Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen:

  • Hamas meldet Freilassung von zwei US-Geiseln

  • Steinmeier appelliert an Hamas: Lassen Sie die Geiseln frei

  • Plan für Gaza-Krieg: Israel will keine Verantwortung für das Gebiet

  • Israels Armee: Mehrheit der Geiseln im Gazastreifen am Leben

  • Gaza-Hilfslieferungen laut UN «im Laufe der nächsten Tage»

  • Hamas-Ministerium: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 4100

  • UN: keine Pauschalverbote von Demonstrationen wegen Nahost-Konflikt

  • Baerbock erhofft von Kairo-Gipfel Signal gegen Nahost-Flächenbrand

  • UN verlangen internationale Untersuchung der Krankenhaus-Explosion

  • Länder bekunden im Bundesrat Solidarität mit Israel

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Hamas meldet Freilassung von zwei US-Geiseln +++

Erstmals seit dem Großangriff der Hamas auf Israel hat der bewaffnete Arm der radikalislamischen Palästinenserorganisation zwei Geiseln freigelassen. "Als Reaktion auf die katarischen Bemühungen haben die Al-Kassam-Brigaden zwei US-Bürger (eine Mutter und ihre Tochter) aus humanitären Gründen freigelassen", teilte die im Gazastreifen herrschende Hamas am Freitag im Onlinedienst Telegram mit.

Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1400 Menschen getötet sowie rund 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Unter den Geiseln sind auch Ausländer, darunter mehrere Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft.

+++ Steinmeier appelliert an Hamas: Lassen Sie die Geiseln frei +++

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die islamistische Hamas aufgefordert, die von ihr in Israel verschleppten Menschen freizulassen. «Die ganze Welt schaut auf dieses Verbrechen! Beenden Sie die Barbarei und lassen Sie die unschuldigen Menschen frei», sagte Steinmeier in Berlin. Er traf sich im Schloss Bellevue mit Angehörigen von Entführten und versicherte diesen: «Die deutsche Regierung setzt sich mit aller Kraft für die Freilassung Ihrer Angehörigen ein, und wir stehen dazu in engem Austausch mit allen zentralen Akteuren in der Region und darüber hinaus.»

Er sei zutiefst bewegt vom Schicksal der Menschen, die jetzt in qualvoller Geiselhaft seien, sagte Steinmeier den Angehörigen. «Wir leiden, beten und flehen mit Ihnen. Und zugleich bin ich voller Bewunderung für Ihren Mut als Familien, Ihren unbeugsamen Willen, alles, aber auch alles für die Befreiung Ihrer Angehörigen zu tun.»

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) unterhält sich im Schloss Bellevue mit den Familienangehörigen von nach Gaza verschleppten deutsch-israelischen Bürgern. (Bild: Soeren Stache/dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) unterhält sich im Schloss Bellevue mit den Familienangehörigen von nach Gaza verschleppten deutsch-israelischen Bürgern. (Bild: Soeren Stache/dpa)

+++ Plan für Gaza-Krieg: Israel will keine Verantwortung für das Gebiet +++

Israel hat einen Plan für den Gaza-Krieg vorgestellt. Das Land wolle sich nach der "Eliminierung der Hamas" aus der Verantwortung für das Leben in der Küstenenklave zurückziehen, sagte Verteidigungsminister Joav Galant. Wer die Geschicke im Gazastreifen dann übernehmen soll, teilte er nicht mit. Der Hamas sollen den Angaben nach durch den Krieg ihre militärischen und ihre Regierungsfähigkeiten genommen werden.

Der Krieg selbst sei in drei Phasen unterteilt, erklärte Galant. "Wir befinden uns jetzt in der ersten Phase - einer Militärkampagne, die derzeit Angriffe und später auch Manöver umfasst, mit dem Ziel, Terroristen zu neutralisieren und die Hamas-Infrastruktur zu zerstören." In der zweiten Phase soll es demnach nur noch Kämpfe mit geringer Intensität geben, um letzte Terrornester zu beseitigen. Die dritte sei dann die Schaffung einer "neuen Sicherheitsrealität", sagte er ohne weitere Details zu nennen.

