Ordnungsamt gegen “Reichsbürger”

Wochenlang steht ein Dauerparker verbotenerweise auf derselben Stelle. Dafür kassiert er etliche Knöllchen, doch das lässt ihn kalt, denn er bezeichnet sich als “Reichsbürger” und den Gesetzen enthoben. Nun haben die Ordnungshüter ihn mit einer Spontanaktion in die Knie gezwungen.

Da steht er nun: ein schlichter grauer Poller, umwickelt mit weiß-rotem Klebeband – er symbolisiert das Ende eines Nervenkriegs, der sich in der kleinen Darguner Gemeinde zugetragen hat. Lange haben die Behörden ausharren müssen, bis sie den Poller endlich errichten konnten. Zuvor hatte dort ein Falschparker wochenlang sein Wohnmobil abgestellt, sehr zum Ärgernis der übrigen Bewohner.

Der 30 Jahre alter LandCruiser sorgte für mächtig Aufregung im dem 5000-Seelen-Städtchen im Norden der Mecklenburger-Seenplatte. Weil auf seinem Grundstück offenbar nicht genügend Stellfläche für das geländegängige Wohnmobil vorhanden war, parkte es der Besitzer in seiner Auffahrt und blockierte damit auch kommunale Parkflächen. Das Ordnungsamt strafte ihn mit mehreren Knöllchen ab, doch das schien den Falschparker wenig zu kümmern. „Anfangs gaben wir ihm einen Strafzettel pro Woche, aber als sich die Beschwerden der Bewohner häuften, ist jeden Tag jemand vom Ordnungsamt vorbeigegangen“, erzählt Stadträtin Roswitha Trost.

Auch ein “Reichsbürger” muss zahlen

Doch davon ließ sich der Missetäter nicht einschüchtern, im Gegenteil. Als selbsternannter „Reichsbürger“ erkennt er die Existenz der BRD nicht an und fühlt sich folglich auch nicht an ihre Gesetze gebunden. Darauf verweist er mit einem laminierten Schild an seinem Zaun. Roswitha Trost gibt sich unbeeindruckt. „Er kann ja glauben, was er will, aber Mahnfreiheit genießt er damit noch lange nicht.“

Um den Falschparker endlich in die Knie zu zwingen, sahen sich die Ordnungshüter veranlasst, härtere Geschütze aufzufahren. Als sich ihnen der seltene Moment bot, in dem das Wohnmobil doch mal unterwegs war, rückten sie sogleich mit einem schweren Metall-Poller an, den sie an Ort und Stelle des Ärgernisses in den Boden rammten. Unverrückbar erinnert dieser den Falschparker nun tagtäglich an seine Niederlage beim Kräftemessen mit den Behörden.

Zur Freude der Darguner ist das Wohnmobil nun aus dem Stadtbild verschwunden. Ungeklärt bleibt jedoch die Frage, ob und wann die offenen Strafzettel bezahlt werden. An die zehn Stück hätten sich mittlerweile angehäuft. Da werde noch viel Zeit ins Land gehen, weiß Roswitha Trost. Sollte der „Reichsbürger“ weiter so vehement an seiner Überzeugung festhalten und den Zahlungsaufforderungen nicht nachkommen, werde ihn bald ein Bußgeldbescheid erreichen. Ignoriert er auch diesen, kann er sich auf einen Besuch vom Pfänder einstellen. Doch die Stadträtin sieht die Angelegenheit gelassen. „Er ist ja kein Verbrecher und von der Ersatzzwangshaft sind wir noch weit entfernt.“

Symbolbild: Thinkstock

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