Pro-palästinensische Proteste: Was hat es mit der Wassermelone auf sich?

Einigen ist es sicherlich schon aufgefallen: In Kommentarspalten zu Gaza wird das Wassermelonen-Emoji gepostet und auf vielen pro-palästinensischen Demonstrationen das Symbol der Wassermelone gezeigt. Warum es sich dabei um ein historisches Zeichen der Rebellion und der politischen Proteste handelt.

Zehntausende pro-palästinensische Demonstrant*innen auf den Straßen Londons. Unter ihnen: Die Wassermelone als Symbol des Protests. (Foto: Mark Kerrison/In Pictures via Getty Images)
Zehntausende pro-palästinensische Demonstrant*innen auf den Straßen Londons. Unter ihnen: Die Wassermelone als Symbol des Protests. (Foto: Mark Kerrison/In Pictures via Getty Images)

Zwischen Bildern, auf denen judenfeindliche Parolen geschmettert werden, Schlagzeilen über den Nahostkonflikt oder Berichten über islamistische Organisationen, schiebt sich immer wieder ein eher unscheinbares Motiv: Die Wassermelone.

Da stellt sich die Frage: Was hat das Kürbisgewächs dort verloren? Zum einen ist die Wassermelone weit verbreitet in Palästina und auch ein wichtiger Bestandteil der lokalen Küche. Viel bedeutender aber: Sie repräsentiert Palästina.

Palästinensische Flagge verboten - Wassermelone als Ersatz

Die Farben der Wassermelone – rot, grün, schwarz und weiß – finden sich auf der palästinensischen Flagge wieder. Im Zuge der Demonstrationen dient die Wassermelone als Ersatz für die Fahne, denn nach dem Sechstagekrieg 1967 verbot die Regierung die Verwendung dieser in den besetzten Gebieten.

Das Westjordanland, der Gazastreifen und Ost-Jerusalem wurden damals von Israel besetzt. Auch auf Postern oder alten Fotos durfte die palästinensische Flagge nicht mehr zu sehen sein. Als Reaktion auf das Verbot wurde die Wassermelone als Symbol des Widerstands auserkoren – auch in der Kunst fand die Melone zunehmend Verwendung als Zeichen der Solidarität.

Um das Verbot zu umgehen, sollen Palästinenser*innen mit aufgeschnittenen Wassermelonen als Zeichen des Protests durch die Region gegangen sein.

Verwendung der Flaggen-Farben in Kunst nicht erlaubt

Im Rahmen der Osloer Friedensprozesse wurde das Verbot der Flagge schließlich aufgehoben. Israel und die Palästinenser*innen einigten sich auf eine friedliche Koexistenz – die palästinensische Fahne wurde als Symbol für die Palästinensische Autonomiebehörde akzeptiert.

Diese Behörde sollte den Gazastreifen und das Westjordanland verwalten. Trotzdem wurde die Wassermelone als Symbol für die Identität der Palästinenser*innen nicht vergessen – und sollte weiterhin via Social Media, Plakaten oder Graffiti-Kunst geteilt werden.

Der Künstler Sliman Mansour hat im Jahr 2021 gegenüber The National erzählt, dass israelische Beamt*innen 1980 eine Ausstellung in der Galerie 79 in Ramallah, geschlossen haben. Der Grund: Es sei verboten die palästinensische Flagge zu malen, aber auch "die Farben seien verboten". Der Künstler will daraufhin gefragt haben: "Was ist, wenn ich eine Blume aus Rot, Grün, Schwarz und Weiß male?"

Woraufhin man ihm geantwortet haben soll, dass so ein Bild konfisziert werden würde. Auch wenn er das Bild einer Melone malen würde, würde man dieses beschlagnahmen. Künstler*innen haben sich seitdem das Kürbisgewächs in vielseitiger Form zu eigen gemacht.

Trotz Aufhebung des Verbots: Symbolwirkung der Melone bleibt bestehen (Bild: Mark Kerrison/In Pictures via Getty Images)
Trotz Aufhebung des Verbots: Symbolwirkung der Melone bleibt bestehen (Bild: Mark Kerrison/In Pictures via Getty Images)

Trotz Aufhebung des Verbots: Symbolwirkung der Melone bleibt bestehen

Im Rahmen der Osloer Friedensprozesse, die 1993 eine Reihe von Abkommen zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation und Israel zur Lösung der Konflikte beinhaltete, wurde das Flaggen-Verbot aufgehoben.

Stattdessen sollte die Fahne als Symbol für die Palästinensische Autonomiebehörde akzeptiert werden. Diese sollte den Gazastreifen und das Westjordanland verwalten.

Während des Israel-Gaza-Konflikts im Mai 2021 wurden einigen Social-Media-Plattformen wie X und Instagram vorgeworfen, absichtlich pro-palästinensische Inhalte zu entfernen - und auch heute gibt es Berichte über die Zensur solcher Inhalte auf Social Media zur aktuellen Lage.

Deshalb ist damals wie auch heute die Wassermelone online in Form von Emojis in den Kommentar-Spalten zu sehen, um sich gegen die Zensur aufzulehnen und Solidarität zu bekunden.

Die Botschaft ist klar: Trotz Verbote einen Weg zu Meinungsfreiheit und Demokratie finden. Wer hätte gedacht, dass Melonen so politisch sein können.

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