Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)

Der Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News zum Krieg in Israel nachlesen.

  • Israels Vorstoß gegen Hamas geht weiter

  • Netanjahu: Waffenruhe wäre eine Kapitulation gegenüber Hamas-Terror

  • Armee: Israelische Soldatin bei Bodenoffensive in Gaza befreit

  • Hamas veröffentlicht weiteres Video weiblicher Geiseln

  • Botschafter Seibert: Sprechen mit allen, die Einfluss auf Hamas haben

  • Erneute Raketenangriffe auf Zentrum Israels

  • Mutter: Nach Hamas-Überfall vermisste Deutsche Shani Louk tot

  • Bundesregierung verurteilt antijüdische Proteste in Dagestan

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Israels Vorstoß gegen Hamas geht weiter +++

Israelische Bodentruppen sollen tiefer in den Gazastreifen vorgedrungen sein. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der in dem Küstenstreifen herrschenden islamistischen Hamas, teilten mit, sie hätten israelische Verbände im Bezirk Seitun südöstlich von Gaza mit Panzerabwehrraketen beschossen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Über Verluste wurde zunächst nichts mitgeteilt. Auch aus dem Nordwesten des nur 40 Kilometer langen und zwischen 6 und 12 Kilometer breiten Küstenstreifens wurden Kämpfe gemeldet.

Auf einem im Internet verbreiteten Video war ein Panzer auf der Hauptverbindungsstraße vom Norden in den Süden des Küstenstreifens zu sehen, der einen Schuss in der Nähe eines weißen Autos abgibt, danach ist eine Explosion zu sehen. Das war nach Angaben eines dpa-Mitarbeiters vor Ort etwa drei Kilometer westlich des Grenzzaunes zu Israel. Augenzeugen hätten auch von einem gepanzerten Bulldozer dort berichtet. Ein Armeesprecher betonte auf Anfrage, man äußere sich nicht zum Standort der eigenen Verbände.

(deutsch: Die IDF-Truppen haben in den letzten Stunden ihre Bodenoperationen im Gazastreifen fortgesetzt. Bei Begegnungen mit Terroristen eliminierten IDF-Kämpfer mit Hilfe von Kampfhubschraubern und ferngesteuerten bemannten Flugzeugen, die von den Streitkräften geleitet wurden, Trupps, die versuchten, die Streitkräfte anzugreifen. Die Kämpfer zerstörten auch die Infrastruktur der Terroristen, darunter Panzerabwehrstellungen und zusätzliche Abschusspositionen)

+++ Netanjahu: Waffenruhe wäre eine Kapitulation gegenüber Hamas-Terror +++

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine Waffenruhe im Kampf gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas abgelehnt. «So wie die USA nach der Bombardierung von Pearl Harbor oder dem Terroranschlag vom 11. September keiner Waffenruhe zugestimmt hätten, wird Israel einem Stopp der Kämpfe mit der Hamas nach den schrecklichen Angriffen des 7. Oktobers nicht zustimmen», sagte Netanjahu am Montag vor Journalisten. «Aufrufe an Israel, einer Waffenruhe zuzustimmen, sind Aufrufe, gegenüber der Hamas, gegenüber Terrorismus, gegenüber der Barbarei zu kapitulieren. Das wird nicht passieren.»

Netanjahu sagte weiter: «Jede zivilisierte Nation sollte an Israels Seite stehen und die sofortige und bedingungslose Freilassung der Geiseln fordern.» Man ziehe nun eine Linie «zwischen den Kräften der Zivilisation und den Kräften der Barbarei».

Er hoffe dabei auf die Unterstützung zivilisierter Länder. «Weil Israels Kampf euer Kampf ist. Weil ihr das nächste Ziel seid, wenn die Achse des Bösen von Hamas und dem Iran siegt. Deshalb wird Israels Sieg euer Sieg sein.» Man werde die Hamas in den «Mülleimer der Geschichte» werfen.