+++ Hunderte Straftaten in Deutschland nach Terrorangriff der Hamas +++

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel sind in Deutschland nach vorläufigen Zahlen bislang mehr als 1100 Straftaten in diesem Kontext registriert worden. In Deutschland dürfe jeder seine Meinung frei äußern und friedlich demonstrieren, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Wiesbaden. "Aber es gibt eine eindeutige rote Linie. Keinerlei Toleranz für antisemitische und israelfeindliche Hetze und keinerlei Toleranz für Gewalt." Alle polizeilichen Möglichkeiten müssten genutzt und hart eingeschritten werden, wenn der Terror der Hamas verherrlicht werde.

+++ Israels Armee: Mehrheit der Geiseln im Gazastreifen am Leben +++

Israels Armee geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die meisten der mehr als 200 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln noch am Leben sind. Das teilte das Militär mit. Woher sie die Informationen haben, sagte die Armee nicht.

Offiziellen Angaben zufolge haben Terroristen auf Geheiß der im Gazastreifen herrschenden Hamas nach dem Massaker am 7. Oktober mindestens 203 Menschen aus Israel in den Küstenstreifen verschleppt. Darunter sind nach Armeeangaben von Freitag mehr als 20 Kinder und Jugendliche. Zwischen zehn und 20 Geiseln seien ältere Menschen ab 60.

+++ Guterres: Auflagen verhindern Öffnung des Grenzübergangs Rafah +++

Die humanitären Hilfsgüter für mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen stecken weiter in Ägypten fest. Grund seien die Auflagen, die an die Öffnung des Grenzpostens und die Weiterleitung zu den Bedürftigen gestellt wurden, sagte UN-Generalsekretär António Guterres direkt vor dem Grenzübergang Rafah auf ägyptischer Seite. "Wir müssen dafür sorgen, dass diese Lastwagen so schnell wie möglich in Bewegung gesetzt werden, und so viele wie möglich", sagte er. Er appellierte an alle Seiten, eine humanitäre Kampfpause einzulegen.

António Guterres am Grenzübergang Rafah.
António Guterres am Grenzübergang Rafah.

Guterres nannte Israel, Ägypten und die USA. Verhandlungen liefen nun auf Hochtouren, um die Bedingungen einzuschränken, damit die voll beladenen Lastwagen, die vor der Grenze stehen, in den Gazastreifen fahren können. Guterres nannte unter anderem Verifikationsprozesse - vermutlich wollen beide Seiten Kontrollen, dass mit den Lastwagen nichts außer humanitärer Hilfe über die Grenze gebracht wird.

+++ Israel benennt rote Linie für Gefechte mit der Hisbollah-Miliz +++

Israels Armee hat im Konflikt mit der libanesischen Hibsollah-Miliz rote Linien aufgezeigt. "Die Hisbollah weiß genau, wo die Grenze liegt. Wenn sie ihre Langstreckenraketen einsetzen oder etwas tun, das sehr, sehr aggressiv ist, wäre das eine Wende", sagte Militärsprecher Richard Hecht im Gespräch mit Journalisten. "Momentan ist unser Grundsatz, dass jedes Mal, wenn sie schießen, wir zurückschießen."

Die Gefechte seien derzeit aber nur eine Art "Stochern". Damit wolle die Hisbollah von den Aktivitäten der Hamas im Gazastreifen ablenken. Israels Armee sei aber auch auf jedes andere Szenario vorbereitet, so Hecht.

Am Freitag griff Israels Armee eigenen Angaben zufolge in zwei Fällen Mitglieder der proiranischen Hisbollah in der Nähe des Grenzzauns an. Zudem kündigte Israel an, den nördlichen Grenzort Kiriat Schmona evakuieren zu wollen. Die Einwohner sollen in staatlich finanzierten Gästehäusern untergebracht werden. Die Evakuierung wird Hecht zufolge einige Zeit dauern.

