sogar von einem «großen Fehler».

«Hineinzugehen und die Extremisten auszuschalten», sei allerdings notwendig, sagte er weiter. Er gehe davon aus, dass sich Israel an geltendes Kriegsrecht halte und Standards befolge, wie etwa, Unschuldigen in Gaza den Zugang zu medizinischer Versorgung, Lebensmitteln und Wasser zu ermöglichen.

Die Frage, ob die Hamas seiner Ansicht nach komplett vernichtet werden müsse, bejahte der US-Präsident. «Aber es muss eine palästinensische Autorität geben. Es muss einen Pfad zu einem palästinensischem Staat geben.» Dieser Pfad sei die Zwei-Staaten-Lösung, die die USA seit Jahrzehnten unterstützten.

+++ Israel dementiert Berichte über Feuerpause im Gazastreifen +++

Israel hat Berichte über eine angeblich geplante Feuerpause mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas dementiert. «Es gibt keine Waffenruhe», teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Zuvor hatte es Berichte gegeben, eine mehrstündige Feuerpause solle die Ausreise ausländischer Staatsbürger nach Ägypten sowie die Einfuhr von Hilfsgütern über den Rafah-Grenzübergang ermöglichen.

+++ Israels Armee: Bisher sechs ranghohe Hamas-Mitglieder in Gaza getötet +++

Israels Armee hat nach eigenen Angaben bei den Angriffen im Gazastreifen bereits sechs ranghohe Mitglieder der dort herrschenden islamistischen Hamas getötet. Ein Armeesprecher teilte mit, darunter seien sowohl Mitglieder des militärischen als auch des politischen Flügels.

In der Mitteilung wurden zwei Kommandeure terroristischer Einheiten genannt, die an dem Massaker in Israel beteiligt gewesen waren. Außerdem wurde demnach ein Kommandeur getötet, der für die Sicherheit im Süden des Gazastreifens zuständig war. Zudem wurden der Hamas-Wirtschaftsminister Dschoad Abu Schmala sowie Sakaria Abu Maamar genannt, der im Hamas-Politbüro für internationale Beziehungen zuständig sei. Außerdem sei der Leiter der Luftüberwachung in der Stadt Gaza getötet worden.

Ziel der israelischen Offensive im Gazastreifen, mit der das Land auf das schlimmste Massaker in seiner Geschichte durch Hamas-Terroristen reagiert, ist die Ausschaltung der Hamas-Führung im Gazastreifen. Ein Armeesprecher sagte, auch der Hamas-Chef Jihia al-Sinwar sei bereits «ein lebender Toter» (Dead man walking).

Ein wichtiger Teil der Hamas-Führung hält sich allerdings nicht im Gazastreifen, sondern im Ausland auf. Der Auslandschef Ismail Hanija befindet sich etwa in Katar. Ein weiterer ranghoher Hamas-Führer, Saleh al-Aruri, lebt in Beirut. Al-Aruri gilt als zuständig für Aktivitäten des bewaffneten Hamas-Arms im Westjordanland. Auch dort hat sich die Lage seit dem Massaker in Israels Grenzgebiet und den israelischen Gegenangriffen vor mehr als einer Woche noch einmal deutlich zugespitzt.

Die Nacht im Überblick

Aus Angst vor Israels erwarteter Bodenoffensive im Gazastreifen gegen die islamistischen Hamas-Angreifer suchen Hunderttausende Palästinenser unter katastrophalen Bedingungen Schutz im Süden des hermetisch abgeriegelten Küstenstreifens. Nach mehreren Evakuierungsaufrufen an die Zivilbevölkerung hätten sich dort inzwischen mehr als 600 000 Menschen hinbegeben, teilte Israels Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntag mit. Die Versorgung der dicht gedrängten Menschenmassen ist jedoch dramatisch. Wenigstens Wasser sollen sie wieder bekommen. Das kündigte Israels Energieminister Israel Katz am Sonntag auf der Plattform X (vormals Twitter) an.

