Offenen Ateliers: Neues aus den Kunst-Fabriken

Besuch in der Dünnwalder Art Factory anlässlich des Auftakts im Rechtsrheinischen...

"Die Leute haben in diesem Jahr Kuchen gegessen wie die Weltmeister", sagt Künstlerin Ines Braun, um die gute Stimmung zu beschreiben, die am vergangenen Wochenende während der Offenen Ateliers in der Dünnwalder Art Factory herrschte. Dort nahmen die über zwanzig Künstler des Atelierhauses nicht nur an der jährlich im Spätsommer vom Berufsverband Bildender Künstler BBK organisierten Großveranstaltung teil, bei der an drei aufeinanderfolgenden Wochenende insgesamt rund fünfhundert Künstler ihre Arbeitsräume dem interessierten Publikum öffnen. Sie feierten zugleich das 15-jährige Bestehen ihres Künstlerhauses, das längst über eine bloße kreative Arbeitsstätte hinausgewachsen und zu einer echten Gemeinschaft von Malern, Bildhauern, Zeichnern, Fotografen, Objekt- und Performancekünstlern geworden ist. Das kam für die Besucher nicht nur über das bestens organisierte Café-Angebot und das aus Tanz- und Musik-Ereignissen bestehende Begleitprogramm zum Ausdruck, sondern auch über die vielen Gemeinschaftsateliers im Haus. So hat auch Ines Braun vor zweieinhalb Jahren den Künstlerkollegen Thomas Kalläwe in ihr Atelier im ersten Stockwerk der ehemaligen Brotfabrik aufgenommen, wo sie seitdem gemeinsam Rücken an Rücken, Seite an Seite und immer wieder in angeregter Gesprächskonfrontation ihre Werke entwickeln. Die waren für die Besucher in wunderbarer Gegenüberstellung zu erleben. Auf der einen Seite die magisch anmutende Objekte, die Ines Braun in gewitzten Kombinationen aus alten Gegenständen unserer Kultur entwickelt. Auf der anderen Seite geheimnisvolle Gemälde, in denen Kalläwe freie Expression und figurative Genauigkeit, die unendliche Weite des Universums und die unendliche Einsamkeit seelischer Räume zusammenbringt. "Aufgrund der mit alten Mikroskopen, Armaturen, Ferngläsern, Schreibmaschinen, Fahrradlampen und anderen Dingen überhäuften Regalen scheuen manche Menschen, ins Atelier einzutreten. Doch andere macht gerade das neugierig", beschreibt Braun ihre Publikums-Beobachtungen. Besonders gefreut hat sie der Vater, der extra seinen kleinen Jungen holte, um ihm am Beispiel ihrer Kunstwerke historische Gegenstände zu zeigen. Und der Junge war begeistert, denn so wurde ihm gleichzeitig die Bedeutung von Geschichte und das Potenzial künstlerischer Träumereien vermittelt. Äußerst lehrreich geht es auch im Atelier von Ingrid Golz zu. Denn sie beschäftigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit der Herstellung von Papier und zeigt Objekte, die aus Flachs, Baumwollfasern und Reisstrohfasern entstanden sind. Auskunftsfreudig lässt sie die Atelierbesucher Anteil an ihren Material-Forschungen nehmen. Sie erklärt den Zusammenhang von Leinsamen und Flachs und die Geduld, die es für künstlerische Material-Entwicklungen braucht. Die enorme Dichte, mit der ihr Atelier mit Kunstwerken bestückt ist, lässt die Besucher mit jeder Drehung etwas Neues entdecken und damit eine Frage anstoßen. "Dafür sind die Offenen Ateliers doch da, dass man zeigt und erklärt", sagt Golz. Dabei hat sie keine Sorge, etwas von ihren kreativen Finessen preiszugeben. "Das kann sowieso keiner nachmachen", meint sie lächelnd. Wie individuell die künstlerischen Ergebnisse bei einem gleichen künstlerischen Thema sein können, wird gleich gegenüber im Atelier von Renate Fischer sichtbar. Auch sie ist fasziniert vom Papierschöpfen. Und auch sie tastet sich seit Jahren mit feinsten Fasern durch das Universum abstrakt-organischer Strukturgewebe. So abwechslungsreich wie in der Art Factory geht es auch an den anderen künstlerischen "Ballungs-Zentren zu, im Poller Quartier am Hafen und im Kunstwerk an der Deutz-Mülheimer Straße. Malerin Petra Dornseifer hat im Kunstwerk die ideale Mischung aus Arbeitsatmosphäre und konzentrierter Bildpräsentation gefunden. Landschaft ist ihr langjähriges Thema. Besucher, die es genauer wissen wollen, erfahren, dass ihren Wasserbildern ein See zugrunde liegt, den sie während einer Reise nach Uganda kennengelernt hat. Ein paar Türen weiter erklärt Etienne Szabo, dass seine Kunst immer wieder eine Beschäftigung mit seiner Kindheit in Frankreich darstellt. Er säubert kistenweise Muscheln, während die Besucher durch sein Atelier streifen und an der Wand betrachten können, wie sich Muscheln in ein Kunstwerk verwandeln lassen. Die Fülle verschiedener Kunstwerke, die Szabo in in seinem Atelier aufbewahrt, machen den Ort zu einem ganz besonderen Erlebnisraum. Solche Werkräume zeigen, was das Besondere der Offenen Ateliers ausmacht. Es geht nicht allein um Kunstbetrachtung, es geht um Ortsbesichtigungen. Und vor allem darum, wie bestimmte Orte und die Entstehung von Kunst zusammenhängen. Solche Brutstätten des kreativen Prozesses sind an den kommenden zwei Wochenenden zunächst vom 15. bis zum 17. September in der Kölner Stadtmitte und vom 22. bis 24. September in den linksrheinischen Vororten Kölns zu besichtigen. Dem Berufsverband Bildender Künstler sei gedankt, dass er diese einzigartige Veranstaltung nun bereits zum 26. Mal für Köln auf die Beine gestellt hat und die Kunst damit anfassbarer macht als jede Präsentation in einem Museum oder in einer Galerie dies könnte. Fortsetzung an den kommenden Wochenenden Die Offenen Ateliers werden zum 26. Mal vom Berufsverband Bildender Künstler BBK organisiert. Um die hohe Zahl von rund fünfhundert Teilnehmern für das Publikum übersichtlich zu strukturieren, findet die Veranstaltung nach Bezirken aufgeteilt an drei Wochenenden statt. Die Ateliers in der Stadtmitte sind vom 15. September bis zum 17. September geöffnet. Im Bereich des linksrheinischen Kölns öffnen die Künstler vom 22. September bis zum 24. September ihre Werkräume. Ein nach Stadtteilen zusammengestelltes Verzeichnis mit allen teilnehmenden Künstlern ist im Internet einsehbar. www.offene-ateliers-koeln.de...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta