Maria Furtwängler und der Glanz von Seide und Stahl

Maria Furtwängler feiert am Dienstag ihren 50. Geburtstag

Natürlich ist sie attraktiv. Sehr sogar, wenn auch nicht eine klassische Schönheit. Aber das allein ist es nicht. Wenn sie aus blauen Augen aufblickt und ihre Lippen ein zartes Lächeln andeuten, das nicht unbedingt Gutes verheißen muss, präsentiert sie ein unverwechselbares Gesicht. Sie vereint harmonisch scheinbare Gegensätze wie gutes Aussehen und Willensstärke, weibliche Intuition und Entschlossenheit, Burschikosität und Nachdenklichkeit. Seide und Stahl.

Vermutlich hat diese einzigartige Mischung Maria Furtwängler so populär gemacht. Heute feiert die Schauspielerin ihren 50. Geburtstag. "Natürlich sind 50 nicht die neuen 20, vielleicht die neuen 30, aber wer so aussieht wie sie, im Älterwerden nämlich immer attraktiver und erotischer, wer so erfolgreich und reich ist, der regt sich doch über diese alberne Zahl nicht auf", schreibt die Autorin Evelyn Holst in "Bild am Sonntag".

Sie war ein "hässliches Baby"

Sie sei ein "abstrus hässliches Baby" gewesen, erinnert sich ihre Mutter, die Schauspielerin Kathrin Ackermann (77). Mit großer Nase und starkem Kinn. Vielleicht habe es deshalb so lange gedauert, bis sie erst als Erwachsene begriffen habe, dass sie optisch nun wirklich nichts zu meckern hätte. Zudem wurde sie als Kleinkind von einem Hund in die Wange gebissen, ihre Mutter war verzweifelt: "Ich habe geweint, weil ich dachte: Die kriegt niemals einen Mann. Früher glaubte man ja, nur mit Schönheit hat Frau eine Chance!"

Das hat sich alles ziemlich schnell geändert. Bereits als Abiturientin in ihrer Heimatstadt München war Maria eine Augenweide, blitzgescheit obendrein, woraus sie auch keinen Hehl machte. Und sie konnte sich bewegen, denn die junge Frau hatte Schauspielerfahrung: a) durch die Mutter, b) als Jungtalent in dem TV-Film "Zum Abschied Chrysanthemen", bei dem ihr Onkel Florian Furtwängler Regie geführt hatte. Die Gage für die damals Siebenjährige war ein neues Fahrrad.

Hubert Burda, ihre große Liebe

Als sie 19 war und bereits Medizin in Montpellier (Frankreich) studierte, lernte die bildschöne Maria den Verleger Hubert Burda kennen. Der war bereits 45 und somit 26 Jahre älter. Sie hat sich in den kultivierten, geistreichen und charmanten Mann verguckt, und auch er war von ihr hin- und hergerissen.

Maria war nicht nur außergewöhnlich intelligent und selbstbewusst, sie stammt auch aus einer sagenumwobenen Familie. Ihr Vater, der Architekt Bernhard Furtwängler war ein Sohn von Walter Furtwängler und der wiederum ein Bruder des weltberühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Maria ist somit die Großnichte des legendären Musikgenies. Außerdem war die Politikerin Katharina von Kardorff-Oheimb, die im Berlin der 1920er-Jahre einen der bedeutendsten Salons der Weimarer Republik unterhielt, ihre Urgroßmutter.

Neben ihrer medizinischen Ausbildung spielte sie in der TV-Serie "Die glückliche Familie" an der Seite von Maria Schell, Siegfried Rauch und ihrer Mutter mit, es war ihr Durchbruch als Schauspielerin. Sie aber sagt, dass sie es nur gemacht habe, um ihr Studium zu finanzieren.

Arztpraxis oder Schauspielerei?

