Über 400 Tote befürchtet: Flüchtlingsboote kentern im Mittelmeer

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Im Mittelmeer hat sich nach italienischen Angaben erneut eine Flüchtlingskatastrophe ereignet. “Es ist sicher, dass wir es genau ein Jahr nach der Tragödie in libyschen Gewässern wieder mit einer Tragödie zu tun haben", sagte der italienische Außenminister Paolo Gentiloni am Montag am Rande eines EU-Ministertreffens in Luxemburg. Die verunglückten Menschen waren demnach in Ägypten aufgebrochen. Konkrete Opferzahlen nannte er nicht. Man versuche, mehr Details und Informationen zu bekommen.

Auch Italiens Präsident Sergio Mattarella sprach am Montag am Rande einer Rede in Rom von einer “weiteren Tragödie im Mittelmeer”. Er nannte dabei ebenfalls keine Einzelheiten.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte zuvor gesagt, von Berichten über eine Katastrophe mit mehr als 300 Opfern gehört zu haben. Ein Sprecher wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass diese Informationen noch nicht bestätigt seien.

Der arabische Dienst des britischen Senders BBC hatte zuvor unter Berufung auf nicht näher genannte ägyptische Berichte gemeldet, bei der Katastrophe seien mehr als 400 Flüchtlinge ertrunken, die meisten von ihnen Somalier. Insgesamt seien vier Boote im Mittelmeer gesunken, hieß es. Die somalische Botschaft in Kairo konnte die Nachricht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht bestätigen.

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Steinmeier erwartet Ausweitung des EU-Marineeinsatzes vor Libyen

Bundesaußenminister Steinmeier erwartet eine Ausweitung des EU-Marineeinsatzes vor der libyschen Küste. Das derzeitige Mandat erlaube lediglich die Bekämpfung des Schlepperunwesens und die Aufnahme von in Seenot geratenen Flüchtlingen aus dem Mittelmeer, sagte der SPD-Politiker am Montag zu Beratungen mit EU-Amtskollegen in Luxemburg. Es sei keine Frage, dass darüber hinaus in Zukunft mehr notwendig sein werde.

Auf Einzelheiten ging Steinmeier nicht ein. Im Gespräch sind Aufgaben für die EU-Streitkräfte, die bei weitem über das bisherige Engagement hinausgehen würden. Nach Vorstellung der Regierung in Paris könnten die EU-Kriegsschiffe künftig auch zur Kontrolle des gegen Libyen verhängten Waffenembargos eingesetzt werden, um die Lieferung von Kriegsgütern an die im Land aktive Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu verhindern. London will zudem die libysche Küstenwache für den besseren Kampf gegen Schleuserbanden schulen.

Mit der Vorbereitung möglicher neuer Aufgaben für die EU-Operation Sophia soll nach Angaben Steinmeiers die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini beauftragt werden. «Ich gehe davon aus, dass es entsprechende Aufgaben (…) geben wird», sagte er. Am Montagabend wollten die EU-Außenminister und Mogherini gemeinsam mit den EU-Verteidigungsministern über die nächsten Schritte beraten.

Quelle und Bild: dpa

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