Netanjahu sagte, Militärvertreter teilten die Einschätzung, dass der Bodeneinsatz Israels im Gazastreifen eine Freilassung der Geiseln wahrscheinlicher machen könne. «Die Hamas wird es nicht tun, außer sie ist unter Druck.»

Zu Opfern in der Zivilbevölkerung im Gazastreifen sagte er, dies könne verhindert werden, wenn die Menschen wie von Israel gefordert in eine sichere Zone im Süden gingen. «Kein einziger Zivilist muss sterben», sagte Netanjahu. Er warf der islamistischen Hamas erneut vor, die Menschen daran zu hindern, den Norden des Küstenstreifens zu verlassen. Die israelische Luftwaffe greift allerdings auch im Süden Ziele an, dabei gab es auch Todesopfer.

+++ Armee: Israelische Soldatin bei Bodenoffensive in Gaza befreit +++

Eine israelische Soldatin ist nach Militärangaben bei den Bodeneinsätzen im Gazastreifen befreit worden. Die am 7. Oktober von der Hamas entführte Frau sei in gutem Zustand und habe ihre Familie bereits getroffen, teilte die Armee am Montag in einem X-Post mit. Demnach war die Befreiung in der Nacht. Auf einem vom Militär verbreiteten Bild war sie in den Armen ihrer Familie zu sehen.

Israels Armee hatte am Wochenende eine neue Phase im Krieg gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas eingeläutet. Neben massiven Luftangriffen weiteten die israelischen Truppen auch am Boden die Einsätze aus. Medienberichten zufolge sollen sie etwa drei Kilometer in den Gazastreifen vorgestoßen sein.

+++ Israel friert Steuerzahlungen an Palästinenserbehörde ein +++

Israel friert vorübergehend millionenschwere Zahlungen an die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland wegen angeblicher Unterstützung des Hamas-Terrorüberfalls am 7. Oktober ein. «Aufgrund der Unterstützung der Behörde der Hamas-Massaker» habe er Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gebeten, kurzfristig im Kabinett die Fortsetzung der Zahlungen zu prüfen, teilte der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. «Bis eine Entscheidung getroffen wird - stoppen wir die Zahlungen», schrieb er.

(deutsch: Hör auf, deine Augen zu schließen. Nachdem die Palästinensische Autonomiebehörde die Hamas-Massaker unterstützt hatte, bat ich den Premierminister, eine dringende Diskussion im Kabinett abzuhalten, um die Fortsetzung des Geldtransfers zu prüfen. Bis eine Entscheidung getroffen wird, werden die Mittel gestoppt. In dem Brief, den ich an den Premierminister geschickt habe, habe ich geschrieben, dass ich beschlossen habe, mit der Überweisung der Mittel bis zur Diskussion im Kabinett zu warten, in der über die Frage der Mittelübertragung entschieden wird.)

In seinem Post verwies Smotrich auf einen Zusammenschnitt mit Aussagen von Vertretern der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Darin wird der Terror-Überfall als Teil des «bewaffneten Widerstandes» gegen die israelische Besatzung bezeichnet.

Israel sammelt im Auftrag der Palästinenserbehörde Steuern und Zölle ein. Zuletzt wurden rund 160 Millionen Dollar (rund 151 Millionen Euro) monatlich an die Behörde weitergeleitet. Von der Palästinenserbehörde gab es zu der Entscheidung Smotrichs zunächst keine Reaktion.

Abbas hatte nach den Massakern gesagt, die Taten und die Politik der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas repräsentierten nicht das palästinensische Volk. Er lehne die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten ab, betonte Abbas. Er forderte alle Beteiligten auf, Gefangene freizulassen.

+++ Hamas veröffentlicht weiteres Video weiblicher Geiseln +++

Die im Gazastreifen herrschende Terrororganisation Hamas hat ein neues Video von israelischen Geiseln veröffentlicht. Darin sind drei Frauen zu sehen. Die in der Mitte sitzende Frau äußert sehr heftige Kritik an dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Sie sagt mit wütender Stimme: «Bibi Netanjahu, Schalom. Wir befinden uns seit 23 Tagen in Gefangenschaft der Hamas.»