+++ Gaza-Hilfslieferungen laut UN «im Laufe der nächsten Tage» +++

Die dringend benötigte Lieferung von Hilfsgütern in den abgeriegelten Gazastreifen dürfte nach Einschätzung der UN im Laufe der nächsten Tage über den Grenzübergang Rafah von Ägypten aus anlaufen. Davon geht UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths aus, wie ein Sprecher seines Büros in Genf sagte. Seine genaue Formulierung am Morgen war, die erste Lieferung sollte «im Laufe des nächsten Tages oder so» beginnen.

Griffiths ist wie auch UN-Generalsekretär António Guterres im Norden Ägyptens, nahe dem Grenzübergang Rafah, um die Koordination der Lieferungen voranzutreiben. Die Verhandlungen liefen auf Hochtouren, sagte der Sprecher.

(deutsch: Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe in Gaza. Vielen Dank, Minister Shoukry, für die offene Diskussion darüber, wie wir zusammenarbeiten können, um Hilfe so schnell, sicher und zuverlässig wie möglich nach Gaza zu bringen.)

Vor dem Grenzübergang stehen schon länger jede Menge Lastwagen mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Ägypten hält den Übergang bislang geschlossen und nennt als Grund dafür ungeklärte Sicherheitsfragen. Die Vereinten Nationen verlangen Sicherheitsgarantien von allen Seiten, auch Israel, dass die Güter im Gazastreifen sicher verteilt werden können.

+++ Scholz: «Wer Juden angreift, greift uns alle an» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Jüdinnen und Juden in Deutschland die Solidarität der Gesellschaft zugesichert. «Wir stehen an Eurer Seite», sagte Scholz dem «Spiegel». «Der Staat wird alles tun, um jüdisches Leben in Deutschland zu schützen», versicherte der SPD-Politiker. «Und wir werden uns als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes nicht auseinanderdividieren lassen. Wer Juden angreift, wer sie beleidigt oder verletzt, greift uns alle an.»

Mit Blick auf antisemitisch motivierte Ausschreitungen in Deutschland sagte Scholz, man müsse «allen entschieden entgegentreten, die antisemitische Parolen brüllen, die Flaggen des Staates Israels verbrennen, die unverhohlen den Tod von Menschen durch den Terrorangriff der Hamas bejubeln». «Das hat keinen Platz bei uns. Die Taten der Hamas waren inhuman und barbarisch, niemand darf sie bejubeln. Erst recht nicht in dem Land, dessen Geschichte unauflöslich mit der Schoa verbunden ist», sagte der Kanzler.

+++ Hamas-Ministerium: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 4100 +++

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen seit Beginn des Krieges am 7. Oktober ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza auf 4137 gestiegen. Es seien zudem 13 000 Menschen verletzt worden, hieß es von der Behörde, die von der islamistischen Hamas kontrolliert wird. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Nach Informationen der israelischen Armee soll das Ministerium etwa die Zahl der Toten nach einer Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen übertrieben haben. Israels Militär sprach von gezielter Desinformation.

+++ UN-Menschenrechtler besorgt über Israels Angriffe im Westjordanland +++

Das UN-Menschenrechtsbüro hat Israels tödliche Gewalt gegen protestierende Palästinenser im besetzten Westjordanland verurteilt. Die illegale Anwendung tödlicher Gewalt habe zugenommen, sagte eine Sprecherin in Genf. Israel verteidigt Einsätze als notwendige Maßnahmen gegen Terroristen, die teils mit Sprengsätzen angriffen.

(deutsch: Wir fordern alle Seiten auf, einen schnellen/ungehinderten Durchgang ziviler Hilfe zu ermöglichen. Geiseln müssen freigelassen werden. Besorgnis über den fortgesetzten Einsatz wahlloser Raketen. Beunruhigt über den starken Anstieg der Verstöße im Westjordanland, darunter Tötungen, rechtswidrige Anwendung tödlicher Gewalt, willkürliche Verhaftungen und Bewegungseinschränkungen)

Das UN-Menschenrechtsbüro habe Berichte erhalten, wonach seit dem Hamas-Terrorangriff 69 Menschen von israelischen Sicherheitskräften getötet wurden, sagte die Sprecherin. Darunter seien mindestens 15 Minderjährige und eine Frau gewesen. Allein am Donnerstag seien nach diesen Berichten 14 Palästinenser umgekommen, die meisten davon bei einem Drohnenangriff.

