Markus Lanz: Merkel und das Nachfolger-Roulette

Die Runde nach der Hessen-Wahl bei Markus Lanz (v.l.n.r.): Grünen-Politiker Cem Özdemir, CDU-Politiker Carsten Linnemann, Moderatorin Antje Pieper und Journalist Christoph Schwennicke. (Bild: Screenshot/ZDF)
Die Runde nach der Hessen-Wahl bei Markus Lanz (v.l.n.r.): Grünen-Politiker Cem Özdemir, CDU-Politiker Carsten Linnemann, Moderatorin Antje Pieper und Journalist Christoph Schwennicke. (Bild: Screenshot/ZDF)

Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt hat, nicht mehr für den CDU-Vorsitz kandidieren zu wollen, diskutierte Markus Lanz in seiner ZDF-Sendung mit seinen Gästen unter anderem über die Zukunft Merkels als Kanzlerin.

Nachdem die CDU bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen herbe Verluste einstecken musste, zog die Bundeskanzlerin Konsequenzen und kündigte ihren Rückzug vom Parteivorsitz an. Diesen machte Moderator Markus Lanz in seiner ZDF-Sendung zum Thema.

Linnemann überrascht über Merkel-Rückzug

CDU-Politiker Christoph Linnemann sieht demnach Angela Merkels Ankündigung, nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren, als Befreiungsschlag. Und dieser kam überraschend: “Keiner wusste Bescheid”, so der Politiker in der Sendung. “Dass sie die Partei in einen Erneuerungsprozess schicken will, damit hat keiner gerechnet”, erklärt Linnemann weiter.

Überrascht wären laut ihm einige Parteimitglieder darüber gewesen, dass sich nach Merkels Ankündigung direkt zwei Kandidaten, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, gemeldet hätten. Wen er allerdings beim Parteitag im Dezember wählen wird, ließ er bei Markus Lanz betont offen. Zu Kandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer äußerte er sich folgendermaßen: Sie müsse jetzt beweisen, “dass sie nicht nur im Schatten von Angela Merkel unterwegs ist. Sie ist Generalsekretärin. Und als Sekretärin ist sie natürlich sehr nah an der Parteivorsitzenden. Das heißt, sie hat jetzt sechs Wochen Zeit, sie braucht Konzepte, sie hat einen eigenständigen Kopf.”

Carsten Linnemann (CDU) äußerte sich bei Markus Lanz zu Merkels Rückzug und möglichen Nachfolgern für den Parteivorsitz. (Bild: Screenshot/ZDF)
Carsten Linnemann (CDU) äußerte sich bei Markus Lanz zu Merkels Rückzug und möglichen Nachfolgern für den Parteivorsitz. (Bild: Screenshot/ZDF)

Schwennicke sah Drohkulisse

“Cicero”-Chefredakteur Christoph Schwennicke erklärte indes, dass sich das Vorgehen der Kanzlerin abgezeichnet habe. “Wir haben nun den Umstand, dass der Autoritätsverlust und auch das Machtvakuum inzwischen so groß sind, dass die Kanzlerin und Parteivorsitzende keinen Vorschlag mehr machen kann, von dem sie sicher sein kann, dass der dann auch funktioniert”, stellt der Journalist fest. Das führte zu ihrem Entschluss, nicht mehr zu kandidieren.

Eine “Drohkulisse” sei zudem aufgebaut worden. Dazu zitiert Schwennicke Wolfgang Schäuble, der gesagt habe, dass die Kanzlerin nicht mehr unangefochten und außerdem vergleichsweise stur sei. Auch andere Politiker hätten den Montag nach der Hessen-Wahl als Stichtag für eine derartig selbstbestimmte Entscheidung gesehen, so Schwennicke.

Özdemir über Merz und Merkel

Grünen-Politiker Cem Özdemir schaute in der Sendung in die nähere Zukunft und betonte, dass Kandidat Friedrich Merz schon eine Weile aus dem Politikgeschehen heraus sei, die Zeit bis zum Parteitag knapp wäre und es bis dahin nun “Schönheitswettbewerbe” geben müsse, um sich zu präsentieren und wieder Fuß in der politischen Landschaft fassen zu können.

Angela Merkels Schritt sieht er gerade noch rechtzeitig kommen: “Sie hatte ja vor der letzten Bundestagswahl überlegt, ob sie es noch mal macht. Dann hat sie sich ja nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, noch mal anzutreten. Und jetzt ist ihr genau das passiert, was sie immer vermeiden wollte: Dass sie so ihre letzte Amtszeit angeht”, erklärte Özdemir in der Sendung.

Das Aus der großen Volksparteien, das Aus für Merkel als Kanzlerin

Journalist Christoph Schwennicke sieht den Grund für den Absturz der Volksparteien in der Vergangenheit: “Vor einem Jahr hat bei der Bundestagswahl die Abwahl der großen Parteien stattgefunden.” Nach dem Merkel-Rückzug wird das Personal in den Parteien nun ausgetauscht werden müssen. Auch Linnemann spricht von inhaltlicher Neuaufstellung. Ob Angela Merkel weiterhin Kanzlerin bleibt? “Ich hoffe es”, sagt Linnemann schließlich.

Cem Özdemir sieht das anders. Mit Blick auf bevorstehende Landtags- und Kommunalwahlen, die für die großen Volksparteien eventuell nicht positiv enden könnten, meinte er innerhalb der Sendung, dass in deren Anschluss nicht die Kanzlerin vor der Kamera stünde, sondern dass der neue Parteivorsitzende der CDU dann seinen Kopf für die Ergebnisse hinhalten müsse. Und dieser würde in logischer Folge sicher auch direkt nach der Kanzlerschaft greifen wollen. Eine genaue Prognose, wie lange Angela Merkel noch Kanzler bleibt, wagte allerdings keiner.