Israel bereitet sich auf Zerstörung der Hamas vor

Die Wiederherstellung der Wasserversorgung werde dazu beitragen, dass die Zivilbevölkerung - wie von Israels Armee gewünscht - den Norden der schmalen Küstenenklave räume und sich in den Süden bewege, sagte Katz. Israels Militär könne so die Zerstörung der Infrastruktur der Hamas im Norden intensivieren, erklärte der Minister. Beobachter gehen davon aus, dass das israelische Militär die mehr als eine Million Palästinenser im Norden des Küstenstreifens zur Evakuierung in den Süden aufgefordert hat, weil eine Bodenoffensive bevorsteht.

Aktuelle Lage in Israel und Gazastreifen. (Grafik: P. Massow; Redaktion: J. Schneider)
Aktuelle Lage in Israel und Gazastreifen. (Grafik: P. Massow; Redaktion: J. Schneider)

Bislang schwerste Angriffe auf den Gazastreifen

Israel will die im Gazastreifen herrschende Hamas zerstören, die bei dem beispiellosen Terrorüberfall auf Israel vor mehr als einer Woche nach letzten Angaben mehr als 1400 Menschen getötet hat. Die israelische Luftwaffe bombardierte nach eigenen Angaben auch weiter Hamas-Ziele. In den vergangenen 24 Stunden seien die Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt worden, gab das israelische Militär am frühen Morgen bekannt. Wie die Nachrichtenseite Ynet unter Berufung auf Palästinenser berichtete, handelte es sich um die bislang schwersten Angriffe.

Abbas: Hamas Taten repräsentieren nicht das palästinensische Volk

Die Taten und die Politik der Hamas repräsentieren nach den Worten von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nicht das palästinensische Volk. Er lehne die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten ab, betonte Abbas, der die Autonomiebehörde im Westjordanland leitet, am Sonntag in einem Telefonat mit Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete. Abbas forderte alle Beteiligten auf, Gefangene freizulassen.

UN-Chef Guterres: Naher Osten «am Rand des Abgrunds»

Angesichts eines Nahen Ostens «am Rande des Abgrunds» forderte auch UN-Generalsekretär António Guterres eindringlich die sofortige Freilassung der Geiseln sowie einen raschen humanitären Zugang zum Gazastreifen. «Jedes dieser beiden Ziele ist berechtigt», sagte Guterres am Sonntag in New York laut einer Mitteilung. Unterdessen soll der einzige Grenzübergang aus dem Gazastreifen zum Nachbarland Ägypten einer ägyptischen Sicherheitsquelle zufolge für die Ausreise von ausländischen Staatsangehörigen geöffnet werden.

(deutsch: Da wir im Nahen Osten am Rande des Abgrunds stehen, habe ich zwei humanitäre Appelle: An die Hamas, die Geiseln müssen sofort und ohne Bedingungen freigelassen werden. An Israel, zum Wohle der Zivilbevölkerung in Gaza muss ein schneller und ungehinderter Zugang für humanitäre Hilfe gewährt werden.)

Den Angaben zufolge laufen dafür die Vorbereitungen. Auch die Einfuhr von humanitären Hilfslieferungen über den Grenzübergang Rafah soll demnach ermöglicht werden. Wegen der israelischen Luftangriffe ist der Grenzübergang derzeit außer Betrieb. Für die Menschen im Gazastreifen gibt es keine Möglichkeit, das Gebiet zu verlassen.

Deutsche werden weiter zurückgeholt

Die Bundeswehr holte derweil weitere 60 deutsche Staatsangehörige aus Israel zurück. Der Militärtransporter vom Typ A400M sei am Montagmorgen um 02:45 Uhr aus Tel Aviv kommend gelandet, teilte das Einsatzführungskommando auf X (vormals Twitter) mit. Bisher habe man 222 Personen aus Israel nach Deutschland ausgeflogen.

US-Präsident Biden erwägt Reise nach Israel

US-Präsident Joe Biden zieht US-Medien zufolge eine Reise nach Israel in den kommenden Tagen in Betracht. Das berichtete unter anderem das Portal Axios am Sonntagabend (Ortszeit) unter Berufung auf Quellen in der israelischen und US-amerikanischen Regierung. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe Biden während eines Telefonats am Samstag nach Israel eingeladen. Die endgültige Entscheidung über eine Reise sei aber noch nicht getroffen.