Auch die Gewalt bewaffneter israelischer Siedler steigt demnach: Sie sollen nach Berichten seit dem 7. Oktober sechs Palästinenser getötet haben. Einige palästinensische Familien seien von ihrem Land vertrieben worden. Nach israelischen Medienberichten unter Berufung auf die Polizei kam am Donnerstag bei Zusammenstößen ein israelischer Grenzpolizist durch einen Sprengsatz ums Leben.

+++ Informationen zu Geiseln im Gazastreifen - Israel verhört Terroristen +++

Um mehr über den Verbleib der Geiseln im Gazastreifen zu erfahren, werden nach Angaben der israelischen Armee die nach dem Massaker in Israel festgenommenen islamistischen Terroristen verhört. «Wir sammeln viele Informationen», sagte Militärsprecher Richard Hecht im Gespräch mit Journalisten. Das Ausmaß der Entführungen sei noch immer nicht vollständig erfasst.

+++ UN: keine Pauschalverbote von Demonstrationen wegen Nahost-Konflikt +++

Das UN-Menschenrechtsbüro hält pauschale Verbote von Kundgebungen wegen der Nahost-Spannungen für unzulässig. In der Schweiz hatten unter Basel und Zürich Restriktionen verhängt. Basel hat zum Wochenende alle Demonstrationen verboten, darunter auch eine zunächst genehmigte Kundgebung von Gegnern der Corona-Maßnahmen. Zürich lässt keine Kundgebung mit Nahost-Bezug zu.

Das Recht auf Meinungsäußerung und Teilnahme an Debatten dürfe nicht ungebührlich eingeschränkt werden, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani, in Genf.

Staaten hätten die Pflicht, sichere Räume für Kundgebungen, kritische Stimmen zum Konflikt oder Solidaritätskundgebungen mit Israelis oder Palästinensern zu schaffen. «Wir rufen Behörden auf, unnötige oder unverhältnismäßige Versammlungsbeschränkungen mit sofortiger Wirkung aufzuheben», sagte die Sprecherin.

+++ Baerbock erhofft von Kairo-Gipfel Signal gegen Nahost-Flächenbrand ++

Außenministerin Annalena Baerbock erhofft sich von dem Nahost-Gipfel am Samstag in Kairo ein Signal gegen eine regionale Ausweitung des Gaza-Kriegs. Es gehe dort darum, wie man nach dem Großangriff der Hamas auf Israel und der Abriegelung des Gazastreifens «einen Flächenbrand verhindern kann, wie man die zivile Katastrophe abwenden kann», sagte die Grünen-Politikerin in Tel Aviv nach einem Treffen mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen und dem Oppositionspolitiker Benny Gantz. Gantz gehört dem lagerübergreifenden Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu an.

(deutsch: Ich habe heute die deutsche Außenministerin @ABaerbock bei ihrem Besuch in Israel getroffen. Ich drückte meine Wertschätzung sowohl für ihre persönliche als auch für die anhaltende Unterstützung Deutschlands für die Sicherheit Israels und unseren gemeinsamen Krieg gegen den Terror aus. Darüber hinaus brachte ich meine Dankbarkeit für die entschlossenen Bemühungen Deutschlands zur Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln zum Ausdruck.)

Der «Gipfel für den Frieden» soll Samstagvormittag in Kairo beginnen - Baerbock verlängerte dafür ihre bis heute geplante Reise nach Jordanien, Israel und den Libanon um einen Tag. Israel ist nach eigenen Angaben nicht eingeladen und nimmt auch nicht teil.

Das Treffen finde in einer Situation statt, wo es «eine absolute Angespanntheit in der Region» und damit aller Beteiligten gebe, sagte Baerbock. Man komme gemeinsam als internationale Partner zusammen, «um unseren Beitrag bestmöglich dafür zu leisten, dass es keinen regionalen Flächenbrand gibt». Sie ergänzte: «Dazu kann ein Zusammentreffen mit den unterschiedlichsten Partnern beitragen.»