Netanjahu sprach nach Angaben seines Büros von «grausamer psychologischer Propaganda». Man umarme die Familien und tue alles, um die Geiseln und Vermissten zurückzubringen.

Die Geisel spricht in dem Video von einer Pressekonferenz mit den Familien der Entführten am Vortag. «Wir wissen, dass es eine Waffenruhe geben sollte, du hättest uns alle befreien sollen, du hast dich verpflichtet, uns alle freizulassen», sagte die Frau auf Hebräisch an Netanjahu gerichtet. «Stattdessen tragen wir die Last deines politischen, sicherheitspolitischen, militärischen und diplomatischen Versagens. Wegen dieses Mists, den du angerichtet hast am 7. Oktober, weil die Armee nicht da war, niemand ist gekommen, niemand hat uns beschützt und wir - unschuldige Zivilisten - Bürger, die dem Staat Israel Steuern zahlen, sind in Gefangenschaft, unter schlimmen Bedingungen.»

Sie warf Netanjahu vor, er wolle «uns alle töten». Die Aussage könnte sich auf die israelischen Angriffe im Gazastreifen beziehen. Die Frau fragt: «Sind nicht schon genug israelische Bürger getötet worden?» und fordert entschieden einen Deal zur Freilassung der Geiseln und palästinensischer Häftlinge. «Lass uns zu unseren Familien zurückkehren - jetzt!», schrie sie am Ende des Videos.

+++ Scholz nennt Mord an Shani Louk «Barbarei» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Ermordung von Shani Louk als «furchtbare» Tat und «Barbarei» bezeichnet. «Hier ist ein Mensch auf brutale Weise ermordet worden», sagte er während seiner Afrika-Reise im nigerianischen Lagos. «Das zeigt welch Geistes Kind diese Täter sind. Das ist etwas, das wir als Menschen nur verachten können.»

Der Mord zeige «die ganze Barbarei, die hinter diesem Angriff der Hamas steckt», betonte Scholz. Deshalb müssten die von der EU als Terrororganisation eingestuften Islamisten zur Rechenschaft gezogen werden. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen.

+++ Botschafter Seibert: Sprechen mit allen, die Einfluss auf Hamas haben +++

Bei den Bemühungen um die Freilassung von Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas will die Bundesregierung nach Angaben des deutschen Botschafters in Israel, Steffen Seibert, alle diplomatischen Möglichkeiten nutzen. Es sei wichtig, «dass wir diplomatisch alle Mittel, die Deutschland hat, nutzen, um mit denen zu sprechen, die vielleicht Einfluss auf die Hamas haben», sagte Seibert im RTL/ntv-«Frühstart». «Es ist bekannt, wer die sind. Mit all denen wird gesprochen», sagte Seibert weiter. Die Forderung der Welt müsse heißen: «Lasst sie alle frei, ohne Bedingungen, jetzt.»

Die Hamas gehe wahrscheinlich davon aus, dass die Existenz der Geiseln in ihren Tunneln eine Art Versicherung sei, sagte Seibert weiter. Deutschland versuche, über alle Wege Nachrichten an die Hamas zu bringen. «Bisher ist der Erfolg nicht groß. Es ist aber auch nicht besonders hilfreich, wenn man darüber in der Öffentlichkeit viel redet.» Laut Seibert ist eine niedrige zweistellige Zahl an deutschen Staatsbürgern unter den Geiseln, die die Hamas im Zuge ihres Terrorüberfalls am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppte. Die Familien hatten von 14 deutschen Geiseln gesprochen.

