Auf Deutschland wartet ein Volksheld

Am Sonntag steht für die deutsche Handball-Nationalmannschaft das nächste Aufeinandertreffen mit einer Legende an.

Doch nachdem sich das DHB-Team im Auftaktspiel gegen die Schweiz auf der Platte mit Andy Schmid duelliert hatte, steht die schillernde Figur beim kommenden Gegner Nordmazedonien (So., ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) nun an der Seitenlinie: Kiril Lazarov.

Der ehemalige Rückraumspieler und heutige Nationaltrainer ist noch höher anzusiedeln als die langjährige Bundesliga-Größe Schmid.

Lazarov ein Volksheld in Nordmazedonien

„Er war ein überragender Spieler, der über viele Jahre hohe Leistung gebracht hat“, erklärte DHB-Torwarttrainer Mattias Andersson, der in seiner aktiven Karriere einige Male gegen Lazarov gespielt hat, am Freitag bei einem Medientermin in Berlin auf SPORT1-Nachfrage.

Lazarov, inzwischen 43, habe „eine große Bedeutung für den Handball. Ich kann mir gut vorstellen, dass er in Nordmazedonien ein Volksheld ist.“ Andersson denkt richtig.

Der „Ibrahimovic Mazedoniens“

Zarko Peshevski, ehemaliger Kreisläufer beim TVB Stuttgart, nannte seinen Landsmann in den Stuttgarter Nachrichten gar einst den „Gottvater, der Zlatan Ibrahimovic Mazedoniens“.

Der Unterschied zwischen Lazarov und Ibrahimovic? Der bodenständige Handballer würde sich nie selbst als Gottvater bezeichnen.

Dabei hat sich der beste Werfer der WM-Geschichte allemal den Status eines Königs im Handball erspielt.

Torhungriger Titelhamster

Lazarov wurde zum ersten Spieler, dem es gelang, den Rekord mit den meisten Toren sowohl bei einer Europameisterschaft als auch bei einer Weltmeisterschaft zu halten.

Bei Weltmeisterschaften hat er 308 Treffer erzielt, bei europäischen Großturnieren 182. Lazarov ist wenig überraschend Rekordspieler und -torschütze der Nationalmannschaft. Weltweit haben nur Gudjón Valur Sigurdsson und Péter Kovács mehr Länderspieltore erzielt.

Der Linkshänder ist Rekord-Torschütze der Champions League, die er 2015 mit dem FC Barcelona gewinnen konnte. Seine Bilanz? Unfassbare 1462 Tore in 246 Spielen.

Lazarov lehnte Bundesliga-Angebote ab

Fast schon überraschend: Lazarov tingelte zwar durch sechs Länder, gewann in vier Ligen 15 Meisterschaften und insgesamt 52 Titel, war aber nie in der Bundesliga aktiv.

Er habe „immer wieder Angebote aus Deutschland bekommen“, erklärte Lazarov 2018 bei Spox: „Offen gestanden bedauere ich, es nie versucht zu haben.“

Lazarov sorgte für deutsche EM-Enttäuschung

Die deutschen Erinnerungen an „König Kiril“ sind nicht die besten. Zwei Duelle gab es in der EM-Historie gegen Nordmazedonien bislang: 2012 im serbischen Nis behielt das DHB-Team noch knapp die Oberhand (24:23), 2018 reichte es in der Vorrunde in Zagreb nur zu einem 25:25.

Lazarov, der seine aktive Karriere 2022 beendete, hatte maßgeblichen Anteil an der deutschen EM-Enttäuschung, der Rückraumspieler traf fünfmal.

Nordmazedonien unter Lazarov weit hinten

Nun sitzt er als Trainer auf der Bank des nordmazedonischen Erstligisten RK Alkaloid Skopje und der Nationalmannschaft, hat dort einen Umbruch zu bewältigen.

Ohne zahlreiche andere Stars, die mit Lazarov aufhörten, gab es zuletzt kaum etwas zu holen Bei der EM 2022 reichte es zu Platz 22 von 24, bei der WM 2023 zu Rang 27 von 32. Im ersten EM-Spiel 2024 gab es nach zwischenzeitlicher Zwei-Tore-Führung ein 29:39 gegen Frankreich.

Die DHB-Auswahl ist also auch im zweiten Vorrundenspiel klarer Favorit, wenngleich Andersson betont: „Man sieht, dass die jetzige Nationalmannschaft taktisch sehr clever spielt. Lazarov kann dem Team einiges bringen.“

Dazu zählt das Sieben-gegen-Sechs-Angriffsspiel, in der Form Lazarovs Hirn entsprungen, das die DHB-Auswahl am Sonntag vor Probleme stellen könnte.

Der Volksheld plant den großen Coup.