+++ UN verlangen internationale Untersuchung der Krankenhaus-Explosion +++

Nach der verheerenden Explosion auf dem Gelände des Al-Ahli-Krankenhauses im Gazastreifen verlangt das UN-Menschenrechtsbüro eine unabhängige internationale Untersuchung. «Wir tun, was wir können, um zusammenzutragen, was passiert ist», sagte eine Sprecherin in Genf. Nötig sei die Untersuchung mit ausländischer Beteiligung.

«Der Angriff auf das Krankenhaus war inakzeptabel», sagte sie. Mitarbeiter versuchten, Beweismaterial vor Ort zu sammeln, um den Hergang zu rekonstruieren. Die anhaltenden Bombardierungen und der Treibstoffmangel mache dies aber schwierig.

(deutsch: Die Tötung von Hunderten Menschen bei einem massiven Einschlag im Al Ahli Arab Hospital in #Gaza ist völlig inakzeptabel. "Krankenhäuser sind unantastbar und müssen um jeden Preis geschützt werden" – @volker_turk: Alle einflussreichen Staaten müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um der Gewalt und den Morden ein Ende zu setzen.)

Bei der Explosion sollen nach Angaben der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas 471 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Hamas bezichtigt Israel, das Krankenhaus beschossen zu haben. Israel spricht dagegen vom Einschlag einer fehlgeleiteten Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad.

Mehr zu der Explosion lesen Sie hier: Wut in Nahost über Explosion bei Gaza-Klinik

+++ Baerbock setzt Nahost-Krisengespräche in Israel fort +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat im Rahmen ihrer Krisendiplomatie im Nahen Osten zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Israel besucht. In Tel Aviv traf die Grünen-Politikerin zunächst ihren israelischen Kollegen Eli Cohen zu einem Meinungsaustausch. Anschließend war ein Gespräch mit dem Oppositionspolitiker Benny Gantz geplant, der auch dem lagerübergreifend gebildeten Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu angehört.

Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesaußenministerin, und Eli Cohen, Außenminister von Israel treffen sich zu Gesprächen.(Bild: Jörg Blank/dpa)
Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesaußenministerin, und Eli Cohen, Außenminister von Israel treffen sich zu Gesprächen.(Bild: Jörg Blank/dpa)

Baerbock will mit der Reise ihre Bemühungen fortsetzen, nach den Terrorangriffen der islamistischen Hamas am 7. Oktober und den israelischen Reaktionen darauf einen Flächenbrand in der Region zu verhindern. Zugleich wollte sie sich für die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln einsetzen, unter denen Deutsche sind.

+++ Länder bekunden im Bundesrat Solidarität mit Israel +++

Der Bundesrat hat Israel nach dem Angriff der islamistischen Hamas die volle Solidarität bekundet und zugleich ein schärferes Vorgehen gegen Antisemitismus in Deutschland gefordert. Die Länderkammer verabschiedete einstimmig eine von allen Bundesländern eingebrachte Entschließung, in der die Angriffe als «Akt der Barbarei und des Terrors» verurteilt werden. «Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson», heißt es darin. An der Sitzung nahm auch der Botschafter Israels in Berlin, Ron Prosor, teil.

Hinter den Angriffen auf Israel stehe nicht allein die Hamas, sagte Bundesratspräsident Peter Tschentscher (SPD). Es gebe weitere radikale Kräfte und Organisationen, die das Existenzrecht Israels grundsätzlich in Frage stellten und den israelischen Staat bekämpften. «In dieser fundamentalen Frage steht Deutschland fest an der Seite Israels. Diese Botschaft ist uns wichtig, nach außen und nach innen.»

Hamburgs Regierungschef betonte: «Dazu gehört die Verpflichtung von Bund und Ländern, islamistische Aktivitäten in Deutschland zu unterbinden, Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten und das jüdische Leben in Deutschland zu schützen und zu fördern.»