+++ Jordanien bittet USA um Verstärkung des Luftverteidigungssystems +++

Als Reaktion auf den Gaza-Krieg hat Jordanien die USA um Hilfe bei der Sicherung seiner Grenzen gefragt. «Wir haben die amerikanische Seite gebeten, das jordanische Luftverteidigungssystem mit Patriot-Raketen zu verstärken», sagte ein Sprecher der jordanischen Armee im staatlichen Fernsehen. «Es ist ein teures System, das nicht mit lokalen Ressourcen bereitgestellt werden kann, daher brauchen wir einen strategischen Partner.»

Das Königreich hatte zuvor bereits gewarnt, dass sich der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas auf die umliegende Region ausweiten könnte. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs besteht die Sorge, dass vor allem proiranische Milizen aus arabischen Nachbarstaaten stärker in den Konflikt einsteigen könnten. Jordanien ist seit langem ein enger Verbündeter der USA.

+++ Erneute Raketenangriffe auf Zentrum Israels +++

Terroristen der Hamas im Gazastreifen haben Israel auch während der heftigen Luftangriffe auf das Palästinensergebiet weiter mit Raketen angegriffen. In Jerusalem, im Zentrum des Landes und im Süden heulten die Warnsirenen, wie die Armee mitteilte. Es gab zunächst keine Berichte über Opfer.

+++ Mutter: Nach Hamas-Überfall vermisste Deutsche Shani Louk tot +++

Die seit dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel vermisste Deutsche Shani Louk ist nach Angaben ihrer Mutter tot. Das sei ihr vom israelischen Militär in der Nacht mitgeteilt worden, sagte Shanis Mutter Ricarda Louk der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte RTL/ntv darüber berichtet.

Die Leiche ihrer Tochter sei bislang zwar nicht gefunden worden, sagte Ricarda Louk. Man habe aber einen Splitter eines Schädelknochens gefunden und daran eine DNA-Probe gemacht. Das erforderliche Vergleichsmaterial hätten die Eltern schon vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt. Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist - möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Schädel getötet worden.

Die 22 Jahre alte Shani Louk wurde nach Angaben ihrer Familie bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas getötet. Zunächst ging Shani Louks Familie, von der ein Teil in Baden-Württemberg lebt, davon aus, dass die junge Frau schwer verletzt wurde, aber am Leben war und sich im Gazastreifen befand.

Die Nachricht sei zwar schrecklich. Es sei aber gut, nun Gewissheit zu haben. «Wenigstens hat sie nicht gelitten», sagte Ricarda Louk.

Shani Louk soll nicht mehr am Leben sein. (Bild: Christoph Soeder/dpa)
Shani Louk soll nicht mehr am Leben sein. (Bild: Christoph Soeder/dpa)

Das Auswärtige Amt hat den Tod einer weiteren Person mit deutscher Staatsangehörigkeit bestätigt, sich aber nicht konkret zum Fall Shani Louk geäußert. Ein Sprecher des deutschen Außenministeriums bat in Berlin um Verständnis, dass man sich nicht zu Einzelfällen äußere. Der Sprecher wiederholte frühere Angaben, nach denen man davon ausgehen müsse, dass eine einstellige Zahl deutscher Staatsangehöriger dem Terror der Hamas zum Opfer» gefallen sei.

Im AA sei direkt nach dem Beginn ein Sonderstab eingerichtet worden, sagte der Sprecher auf die Frage, was die Bundesregierung zur Rettung der Geiseln tue. Man stimme sich eng mit den Partnern in der Region ab und nutze alle zur Verfügung stehenden Kanäle, um die Freilassung insbesondere der deutschen Geiseln zu erreichen.

+++ Israel lässt Nothilfe-Koordinator trotz Konflikt mit UN einreisen +++

Israel lässt trotz des Konflikts mit den Vereinten Nationen UN-Nothilfe-Koordinator Martin Griffiths einreisen. Dies bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem. Griffith' Einreise sei «auf Bitte anderer Staaten, um die Ausreise ausländischer Staatsbürger aus dem Gazastreifen voranzutreiben», genehmigt worden.