Mit 25 heiratet sie Hubert Burda bekommt die Kinder Elisabeth und Jacob, schreibt ihre Doktorarbeit über Schwangerschaften und arbeitet in München als Ärztin. Anschließend in einer internistischen Praxis. Über diese Zeit schriebt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Termine überschneiden sich, Furtwängler ist mit dem Ergebnis ihrer Arbeit nicht mehr zufrieden. 'Ich drohte von einem Multitalent zur Multidilettantin zu werden.' Sie fällt eine Grundsatzentscheidung: für die Schauspielerei, gegen den Alltag in der Arztpraxis."

Seit 2002 ist Dr. Maria Furtwängler die "Tatort"-Kommissarin Charlotte Lindholm vom LKA in Hannover. Eine Frau mit der Ausstrahlung der kühlen Blonden aus dem Norden. Furtwängler sieht sich selbst anders: temperamentvoll, witzig, extrovertiert.

Doch ausgerechnet die kühle, völlig unglamouröse Charlotte Lindholm erobert die Herzen der TV-Zuschauer. "Tatort"-Folgen mit Maria Furtwängler haben hohe Einschaltquoten, sie gilt, neben Senta Berger, als beliebteste Fernsehschauspielerin.

Sie hat nicht nur Fans

Doch wie das so ist mit der Beliebtheit in Deutschland: Irgendwann stehen die Nörgler auf der Matte, irgendwann wird mit Eifer am Nimbus gesägt und das Objekt auch schon mal mit Sippenhaft belegt. So schreibt das mittlerweile eingestellte People-Magazin "Park Avenue" vor zehn Jahren, dass Maria Furtwängler keine besonders gute Schauspielerin wäre, dass sie arrogant und ihre Ehe "on the rocks" sei. Dass sie mit ihren ständigen Regie-Einfällen die "Tatort"-Crew an die Grenzen bringe.

Und die "taz" legt nach: "Wenn man jemanden aus der Fernsehszene fragt, wie es sein könne, dass niemand ihre mangelnde Schauspielkunst benennt, bekommt man eine klare Antwort: Die haben alle Angst, dass sie noch mal einen Job brauchen. In Hubert Burdas Verlagsimperium vielleicht oder bei einem seiner Freunde. Maria Furtwängler ist Hubert Burdas Frau."

Doch als 2007 die ARD den Mehrteiler "Flucht und Vertreibung" zeigt und vier Jahre später das ZDF das Epos "Schicksalsjahre", überschlägt sich die Kritik in Lobeshymnen. Und zu ihrer Ehe sagt Maria Furtwängler auf die Frage des "Spiegels", ob ihr viele Affären angedichtet werden: "Na, ich hoffe doch ständig. Angeblich soll ich sogar mal was mit meinem Mann gehabt haben."

Über Hubert Burda sagt sie auch: "Ich habe nun mal einen extrem starken und selbstbewussten Mann, in dessen Schatten man leicht zum Umfeld wird, zum Satelliten. Es klingt jetzt wahnsinnig klischeehaft, aber daraus ist möglicherweise umso mehr das Bedürfnis entstanden, mich selbst und meine eigene Welt zu finden."

Maria Furtwängler ist mehr als nur Schauspielerin

Sie hat sie gefunden. Als Mutter, Schauspielerin, als Kämpferin für Gerechtigkeit und eine bessere Welt. Sie engagiert sich für die Hilfsorganisation German Doctors, wirbt um Spendengelder und untersucht auch selbst Hilfsbedürftige. Sie gründete das Projekt Malisahome auf den Philippinen, das sich gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen einsetzt. "Ihr Engagement für Frauen zeigte Furtwängler auch als Schirmherrin der Konferenz Digital Life Design Women, bei der es um weibliche Führungskräfte geht", berichtete die "tz".

Rote Teppiche und das übliche Star-Brimborium findet Maria Furtwängler anstrengend. Sie genießt das gespielte Befremden in der political correctness der anderen, wenn sie erzählt, dass sie als Jugendliche auch mal gekifft und ein paar Marihuanapflänzchen gezüchtet habe. So what!

Vermutlich stimmt es sogar, wenn die Autorin Evelyn Holst schreibt: "Sie leuchtet einfach ein bisschen heller als der Rest." Dem wird nur Maria Furtwängler energisch widersprechen, denn sie kennt die ganze Wahrheit.

Foto(s): imago/Future Image