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die ihren Hamburger Kollegen am 1. November an der Spitze des Bundesrats ablösen wird, betonte: «Antisemitismus als Geisteshaltung ist und bleibt gefährlich und ist auch eine Bedrohung für das freiheitliche demokratische Zusammenleben. Und deshalb muss eins klar sein, dass wir im Kampf gegen Judenfeindlichkeit und Menschenverachtung nicht nachlassen.»

Angesichts der Zunahme antisemitischer Übergriffe betonte auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Verantwortung Deutschlands. Die deutsche Demokratie müsse ihre Wehrhaftigkeit beweisen. «Wir stehen fest an der Seite Israels. Antisemitismus darf und wird in unserem Land keinen Platz finden.»

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) begrüßte das von der Bundesregierung beschlossene Betätigungsverbot der Hamas. Zudem forderte er ein konsequenteres Vorgehen bei israelfeindlichen Demonstrationen. «Wir akzeptieren nicht, wenn Hass, Gewalt und Terror auf unseren Straßen gefeiert wird. Hass auf Israel, Hass auf Jüdinnen und Juden, Antisemitismus hat in unserem Land keinen Platz.»

+++ UN-Generalsekretär nahe Rafah Grenzübergang zu Gaza eingetroffen +++

UN-Generalsekretär António Guterres ist im Norden der ägyptischen Sinai-Halbinsel eingetroffen, in der Nähe des Grenzübergangs Rafah zum Gazastreifen. Er setze sich dort für die Öffnung des Übergangs ein, damit humanitäre Hilfe an die mehr als zwei Millionen Menschen in dem abgeriegelten Küstenstreifen geliefert werden kann, sagte eine UN-Sprecherin in Genf.

Antonio Guterres ist am Al Arish Flughafen angekommen. (Bild: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh)
António Guterres ist am Al Arish Flughafen angekommen. (Bild: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh)

+++ Bundeswehr verlegt weitere Kräfte für möglichen Evakuierungseinsatz +++

Die Bundeswehr verlegt wegen wachsender Gefahren in Nahost weitere Kräfte für eine mögliche militärische Evakuierung deutscher Staatsbürger. Dies diene dazu, die eigene Reaktionsfähigkeit zu erhöhen, teilten Verteidigungsministerium und Auswärtiges in Berlin mit.

«Dazu gehört ein Aufwuchs der Führungs- und Planungsfähigkeiten unseres Einsatzverbandes für Evakuierungsoperationen. Diese Kräfte gehören zu den Verbänden, welche sich bereits im Rahmen der militärischen Evakuierungsoperation Sudan bewährt haben», hieß es in der Mitteilung. «Die Maßnahmen dienen der Vorbereitung, um auch bei einer Lageverschärfung handlungsfähig zu bleiben und sind nicht der Beginn einer militärischen Evakuierung.» Eine Mandatierung des Bundestages sei für diese Bereitschaftsstufe nicht notwendig.

+++ Gefechte mit Hisbollah - israelischer Grenzort soll evakuiert werden +++

Nach den Gefechten zwischen Israels Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz will Israel den nördlichen Grenzort Kiriat Schmona evakuieren. Die Einwohner sollen in staatlich finanzierten Gästehäusern untergebracht werden, wie das israelische Verteidigungsministerium und die Armee mitteilten. Der Bürgermeister der Stadt sei über den Plan informiert worden.

Die Stadt hat rund 22 000 Einwohner. Medienberichten zufolge haben viele den Ort aufgrund der anhaltenden Spannungen bereits verlassen. Am Donnerstag waren in Kiriat Schmona bei Raketenbeschuss aus dem Libanon drei Menschen verletzt worden. Israelischen Medien zufolge wurde in dem Ort ein Wohnhaus getroffen.