(deutsch: Palästinensische und israelische Zivilisten haben genug gelitten. Ich freue mich darauf, das @ochaopt-Team zu treffen, dessen Arbeit geradezu heldenhaft ist.)

Israel hatte vergangene Woche nach israelkritischen Äußerungen von UN-Generalsekretär António Guterres mitgeteilt, UN-Vertretern die Einreise zu verweigern - wie bereits schon in der Vergangenheit.

Guterres hatte israelische Gegenangriffe im Gazastreifen kritisiert und von «eindeutigen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht» gesprochen. Er verurteilte den Hamas-Terroranschlag am 7. Oktober zwar, sagte aber, dieser habe «nicht im luftleeren Raum» stattgefunden. In dem Zusammenhang sprach Guterres von der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete.

+++ Bundesregierung verurteilt antijüdische Proteste in Dagestan +++

Die Bundesregierung hat die gewaltsamen antijüdischen Proteste und Übergriffe in der muslimisch geprägten russischen Teilrepublik Dagestan als «unsäglich und inakzeptabel» verurteilt. «Wichtig ist jetzt, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und die russischen Behörden die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft gewährleisten», forderte ein Sprecher des Auswärtigen in Berlin. Die Haltung der Bundesregierung sei klar: «Wir bekämpfen entschieden jede Form des Antisemitismus und wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinschaft.»

+++ Reporter ohne Grenzen: Journalisten im Südlibanon gezielt beschossen +++

Der Tod eines Reuters-Journalisten im Südlibanon vor gut zwei Wochen war nach Einschätzung der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) Folge von gezieltem Beschuss aus Israel. Die Gruppe aus mehreren Journalisten sei am 13. Oktober im Abstand weniger Sekunden zwei Mal aus derselben Richtung von Israel aus beschossen worden, berichtete die Journalistenorganisation. Dies habe die Auswertung von Videoaufnahmen ergeben. Die israelische Armee teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, der Vorfall werde weiter untersucht.

(deutsch: RSF veröffentlicht die Ergebnisse seiner Untersuchung zum Tod des @Reuters-Reporters Issam Abdallah im Libanon an der Grenze zu Israel: Obwohl Abdallah und seine Kollegen eindeutig als Journalisten identifizierbar waren, wurde ihr Fahrzeug gezielt angegriffen.)

Bei dem Beschuss war der Reuters-Journalist Issam Abullah getötet worden, vier weitere Medienschaffende wurden verletzt. RSF betonte, die Reporter hätten nicht mit Kämpfern verwechselt werden können, weil sie im Augenblick des Beschusses schon rund eine Stunde offen mit ihren Kameras im Gelände gestanden hätten. Zudem seien sie durch die Aufschrift "Press" auf Schutzwesten und Helmen sowie dem Dach ihres Autos klar als Journalisten gekennzeichnet gewesen.

Die israelische Armee betonte, am Freitag vor zwei Wochen habe die Schiitenmiliz Hisbollah in der Nähe der Ortschaft Hanita unter anderem Panzerabwehrraketen auf israelisches Gebiet gefeuert. Israelische Soldaten seien davon ausgegangen, dass Terroristen versuchten könnten, nach Israel einzudringen, schrieb die Armee in einer schriftlichen Stellungnahme. Dies habe mit Panzer- und Artillerie-Beschuss verhindert werden sollen.

Erst einige Stunden später habe die Armee einen Bericht erhalten, dass Journalisten in dem Gebiet zu Schaden gekommen seien. Die Armee wiederholte ihre Warnung, dass der Aufenthalt in Kampfgebieten lebensgefährlich sei.

+++ Hamas-Ministerium: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 8300 +++

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist seit Beginn des Krieges am 7. Oktober laut Hamas-kontrolliertem Gesundheitsministerium auf 8306 gestiegen. Es seien zudem 21 048 Menschen verletzt worden, berichtete das Ministerium in Gaza. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen.

