Prozess gegen Gil Ofarim: Sicherheitsvorkehrungen verstärkt
Das Timing könnte nicht brisanter sein: Während das Pulverfass im Nahen Osten explodiert ist, wird in Deutschland einem jüdischen Sänger der Prozess gemacht. Ab Dienstag (7. November) steht Gil Ofarim in Leipzig vor Gericht. Dem Sänger ('It’s Your Love') werden falsche Verdächtigungen und Verleumdung vorgeworfen.
Brisantes Timing
Wir erinnern uns: 2021 beschuldigte der jüdische Star einen Mitarbeiter in einem Leipziger Hotel, ihm bei Check-In nahgelegt zu haben, seinen Davidstern abzulegen, wenn er bedient werden wolle. Der Beschuldigte bestreitet diesen antisemitischen Ausfall, und auch Zeugenaussagen konnten Gil Ofarims Version nicht bestätigen. Der Fall schlug hohe Wellen, die ihn jetzt in Leipzig vor Gericht gespült haben. Ausgerechnet in dieser politisch aufgeheizten Zeit, vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts, in dem sich Übergriffe auf Juden häufen wie nie zuvor. Schon vor zwei Wochen hatte Gils Anwalt Sicherheitsbedenken geäußert, wie die Deutsche Presse-Agentur meldete: "Angesichts unzähliger strafbewährter Attacken gegen unseren Mandanten - sowohl verbal als auch tätlich - sorgen wir uns nicht zuletzt auch angesichts der aktuellen politischen Lage um die Sicherheit unseres Mandanten."
Höchste Sicherheitsstufe für Gil Ofarim
Diese Bedenken um Gil Ofarims Sicherheit werden wohl geteilt. Gegenüber dem MDR bestätigte der Gerichtssprecher Johann Jagenlauf: “In diesem Fall hat die Kammer sich frühzeitig mit der Polizei in Verbindung gesetzt und beachtet die Sicherheitslage auch im Hinblick auf den momentanen Nahostkonflikt ständig und trifft in Zusammenarbeit mit der Polizei die notwendigen weiteren Vorkehrungen, um die Sicherheit des Verfahrens möglichst zu gewährleisten.” So wird nun weniger Zuschauer*innen der Zugang gestattet als ursprünglich geplant. Der Chefredakteur der ‘Jüdischen Allgemeinen’, Philipp Peymann Engel, weiß um die Brisanz des Falls: "Wahrscheinlich wird das mediale Interesse nochmal größer sein in diesen Tagen als sonst schon, wobei das mediale Interesse ohnehin schon maximal groß ist.”
Letztlich glaubt er, dass es bei “dieser Geschichte wirklich nur Verlierer gibt, keine Gewinner.” Und es gab auch schon eindeutige Straftaten im Fahrwasser des Falls. Im Juli 2022 wurde zum Beispiel bereits ein Mann zu einer Haftstrafe verurteilt, nachdem er auf Facebook an Gil Ofarim gerichtet geschrieben hatte: "In Buchenwald wäre er mit seinem Davidstern gern gesehen."
Bild: Britta Pedersen/picture-alliance/Cover Images