+++ Israels Armee fliegt weitere Angriffe gegen Hamas im Gazastreifen +++

Die israelische Luftwaffe hat ihr Bombardement von Stellungen der islamistischen Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Kampfflugzeuge griffen in der Nacht mehr als 100 Stellungen an und töteten auch ein an den Terrorattacken in Israel vor knapp zwei Wochen in Israel beteiligtes Hamas-Mitglied, teilte die israelische Armee am Morgen mit. Unter anderem seien ein Tunnel, Waffenlager sowie Dutzende von Kommandozentren bombardiert worden, hieß es. Der Getötete habe der Hamas-Marine angehört und sich an dem Massaker vom 7. Oktober an mehr als 1400 Menschen in grenznahen Orten beteiligt.

(deutsch: Ein ferngesteuertes Flugzeug hat heute Nacht einen Terroristen auf libanesischem Territorium eliminiert. Darüber hinaus griffen die IDF heute Abend als Reaktion auf die Raketenstarts auf israelischem Gebiet in der vergangenen Nacht mehrere militärische Infrastrukturen der Terrororganisation Hisbollah an.)

Zudem sei ein Terrorkommando bei einem gezielten Angriff in Gaza-Stadt «ausgeschaltet» worden, nachdem dieses versucht habe, Raketen auf ein Kampfflugzeug abzufeuern, erklärte die Armee. Ferner seien Einrichtungen und Waffen der Hamas in einer Moschee in Dschabalia nördlich der Stadt zerstört worden, die von Terroristen als Beobachtungsposten und Aufmarschgebiet genutzt worden seien.

Die Nacht im Überblick

Kurz vor der drohenden Bodenoffensive Israels gegen die islamistischen Hamas-Angreifer im Gazastreifen kommt in das Ringen um die dringend nötige Hilfe für die verzweifelte Bevölkerung Bewegung. Die in Ägypten am Grenzübergang Rafah lagernden Hilfsgüter sollen laut eines israelischen Armeesprechers spätestens am Samstag im Gazastreifen ankommen. Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte derweil Medienberichten zufolge eine baldige Bodenoffensive an. «Der Befehl wird kommen», sagte er demnach den nahe der Grenze zur von Israel abgeriegelten Küstenenklave aufmarschierten Truppen. US-Präsident Joe Biden will unterdessen beim Kongress ein Hilfspaket beantragen, das auch «beispiellose Hilfe für Israel» enthalten soll.

Biden: «Dürfen den Frieden nicht aufgeben»

«Wir werden dafür sorgen, dass andere feindliche Akteure in der Region wissen, dass Israel stärker ist als je zuvor, und verhindern, dass sich dieser Konflikt ausweitet», sagte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Rede an die Nation. Israel und die Palästinenser verdienten es gleichermaßen, in Sicherheit, Würde und Frieden zu leben. «Wir dürfen den Frieden nicht aufgeben. Wir dürfen eine Zweistaatenlösung nicht aufgeben», sagte Biden. Von Frieden können die Menschen in der Region jedoch derzeit nicht einmal träumen.

(deutsch: Wir müssen weiterhin einen Weg verfolgen, damit sowohl das israelische als auch das palästinensische Volk sicher, in Würde und in Frieden leben können.)

Blutiger Häuserkampf droht

Experten warnen vor einem blutigen Häuserkampf, sollte Israel wie erwartet Bodentruppen in den dicht besiedelten Gazastreifen am Mittelmeer schicken. Israel will nach den verheerenden Terroranschlägen der Hamas die militärischen Fähigkeiten sowie die Herrschaft der islamistischen Organisation ausschalten. Mehr als 1400 Menschen sind in Israel den Hamas-Angriffen zum Opfer gefallen und mehr als 200 Menschen von ihr in den Gazastreifen entführt worden. Darunter sollen israelischen Medienberichten zufolge auch knapp 30 Kinder und Jugendliche sein. 100 bis 200 Menschen würden vermisst.

Aktuelle Lage in Israel und Gazastreifen (Redaktion: B. Schaller; Grafik: P. Massow, S. Stein)
Aktuelle Lage in Israel und Gazastreifen (Redaktion: B. Schaller; Grafik: P. Massow, S. Stein)

Seither greift Israels Luftwaffe Ziele im Gazastreifen an. Dabei starben seit dem 7. Oktober nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen 3785 Menschen. Militante Palästinenser im Gazastreifen feuerten wiederum am späten Donnerstagabend erneut Raketen auf Tel Aviv und Israels Zentrum.