+++ UN: Bisher 117 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen angekommen +++

Im Gazastreifen sind seit Kriegsbeginn am 7. Oktober nach UN-Angaben 117 Lastwagen mit Hilfsgütern eingetroffen. Trotz der geringen Menge würden die Güter eine «entscheidende Rolle» dabei spielen, unter anderem die wesentliche Gesundheitsversorgung in Gaza zu stärken, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA in Genf mit.

Nach UN-Angaben werden täglich eigentlich 100 Lastwagenladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen dort mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen OCHA zufolge im Durchschnitt unter der Woche täglich 450 Lkw in den Gazastreifen.

(deutsch: "Vor dem 7. Oktober fuhren 450 Lastwagen nach #Gaza. Jetzt sind es nur noch 12." - @LynnHastings/ "Der Gestank und der Geruch des Todes sind überall." - @WHO/ "Aus Sicht des Ernährungssystems rechnen wir damit, dass es komplett zusammenbricht, wenn kein Treibstoff reinkommt." - @WFP)

+++ Palästinenser: vier Tote bei Gefechten im Westjordanland +++

Bei Gefechten mit dem israelischen Militär in der Stadt Dschenin im Westjordanland sind in der Nacht nach palästinensischen Angaben vier Menschen getötet worden. Wie das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah weiter mitteilte, feuerte eine israelische Drohne auch eine Rakete auf das Dach eines Hauses ab.

Nach Angaben der palästinensischen Behörden führte israelisches Militär in der Nacht auch wieder in mehreren Städten des Westjordanlandes Razzien durch. Ob und wie viele Menschen festgenommen wurden, war zunächst nicht bekannt.

Die israelische Zeitung «Jerusalem Post» berichtete, die Armee sei gegen bewaffnete Mitglieder militanter Palästinenserorganisationen vorgegangen. Auch sei Sprengstoff sichergestellt worden.

+++ Israels Armee stößt weiter im Gazastreifen vor +++

Die Bodentruppen der israelischen Armee haben bei ihrem Vorstoß im Gazastreifen nach eigenen Angaben Dutzende Terroristen getötet. Wie das israelische Militär am Morgen mitteilte, hatte sich der Gegner in Gebäuden und Tunneln verbarrikadiert und versucht, die israelischen Soldaten anzugreifen.

(deutsch: Die Bodenoperationen der IDF in Gaza wurden über Nacht fortgesetzt und ausgeweitet: Ein IAF-Flugzeug – gesteuert von Bodentruppen – griff einen Hamas-Posten und die über 20 Terroristen darin an. Soldaten entdeckten bewaffnete Terroristen und einen Abschusspunkt für Panzerabwehrraketen in der Nähe der Al-Azhar-Universität und steuerten einen IAF-Kampfjet, um sie anzugreifen. Die IDF-Truppen eliminierten mehrere in Zivilgebäuden und Terrortunneln verbarrikadierte Terroristen, die versuchten, die Streitkräfte anzugreifen.)

Ein von den Bodentruppen angeleitetes Kampfflugzeug habe ein Gebäude der islamistischen Hamas, in dem sich mehr als 20 der Terroristen aufhielten, bombardiert. In den vergangenen Tagen seien mehr als 600 Terrorziele angegriffen worden, darunter Waffendepots, Dutzende Abschusspositionen für Panzerabwehrraketen sowie Verstecke und Stützpunkte der Hamas, teilte das israelische Militär weiter mit.

Wie der US-Fernsehsender CNN unterdessen auf Basis ausgewerteter eigener Luftaufnahmen berichtete, ist das israelische Militär inzwischen etwa drei Kilometer in den abgeriegelten Gazastreifen vorgestoßen. Statt eines plötzlichen Großangriffs setzt Israels Militär offenbar eher auf eine allmähliche Ausweitung seiner Bodeneinsätze gegen die Hamas.

