Markus Lanz über den Politiker-Hack: Gute Passwörter kann sich niemand merken

Markus Lanz spricht mit Linus Neumann vom Chaos Computer Club, Wolfgang Kubicki und Claudia Kade über den Politiker-Hack. (Bild: Screenshot / ZDF)
Markus Lanz spricht mit Linus Neumann vom Chaos Computer Club, Wolfgang Kubicki und Claudia Kade über den Politiker-Hack. (Bild: Screenshot / ZDF)

Der erste Lanz des neuen Jahres ist wie ausgewechselt, er hat sich anscheinend viel vorgenommen: Er unterbricht seine Gäste nicht und hört aufmerksam zu. Mal sehen, wie lange seine guten Vorsätze anhalten. Bis dahin: Eine interessante Sendung!

Der Politiker-Hack ist das Thema des Abends. Dazu hat Markus Lanz einen Experten des Chaos Computer Clubs eingeladen. Ein Verein, der sich mit folgendem Motto der Datensicherheit verschrieben hat: “Öffentliche Daten nutzen, private Daten schützen”. Der IT-Experte Linus Neumann erklärt, was überhaupt passiert ist: „Es wurden Daten von 1.000 Menschen veröffentlicht. Gehackt wurden 50 von Ihnen. Aber das hat ausgereicht, um an die persönlichen Daten vieler anderer zu gelangen. Über Mail-Kontakte etwa. Die Daten wurden über einen langen Zeitraum zusammengetragen. Erste Angriffe sind vier Jahre her.“

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Neumann: „Das ist das Internet, das geht von überall. Deswegen ist es so interessant. Der Angreifer hat zudem keine übermäßigen Schwachstellen ausgenutzt oder Schad-Software eingesetzt. Er hat meist Passwörter gekannt.“ Vielleicht habe er diese mit Phishing-Mails zusammengetragen. Dabei werde der Empfänger auf gefälschte Login-Seiten geführt. Oft ließen sich aber auch Passwörter erraten, viele nutzten zudem oft gleiche Passwörter. „Einige Betroffene haben zähneknirschend zugegeben, dass ihre Passwörter nicht die Besten waren.“

Passwörter sicher machen

Ein paar Tipps an dieser Stelle, die Linus Neumann über den Abend verteilt gibt, um die eigene Sicherheit zu erhöhen: Überall ein anderes Passwort nutzen, das so lang sein sollte, wie es ein Dienst zulässt. Es sollte zudem zufällig generiert sein, sodass man es sich selbst nicht merken kann. Alle Passwörter sollten mit einer speziellen Software, einem Passwort-Safe, gespeichert werden. Das E-Mail-Konto sei der wichtigste Account und solle daher besonders gut abgesichert werden – weil man darüber andere Passwörter wiederherstellen kann. Wo es geht, eine Zwei-Faktor-Authentifikation nutzen – also beispielsweise einen zusätzlichen Code aufs Handy senden lassen. Es gilt: Alles so lang wie möglich und so zufällig wie möglich.

Sichere Passwörter sind sehr wichtig, um Datenklau zu vermeiden (Bild: Oliver Berg/dpa)
Sichere Passwörter sind sehr wichtig, um Datenklau zu vermeiden (Bild: Oliver Berg/dpa)

Dann zieht die Runde noch kurz über Grünen-Chef Robert Habeck her, der aus dem Hack auch seine Daten wurden veröffentlicht die Konsequenz gezogen hat, sich von Facebook abzumelden. Oder – so mutmaßt Wolfgang Kubicki (FDP) – Habeck habe den Hack zum Anlass genommen, nachdem er als Reaktion auf einen Facebook-Beitrag viel Häme abbekam: „Es ist eine Form, sich mitzuteilen gegenüber einer großen Öffentlichkeit – ohne eine journalistische Einordnung. Die Medien Facebook und Twitter haben aber wohl Rückwirkung auf Habecks Persönlichkeit. Er wird aggressiver und schneller, das finde ich bedenklich. Jemand der Führungsverantwortung übernehmen will, darf sich von sowas nicht beeindrucken lassen, der muss damit professionell umgehen.“

