Sieht sie rot, wird sie grün: Darum kann sich Bruce Banner bei "She-Hulk" eine Scheibe abschneiden

Verwandtschaft mit Folgen: Bruce Banner (Mark Ruffalo) teilt seine Kräfte mit seiner Cousine Jennifer Walters (Tatiana Maslany). (Bild: Disney+/©Marvel Studios 2022)
Verwandtschaft mit Folgen: Bruce Banner (Mark Ruffalo) teilt seine Kräfte mit seiner Cousine Jennifer Walters (Tatiana Maslany). (Bild: Disney+/©Marvel Studios 2022)

Bei Marvel emanzipieren sich die Superheldinnen: "She-Hulk: Die Anwältin" nutzt mit Verve und Witz die Kräfte ihres männlichen Vorgängers.

Wenn Menschen zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen neigen, endet das im Normalfall tragisch. Wenn sich aber Dr. Bruce Banner (Mark Ruffalo) in den Hulk verwandelte und im Kino das Marvel Cinematic Universe zerlegte, dann war das zuletzt immer auch ein bisschen komisch. Jetzt zieht das grüne Wutmonster auch noch die Verwandtschaft mit rein und macht seine Cousine zu "She-Hulk: Die Anwältin". Das wird ab 18. August bei Disney+ ziemlich witzig: Die neue Marvel-Serie firmiert offiziell als Comedy, was aber nur ein Teil der Wahrheit ist.

Doch zunächst ein oberflächlicher Blick auf die Story: Eigentlich soll sich Jennifer Walters (Tatiana Maslany) in ihrem Job mit den juristischen Aspekten von Supermenschenrechten (oder super Menschenrechten?) befassen. Doch weil sie von ihrem wissenschaftlich hochbegabten Cousin Bruce Banner einen Teil seiner Kräfte abbekommt, wird sie selbst zu einer Superheldin und ihr Leben, wie das einer jeden Superheldin, zur Feuerprobe: Wo ein oder eine Hulk auftaucht, dort geht's eben zur Sache.

Als Staatsanwältin jedenfalls kann Jennifer Walters nicht mehr arbeiten, was allerdings auch daran liegt, dass ihr Chef Angst vor starken Frauen hat. Nachdem Jennifer während einer Verhandlung vor Gericht zur Hulk wurde und die Jury vor dem sicheren Tod rettete, wird sie gefeuert. Kündigungsgrund des Alpha-Männchens: Ablenkung durch besondere Fähigkeiten. Womit wir schon unter der Oberfläche sind: In "She-Hulk" geht es um Sexismus im Alltag und im Beruf, um Diskrimierung und um debile Männlichkeit.

Mittlerweile ist aus dem unberechenbaren Monster ein smarter Hulk geworden: Bruce banner (Mark Ruffalo) führt seine Cousine Jennifer (Tatiana Maslany) in die Grundlagen des Grünseins ein. (Bild: Disney+/©Marvel Studios 2022)
Mittlerweile ist aus dem unberechenbaren Monster ein smarter Hulk geworden: Bruce banner (Mark Ruffalo) führt seine Cousine Jennifer (Tatiana Maslany) in die Grundlagen des Grünseins ein. (Bild: Disney+/©Marvel Studios 2022)

Satire über den Arbeitsalltag von Frauen in Führungspostionen

Dabei hat Jennifer noch Glück, dass sie sich den Hulk-Körper nicht mit einer anderen Persönlichkeit teilen muss, wie ihr Cousin Bruce früher: Jennifer ist Jennifer. Sie kann selbst entscheiden, wann sie Hulk rauslässt und zeigt, was wirklich alles in ihr steckt. Eine schöne Allegorie darauf, wie Frauen wahrgenommen werden.

Die Serie ist weniger Comedy, als vielmehr eine Satire über den Arbeitsalltag von Frauen in Führungspostionen. Etwas überdeutlich manchmal, aber auch mit ziemlich viel Kawumm. "Deine Verwandlung wird durch Wut und Angst ausgelöst", hatte Bruce Banner seiner Cousine noch mit auf den Weg gegeben. "Als gäbe es eine Frau, die sich damit nicht auskennt", mit ihrer lapidaren Antwort gibt She-Hulk den Ton der Serie vor: witzig, emanzipiert, selbstbewusst. Und das tut ziemlich gut.

Obendrein gibt es übrigens ein Wiedersehen mit einigen männlichen Marvel-Veteranen wie dem Monster Abomination (Tim Roth), Daredevil (Charlie Cox) und "Dr. Strange"-Gehilfe Wong (Benedict Wong). Das sei der Vollständigkeit halber auch erwähnt.

Der beste Freund eines oder einer Hulk? "Spandex!", wie Bruce (Mark Ruffalo) seiner Cousine erklärt. (Bild: Disney+/©Marvel Studios 2022)
Der beste Freund eines oder einer Hulk? "Spandex!", wie Bruce (Mark Ruffalo) seiner Cousine erklärt. (Bild: Disney+/©Marvel Studios 2022)