Die Nacht im Überblick

Während Israels Militär im Gazastreifen verstärkt mit Panzerverbänden und Kampfflugzeugen gegen die islamistische Hamas vorrückt, wird die humanitäre Lage für die Menschen dort immer furchtbarer. Obwohl Israel mit Nachdruck die noch im Norden des Gazastreifens verbliebenen Zivilisten, darunter Patienten in Krankenhäusern, aufrief, sich in den Süden in Sicherheit zu begeben, halten sich etwa beim Schifa-Krankenhaus nach TV-Berichten weiterhin Tausende von Menschen auf. Nach israelischer Darstellung dient das Krankenhaus auch als Hamas-Kommandozentrum. Derweil kommt es im Nordkaukasus zu gewaltsamen antijüdischen Übergriffen angesichts von immer mehr Todesopfern im Gazastreifen.

Krankenhäuser im Gazastreifen. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: R. Mühlenbruch/F. Bökelmann)
Krankenhäuser im Gazastreifen. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: R. Mühlenbruch/F. Bökelmann)

Antijüdische Übergriffe in Dagestan

Wegen des Gaza-Konflikts ist es in Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus verstärkt zu antijüdischen Übergriffen gekommen. In Machatschkala in der Teilrepublik Dagestan drang eine Menschenmenge am Sonntagabend in den Flughafen ein, weil dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet war, in der angeblich Flüchtlinge aus Israel saßen. Bei dem Vorfall seien mehr als 20 Menschen teils schwer verletzt worden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Israel forderte die russischen Behörden zum Schutz seiner Staatsbürger auf. Die USA verurteilten die antisemitischen Vorfälle in Dagestan, so die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats auf der Plattform X.

(deutsch: Die Vereinigten Staaten verurteilen die antisemitischen Proteste im russischen Dagestan aufs Schärfste. Die USA stehen unmissverständlich an der Seite der gesamten jüdischen Gemeinschaft, während wir Zeuge eines weltweiten Anstiegs des Antisemitismus sind. Es gibt niemals eine Entschuldigung oder Rechtfertigung für Antisemitismus.)

Chefankläger warnt Israel und Hamas

Der Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof, Karim Khan, warnte derweil Israel wie auch die Hamas vor Verstößen gegen das Völkerrecht. «Ich möchte Israel gegenüber klar betonen, dass es ohne weitere Verzögerung erkennbare Anstrengungen unternehmen muss, um sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung Grundnahrungsmittel erhält, Medizin, Narkosemittel», sagte Khan in Kairo mit Blick auf die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen. Und an die Adresse der in Gaza herrschenden Hamas und aller, «die dort die Kontrolle haben»: Die Hilfe müsse die Zivilbevölkerung erreichen «und nicht missbraucht oder von ihr abgezweigt» werden, warnte der Chefankläger.

Israel will Hilfslieferungen erleichtern

Israel will derweil die Lieferung humanitärer Hilfsgüter nach Gaza nach eigenen Angaben erleichtern. Elad Goren von der zuständigen Cogat-Behörde sagte Journalisten am Sonntag, die Hilfslieferungen sollten in den kommenden Wochen «dramatisch erhöht» werden. Die Wasserversorgung im Gazastreifen sei «nicht auf dem normalen Level», aber ausreichend für humanitäre Bedürfnisse. Nach israelischen Erkenntnissen gebe es keinen Mangel an Lebensmitteln im Gazastreifen.

(deutsch: Eben habe ich mit Premierminister Netanyahu über die Entwicklungen in Gaza gesprochen. Wir haben über Bemühungen gesprochen, die Freilassung von Geiseln zu gewährleisten und den Amerikanern in Gaza bei der sicheren Ausreise zu helfen, und ich habe die Notwendigkeit betont, den Fluss humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung in Gaza unverzüglich und deutlich zu erhöhen [...])

US-Präsident Joe Biden telefonierte wegen der katastrophalen Lage am Sonntag mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Gegenüber Netanjahu habe er deutlich gemacht, dass «unverzüglich» deutlich mehr humanitäre Hilfe nach Gaza gelangen müsse, teilte die Regierungszentrale in Washington mit. Im Gespräch mit Al-Sisi hätten sich die beiden Staatsoberhäupter unter anderem dazu verpflichtet, die Hilfslieferungen nach Gaza «von heute an erheblich zu beschleunigen und kontinuierlich zu erhöhen».