Sprache und ihre Wirkung

Außerdem spricht die Runde darüber, ob sich das Sagbare verschoben habe und Sprache verroht sei „Nein, die Grenze des Sagbaren wurde nicht verschoben”, meint Kubicki. “Wir haben aufgehört, die Prinzipien unserer Verfassung zu akzeptieren. Meinungsfreiheit bewährt sich, wenn man auch eklige Meinungen hört. Solange die nicht strafbar sind. Ansonsten engt sich das Sagbare immer weiter ein. Menschen fühlen sich dann nicht mehr verstanden und dann wird es in diesem Land finster.“

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Daraufhin fragt ihn die Journalistin Claudia Kade (die über Kubicki sagt, dass der auch seine Großmutter für einen guten Witz verkaufen würde): „Glauben sie nicht, dass die Sprache momentan Menschen von der Politik abbringt? Die sagen: ‘Da herrscht ein Ton, der mich abstößt.’“ Sie spielt damit auf eine äußerst fragwürdige Aussage Kubickis an, als der in einem “Zeit”-Interview über Anton Hofreiter sagte, dem würde er eine „knallen“.

„Nein, das glaube ich nicht. Aber der Grat ist schmal: Wenn wir uns auf die gleiche Ebene wie die AfD begeben, tun wir uns keinen Gefallen. Wenn Herr Gauland die Integrationsbeauftragte in Anatolien entsorgen möchte, dann ist das schlimm, weil das Wort ‚entsorgen‘ mit Müll zu tun hat. Menschen sind aber kein Müll. Wenn aber Martin Schulz Herrn Gauland auf den Misthaufen der Geschichte schicken will, ist das die gleiche Ebene. Wir bekämpfen die AfD nicht, indem wir uns auf ihre Ebene begeben.“

Eine Devise, von der sich viele etwas abschneiden sollten

Das letzte Segment gehört der Schauspielerin Miriam Maertens. Sie lebt seit fast 50 Jahren mit der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Wer das hat, kann Schleim nicht abhusten, die Lunge ist zudem ständig entzündet. Die Ärzte gaben ihr bei der Diagnose im Kindesalter deshalb nur wenige Jahre. Doch sie ist älter geworden, mit folgender Devise: „Den Moment zu leben und zu schauen, was Tolles passiert.“

An dieser Stelle ein kurzes lobendes Wort über Markus Lanz: Klar, dieser Teil der Sendung ist sowieso ruhiger, als noch die Politiker-Hälfte. Dennoch hat sich der Moderator scheinbar Einiges vorgenommen für 2019: er hört ruhig zu, lässt seinen Gegenüber ausreden. Wir sind gespannt, wie lange die guten Vorsätze anhalten, Herr Lanz. Aber zurück zu Maertens.

Die Schauspielerin hatte in ihrer Jugend viele Einschränkungen: Kein Sport, nie ins Schwimmbad – denn dort sei alles voller Keime. Bis heute gehe sie dort nicht rein. Treppenlaufen war immer schon schwierig. Sie musste jeden Tag viele Stunden inhalieren. Damit konnte sie aber ein „Doppelleben“ führen, als Kranke und als Theater-Schauspielerin, sie selbst nennt das die „lustige Bühnen-Miri“ und die „Mukoviszidose-Miriam“, die in der Pause inhalieren muss, um über die zweite Hälfte des Schauspiels zu kommen. „Das ging alles mit Fixpunkten: Inhalation, Yoga, Maske, Bühne, Vorhang, Vorstellung, dann schnell heim, wieder inhalieren.“ Vor 6,5 Jahren wurde ihr dann eine Spenderlunge transplantiert. Seither lebt sie weitgehend beschwerdefrei. Ihr Sohn wird bald 18. Kinder, haben ihre Ärzte gesagt, werde sie nie haben.

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