Hilfslieferung scheinen bevorzustehen

Nach UN-Angaben sind in den vergangenen Tagen rund eine Million Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den südlichen Teil geflohen. Israels Armee, die dazu aufgerufen hatte, um zivile Opfer bei einer Ausweitung der Kämpfe zu vermeiden, sprach von rund 600 000 Menschen. Im Süden liegt an der Grenze zu Ägypten der Übergang Rafah. Auf ägyptischer Seite stauen sich Dutzende von Lastwagen mit humanitären Versorgungsgütern. Die ersten Lieferungen würden «morgen, spätestens übermorgen» in Gaza eintreffen, sagte der israelische Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar am Donnerstagabend in der Sendung «RTL Direkt».

«Wir brauchen schnellen, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe. Wir brauchen sofort Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und Treibstoff», schrieb UN-Generalsekretär António Guterres in der Nacht auf der Plattform X (vormals Twitter). Er ist in Ägypten, um mit der Regierung über die Öffnung des Grenzübergangs zu sprechen.

(deutsch: Die Zivilbevölkerung in Gaza benötigt dringend grundlegende Dienstleistungen und Hilfsgüter. Wir brauchen einen schnellen und ungehinderten humanitären Zugang. Wir brauchen jetzt Nahrung, Wasser, Medikamente und Treibstoff. Wir brauchen es in großem Mengen und es muss nachhaltig sein.)

Deutschland kündigt Hilfe für Menschen in Gaza an

Deutschland verstärkt seine Unterstützung für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen mit einer humanitären Soforthilfe in Höhe von 50 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und vor allem das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) unterstützt werden, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstagabend in Jordanien ankündigte. Heute wollte sie nach Israel und danach in den Libanon reisen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat seinem israelischen Kollegen Joav Galant die Unterstützung Deutschlands beim Kampf gegen die Hamas zugesichert. Vordringlichste Aufgabe sei es, eine Freilassung der Verschleppten zu erreichen, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Tel Aviv bei einem Treffen mit Galant. Deutschland wolle auch dies unterstützen, wo immer möglich und sei bereit, Israels Militär mit Material zu unterstützen. Derweil hat Israel die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive abgeschlossen. Wann genau diese beginne, unterliege der Geheimhaltung, sagte der Armeesprecher.

Scharfe Kritik von Menschenrechtlern

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf den USA und ihren Verbündeten mangelnde Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen vor. Tom Porteous, stellvertretender HRW-Programmdirektor, fragte am Donnerstag, wo «die klare Verurteilung der grausamen Verschärfung der seit 16 Jahren bestehenden Abriegelung des Gazastreifens» bleibe. Diese komme «einer kollektiven Bestrafung, einem Kriegsverbrechen», gleich.

Weiter Schusswechsel an Israels Grenze zum Libanon

Unterdessen griff das israelische Militär auch in der Nacht Stellungen der pro-iranischen Hisbollah im Libanon sowie mutmaßliche Terroristen an. Als Reaktion auf Beschuss der schiitschen Miliz am Mittwoch habe die Armee unter anderem Beobachtungsposten der Hisbollah attackiert, teilte das Militär mit. Zudem habe ein Kampfjet drei Menschen getroffen, die versucht hätten, Raketen in Richtung Israel abzufeuern. Unklar war, ob es dabei Verletzte oder Tote gab.

Seit den Terrorattacken der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel und Israels Gegenschlägen auf den Gazastreifen kam es in den vergangenen Tagen regelmäßig zu Zwischenfällen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. International gibt es die Befürchtung, die Hisbollah könnte verstärkt in den Gaza-Konflikt eingreifen und Israel eine zweite, nördliche Front aufzwingen. Die Hisbollah unterhält enge Verbindungen zur Hamas im Gazastreifen. Das Auswärtige Amt forderte deutsche Staatsbürger und ihre Angehörigen im Libanon auf, das Land wegen der Sicherheitslage zu verlassen.

Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)
Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)