Russlands Wirtschaft ist so stark überhitzt, dass die Weltbank es zu einem „Land mit hohem Einkommen“ hochgestuft hat

Wladimir Putin,  der Präsident von Russland. - Copyright: Mikhail Svetlov/Getty Images
Wladimir Putin, der Präsident von Russland. - Copyright: Mikhail Svetlov/Getty Images

Die russische Wirtschaft hat in den zwei Jahren seit dem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 den Sanktionen getrotzt – so sehr, dass die Weltbank Russland nun als "Land mit hohem Einkommen" einstuft.

Russlands Wirtschaft wächst

Am Montag gab die Weltbank bekannt, dass sie Russland von einem Land mit mittlerem Einkommen zu einem Land mit hohem Einkommen hochgestuft habe, heißt es in einem Bericht der Ökonomen der Finanzinstitution. "Die wirtschaftliche Aktivität in Russland wurde durch einen starken Anstieg der militärischen Aktivitäten im Jahr 2023 beeinflusst", schreiben die Ökonomen der Weltbank in ihrem Bericht.

Gemessen am Bruttonationaleinkommen verdienten die Russen im vergangenen Jahr 14.250 US-Dollar (rund 13.250 Euro) pro Kopf. 2021 lag dieser Wert noch bei 11.600 US-Dollar (10.775 Euro). Zum Vergleich: Das Bruttonationaleinkommen pro Kopf liegt in Deutschland bei 53.970 US-Dollar (umgerechnet etwa 50.100 Euro)

Die Heraufstufung der Weltbank bestätigt Berichte aus Russland, wonach das Wachstum vor allem durch kriegsbedingte Aktivitäten getrieben wird. Diese generieren eine Nachfrage nach militärischen Gütern und Dienstleistungen und machen einige Sektoren zu Gewinnern der russischen Kriegswirtschaft.

Russlands Handel wuchs im vergangenen Jahr um fast sieben Prozent, während die Aktivitäten im Finanzsektor und im Baugewerbe um 6,6 Prozent bzw. 3,6 Prozent zunahmen. Dies führte zu einem Anstieg des realen BIP Russlands, also des inflationsbereinigten Wirtschaftswachstums, um 3,6 Prozent.

Diese Entwicklung hat einige arme Russen finanziell besser gestellt, was die Entscheidung, den Krieg zu beenden, erschwert.

Die Weltbank hat sieben Länder heraufgestuft, das Westjordanland und den Gazastreifen herabgestuft

Neben Russland hat die Weltbank auch Bulgarien und Palau von Ländern mit mittlerem Einkommen zu Ländern mit hohem Einkommen hochgestuft. Diese Aufstufungen erfolgten nach mehrjährigem Wachstum nach der Pandemie.

Auch die Ukraine stieg mit einem realen BIP-Wachstum von 5,3 Prozent von einem Land mit niedrigem mittleren Einkommen zu einem Land mit hohem mittleren Einkommen auf – nach einem drastischen Einbruch von 28,8 Prozent im Jahr 2022.

"Während die ukrainische Wirtschaft durch die russische Invasion stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, wurde das reale Wachstum im Jahr 2023 durch die Bautätigkeit (24,6 Prozent) angetrieben, was einen erheblichen Anstieg der Investitionsausgaben (52,9 Prozent) widerspiegelt, die die Wiederaufbaubemühungen der Ukraine nach den anhaltenden Zerstörungen unterstützen", so die Weltbank weiter.

Insgesamt hat die Weltbank in diesem Jahr sieben Länder heraufgestuft und nur ein Gebiet herabgestuft: Westjordanland und Gaza. Das Westjordanland und der Gazastreifen sind im Jahr 2023 zu einem Land mit mittlerem Einkommen der oberen Mittelklasse geworden, aber die Wirtschaft wurde durch den Krieg mit Israel stark beeinträchtigt.

"Der Nahostkonflikt begann im Oktober 2023, und obwohl die Auswirkungen auf das Westjordanland und den Gazastreifen auf das vierte Quartal beschränkt waren, reichte ihr Ausmaß aus, um einen Rückgang des nominalen BIP um 9,2 Prozent zu verursachen", schreiben die Ökonomen der Weltbank. Das reale BIP der Westbank und des Gazastreifens sank um 5,5 Prozent.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.