(deutsch: Ich habe auch mit Präsident Abdel Fattah Al-Sisi gesprochen, um meine Wertschätzung dafür auszudrücken, dass Ägypten die Bereitstellung humanitärer Hilfe für Gaza erleichtert. [...])

Ein Konvoi aus 33 Lastwagen mit Hilfsgütern gelangte am selben Tag einem israelischen Medienbericht zufolge in den Gazastreifen. Seit Kriegsbeginn war es der bisher größte Tageskonvoi. Dennoch reicht dies laut Hilfsorganisationen längst nicht aus, um die mehr als 2,2 Millionen Einwohner zu versorgen. Nötig seien pro Tag 100 Lastwagen.

Zahl der Toten steigt

Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker angerichtet. Israel hat seitdem mehr als 1400 Tote zu beklagen. Mehr als 230 Menschen wurden verschleppt.

Die Opferzahlen im Gazastreifen stiegen unterdessen im Zuge von Israels heftigen Gegenschlägen weiter. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden seit Kriegsbeginn vor gut drei Wochen mehr als 8000 Palästinenser getötet.

UN-Generalsekretär António Guterres rief unterdessen erneut zu einem sofortigen «humanitären Waffenstillstand» und der Freilassung der über 230 Geiseln auf. Im Gazastreifen spiele sich «vor unseren Augen eine humanitäre Katastrophe» ab, so Guterres auf der Plattform X. Am Wochenende plünderten Menschen in Gaza UN-Lebensmittellager. «Dies ist ein besorgniserregendes Zeichen, dass die zivile Ordnung nach drei Wochen Krieg und einer festen Belagerung Gazas langsam zusammenbricht», erklärte Thomas White, UNRWA-Leiter im Gazastreifen.

(deutsch: Ich bekräftige meinen Aufruf zu einem sofortigen humanitären Waffenstillstand, verbunden mit der bedingungslosen Freilassung von Geiseln und der Bereitstellung von Hilfsgütern in einem Ausmaß, das den dramatischen Bedürfnissen der Menschen in Gaza entspricht, wo sich vor unseren Augen eine humanitäre Katastrophe abspielt.)

Noch immer Zehntausende Zivilisten im Norden Gazas

Derweil stoßen immer mehr israelische Bodentruppen mit Kampfpanzern im Verbund mit Kampflugzeugen im Gazastreifen gegen die Hamas vor. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der islamistischen Organisation. Israel ruft die Zivilbevölkerung in der Stadt Gaza und im Norden seit Wochen auf, sich zur eigenen Sicherheit in den Süden des Küstenstreifens zu begeben. Aber auch dort kommt es zu Luftangriffen. Israelische Medien berichteten, die Hamas habe rund 30 000 Menschen allein im Umkreis des Schifa-Krankenhauses in Gaza konzentriert, damit diese als «menschliche Schutzschilde» dienen. Dies solle Israel daran hindern, ihre unterirdische Kommandozentrale anzugreifen.

Kämpfe auch an Israels Nordgrenzen

Derweil beschoss Israels Armee nach eigenen Angaben als Reaktion auf Raketenangriffe erneut Ziele auch im benachbarten Syrien. Ein Kampfflugzeug habe «militärische Infrastruktur» auf syrischem Boden getroffen, teilte Israels Militär in der Nacht mit. Die Lage an den nördlichen Außengrenzen Israels ist seit dem Massaker der Hamas und den darauffolgenden Gegenangriffen Israels höchst angespannt. So wurden am Sonntag auch aus dem Libanon mehrere Raketen nach Angaben der israelischen Armee auf Israel abgefeuert. Als Reaktion seien Ziele der libanesischen Hisbollah angegriffen worden.

Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)
Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)