Mai Thi Nguyen-Kim geht nicht in die Politik - "Statement"-Video war nur Lektion über Populismus

Das Video von Mai Thi Nguyen-Kim, das vor sechs Tagen auf ihrem YouTube-Kanal maiLab erschien, sorgte für reichlich Aufmerksamkeit. "Ich mache mir Sogen um die Zukunft unseres Landes und ich schaue mir das nicht länger einfach nur an". So begann das "Statement" von Mai Thi Nguyen-Kim, bevor die beliebte Wissenschaftsjournalistin und TV-Moderatorin unter anderem damit fortfuhr, sich negativ über Ampel-Regierung und Opposition zu äußern und den Eindruck erweckte, als wolle sie nun selbst in die Politik gehen. Ganz nach dem im Clip erwähnten Motto: "Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selbst machen".

Nun hat sie jedoch in der neuen Folge ihrer ZDFneo-Sendung "Maithink X – Die Show" klargestellt, dass das Ganze bloß dazu diente, die Mechanismen des Populismus zu verdeutlichen. Wie man auch im dazugehörigen YouTube-Clip mit dem Titel "So werden wir von der Politik ver*rscht" sehen kann, erklärt Mai Thi Nguyen-Kim in aller Deutlichkeit: "Nur damit es klar ist: Ich gehe nicht in die Politik." Und weiter erläutert sie den Vorgänger-Clip: "Jeder Satz in diesem Video ist für sich wahr. Nur in der Zusammenstellung war es natürlich höchst missverständlich." Schließlich erklärt sie: "Und dafür will ich mich hier ganz aufrichtig entschuldigen."

Das ist der erste Clip, in dem zunächst der Anschein erweckt wurde, als ob Mai Thi Nguyen-Kim in die Politik gehen wolle:

Und hier ist die Auflösung des Ganzen, bei der klar wird: Mai Thi Nguyen-Kim geht nicht in die Politik:

Geht Mai Thi Nguyen-Kim in die Politik? Nein, es war nur ein "Experiment" - doch wie reagieren User?

Unter Mai Thi Nguyen-Kims neuem YouTube-Clip mit dem Titel "So werden wir von der Politik ver*rscht" kommentieren zahlreiche User die vermeintliche Politik-Ankündigung sowie die nachfolgende Auflösung. "Ist schon einfach mies. Mir sind die meisten populistischen Mittel in dem Video sogar direkt aufgefallen. Aber trotzdem haben sie bei mir voll gezündet!", gibt ein User zu. "Respekt! Danke Mai das du uns so den Spiegel vor gehalten hast", begeistert sich ein anderer. Und ein weiterer User erklärt sogar:

Das liegt vermutlich auch daran, dass Mai Thi Nguyen-Kim in ihrer Sendung "Maithink X – Die Show" fünf Tricks des Populismus erklärt.

Wie gehen Populisten vor? Mai Thi Nguyen-Kim erklärt fünf Tricks des Populismus

1. Die schweigende Mehrheit

Möchte man mit seiner Meinung so tun, als ob man damit die eigentliche Mehrheit repräsentiert, obwohl das in Wahrheit nicht der Fall ist, wendet man im Populismus laut Mai Thi Nguyen-Kim folgenden Trick an: "Man redet einfach eine schweigende Mehrheit herbei."

2. Das falsche Dilemma

Bei dieser Populismus-Masche tut man so, als gäbe es nur zwei Extreme bei einer Diskussion und nichts dazwischen, obwohl es laut Mai Thi Nguyen-Kim "natürlich einiges dazwischen" gibt.

3. Das ad hominem Argument

Diese Vorgehensweise ist - wie ad hominem bereits andeutet - gegen die Person gerichtet und - anders als "Argument" vermuten lässt - eigentlich gar kein Argument. "Statt dem Gegenüber was Sachliches oder Inhaltliches zu entgegnen, weicht man auf persönlichen Angriff aus", erklärt Mai Thi Nguyen-Kim.

4. Das Strohmann-Argument

Den vierten Populisten-Trick kann man Mai Thi Nguyen-Kim zufolge so auf den Punkt bringen: "Hier unterstellt man der Gegenseite eine Position, die sie so gar nicht vertritt."

5. Die "Motte & Bailey"-Taktik

Diese Taktik bedient sich des Bildes einer mittelalterlichen Burg mit Burghof. Bailey steht für den Burghof und Motte für die höher gelegene Burg. "Auf dem Burghof Bailey reißt man schon mal die Klappe auf", so Mai Thi Nguyen-Kim. "Bei Gegenwehr flüchtet man sich dann auf den Burgturm Motte und rudert kräftig zurück." Weiter erklärt sie: "Das Bailey-Argument ist provokant, oft diskriminierend oder menschenverachtend. Das Motte-Argument ist dann: Ich habe doch nur gesagt, dass... - Eine deutlich abgeschwächte Version, die einfacher zu verteidigen ist."

Wer ist Mai Thi Nguyen-Kim?

Mai Thi Nguyen-Kim ist laut der Website des ZDF eine Wissenschaftsjournalistin und Wissenschaftskommunikatorin. Unter anderem ist sie durch ihren YouTube-Kanal maiLab bekannt, in dem Clips zu wissenschaftlichen Themen zu sehen sind. Im Fernsehen moderierte sie unter anderem als Nachfolgerin von Ranga Yogeshwar von 2018 bis 2020 das WDR-Wissenschaftsmagazin "Quarks". Zudem moderiert sie die Wissens-Sendung "Maithink X – Die Show" auf ZDFneo. Darin beschäftigt sich die 1987 geborene Moderatorin laut ZDF "mit spannenden Themen, die uns alle betreffen – faktenbasiert, emotional und unterhaltsam."