Neue Studie: Früh Infizierte und Frauen leiden häufiger unter Long Covid
Die leeren Straßen der COVID-19-Lockdowns sind für viele nur noch eine ferne Erinnerung, vielleicht wie ein schlechter Traum.
Aber für einige Menschen ist die Erinnerung an die Pandemie frischer - und schmerzlicher -, denn ihre Symptome nach einer Coronavirus-Infektion hielten noch Wochen, Monate und manchmal sogar über ein Jahr lang an.
Eine neue Studie unter der Leitung von Forscher:innen des Imperial College London legt nahe, dass allein in Großbritannien Zehntausende von Menschen noch mehr als ein Jahr nach der Infektion anhaltende COVID-19-Symptome gehabt haben.
"Wir haben Informationen über 3 Millionen Menschen gesammelt, und etwa 2,4 Millionen davon haben uns ihr Einverständnis gegeben, sie weiter zu verfolgen", sagt Professor Paul Elliott, Inhaber des Lehrstuhls für Epidemiologie und Medizin der öffentlichen Gesundheit am Imperial College London.
"Wir haben 800 000 dieser Personen, von denen etwa 250 000 an der Studie teilgenommen haben, nach ihren Symptomen nach der COVID-Studie befragt, um herauszufinden, welche Personen längerfristig weiterhin Symptome haben.
Nach seinen Worten handelt es sich um eine der größten COVID-19-Studien der Welt.
Die Studie ergab, dass 7,5 Prozent über anhaltende Symptome berichteten, die 12 Wochen oder länger andauerten, und 5 Prozent über Symptome, die länger als ein Jahr andauerten.
Die Wissenschaftler:innen wissen zwar noch nicht, was die Ursachen für ‘Long COVID’ sind, aber das Syndrom wird als Sammelbegriff für etwa 200 sehr unterschiedliche Symptome, darunter Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Gelenkschmerzen verwendet.
Es wird geschätzt, dass zwischen 10 und 30 Prozent der Menschen nach der Genesung von einer Coronavirus-Infektion an einer Form von Long COVID leiden.
Die Studie ergab, dass weibliche Personen mit größerer Wahrscheinlichkeit lange Zeit nach ihrer Erstinfektion über Symptome berichteten, wobei allerdings ebenfalls noch nicht geklärt werden konnte, warum.
Lang anhaltende COVID-Symptome waren auch wahrscheinlicher bei Personen mit schweren Anfangssymptomen oder bei Personen mit vorbestehenden Gesundheitsproblemen.
"Wir stellten fest, dass Menschen mit anhaltenden Symptomen eine wesentlich schlechtere Lebensqualität hatten. Sie schliefen beispielsweise schlechter, berichteten häufiger über Angst- und Depressionssymptome und hatten häufiger mehrere Symptome als nur ein oder zwei. Sie hatten vielleicht sechs, sieben oder acht verschiedene Symptome", sagt Professor Helen Ward, Professorin für öffentliche Gesundheit am Imperial College London.
Den Forschern zufolge liefert die Analyse eine Momentaufnahme der anhaltenden Auswirkungen von COVID-19 im Vereinigten Königreich.
Und obwohl Coronavirus-Infektionen in der Regel nur von kurzer Dauer sind, leidet ein erheblicher Anteil der Erwachsenen weiterhin an anhaltenden Erkrankungen, die in einigen Fällen über ein Jahr andauern können.
"Menschen, die sich früh in der Pandemie infiziert haben, also mit der sogenannten Wildtyp-Variante des Virus, hatten viel häufiger anhaltende und schwere Symptome als Menschen, die sich später infiziert haben", sagt Ward.
"Wir verstehen das noch nicht ganz, aber es könnte sein, dass diejenigen, die später infiziert wurden, bereits eine gewisse Immunität besaßen oder geimpft waren. Aber es bedeutet, dass die größte Belastung durch anhaltende Gesundheitsprobleme bei den Menschen zu liegen scheint, die sich früh infiziert haben".
Die Studie wurde anhand der Antworten von mehr als 270 000 Erwachsenen in England im Rahmen der "REACT"-Studie vom Imperial College erstellt.
Mehr als die Hälfte von ihnen gab an, zwischen 2020 und 2022 positiv auf COVID-19 getestet worden zu sein.
Ein Drittel der Befragten, die über lange COVID-Symptome berichteten, gaben an, sich schließlich ganz erholt zu haben.
Die Studie wurde am Dienstag (24. Oktober) in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.