Das Ringen um den deutschen Star-Torwart

Das Ringen um den deutschen Star-Torwart
Das Ringen um den deutschen Star-Torwart

Noch deutlicher hätte Andreas Wolff seinen Wunsch gar nicht formulieren können. „Ich würde sehr, sehr gerne zurück nach Deutschland wechseln. Weil ich denke, dass das Messen mit den besten Klubs der Welt Woche für Woche und nicht nur in der Champions League sehr, sehr interessant ist und das auch vielleicht meiner sportlichen Qualität nochmal einen Schub geben könnte“, ließ der 33-Jährige im Dyn-Format Overtime keine Zweifel offen.

Die Wechselgerüchte um den deutschen Nationalkeeper, sie werden deswegen nun noch mehr hochkochen als ohnehin schon. Wolff wurde in den vergangenen Monaten aufgrund der Suspendierung des Magdeburger Torhüters Nikola Portner und dessen drohender Sperre immer wieder mit dem SCM in Verbindung gebracht.

Inzwischen soll laut übereinstimmenden Berichten auch sein Ex-Verein THW Kiel, wo er bereits von 2026 bis 2019 unter Vertrag stand, sehr aktiv ins Werben um den Routinier eingestiegen sein.

Fritz: „Er zeigt eigene Motivation“

Nun hat sich Henning Fritz, als Torhüter 2007 mit Deutschland Weltmeister, im SPORT1-Gespräch zum Stand der Dinge und Wolffs Plänen geäußert.

„Es ist gut nachvollziehbar, dass er nach Deutschland wieder kommen möchte und er würde die Bundesliga beleben. Er hat sich in Kielce sportlich wie persönlich weiterentwickelt, ist stabiler in seiner Leistung geworden und übernimmt als Kapitän Verantwortung“, urteilt Fritz.

Sollte der gebürtige Euskirchener tatsächlich zurück in die Heimat kommen, würde er garantiert „für eine hohe Aufmerksamkeit sorgen“, was für die Bundesliga „nur positiv“ sein könne.

Welche Hürden gibt es bei Wolff?

Doch klar ist: Es gibt Hürden. Magdeburg will den 30. Juni abwarten, wenn die HBL eine Entscheidung im Fall Portner, der bei einer Dopingkontrolle im April positiv auf Methamphetamine getestet worden war, treffen soll. Falls der Schweizer freigesprochen werden sollte, hätte der Doublesieger keinen akuten Bedarf auf dieser Position. „Ich habe einen Plan A – und der heißt Nikola Portner“, unterstrich Trainer Bennet Wiegert bereits, hatte sich aber eine Hintertür offen gelassen. Man sei in der Lage, „einen Plan B entwickeln zu können“, sollte Portner doch länger gesperrt werden.

Zwar haben die Bördestädter mit Sergey Hernandez, der seinen Kollegen in den vergangenen Wochen brillant vertreten hat, einen zweiten Top-Torhüter in seinen Reihen, auf Dauer genügt allein jedoch nicht. „Wir müssen mit zwei konkurrenzfähigen Torhütern in die neue Saison gehen und beobachten den Markt“, betonte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt gegenüber dem MDR. Gegen eine Wolff-Verpflichtung sprechen jedoch die enormen Ablöseforderungen, die damit einhergehen würden. Da er bei seinem aktuellen Klub Kielce noch einen Vertrag bis 2028 hat, wäre eine Ablöse fällig. Im Raum stehen 600.000 Euro - eine stolze Summe im Handball.

So schilderte Schmedt erst am Mittwoch, dass ein Wechsel des Keepers „zum jetzigen Zeitpunkt nicht realistisch“ sei, womit er den finanziellen Aufwand gemeint haben dürfte.

Auch in Kiel dürften sie darüber ausgiebig sprechen. Immerhin ist der THW in der kommenden Saison nicht mehr in der Champions League vertreten. Deren Aufsichtsratschef Marc Weinstock sprach im März von erheblichen Einbußen, die sich zwischen 750.000 Euro und einer Million Euro bewegen. Dazu müssten teaminterne Gesichtspunkte ausgiebig diskutiert werden.

Wolff? „Er ist keiner, der ruhig ist“

„Andi ist jemand, der polarisiert und seine Meinung ab und zu laut äußert. Jeder Verein muss für sich prüfen, inwieweit das in sein Mannschaftsgefüge passt“, so Fritz. In Kiel kennen sie Wolff zumindest schon weitaus besser als in Magdeburg. Doch sein erstes Engagement im hohen Norden hat der 33-Jährige sicherlich nicht in bester Erinnerung, dort war er oft nur zweite Wahl zwischen den Pfosten. Fritz sagte: „Es war für ihn damals frustrierend, nicht so viele Spielanteile bekommen zu haben. Er hatte damals aber auch mit Niklas Landin den vermeintlich besten Torwart der Welt vor sich.“

Andererseits flirtete Wolff schon Anfang 2023 öffentlich mit einer Kiel-Rückkehr, als die Nachfolge von Niklas Landin noch nicht geklärt war. „Natürlich wäre es eine Ehre, wieder dieses Trikot zu tragen“, betonte er damals, bevor die „Zebras“ Gonzalo Perez de Vargas für 2025 vom FC Barcelona geholt hatten.

Dennoch soll der THW nun wieder Favorit sein. Wie die Kieler Nachrichten berichten, habe der Rekordmeister bei Wolff und seinem Agenten Saša Bratic angefragt. Die Bild meldete bereits „weit vorangeschrittene“ Verhandlungen zwischen beiden Parteien.

Für Fritz ist derweil vor allem eines klar - ganz egal, ob es Kiel, Magdeburg oder ein völlig anderer Klub werden sollte: „Allein die Leistungen, die Andi zuletzt in der deutschen Nationalmannschaft gezeigt hat, stellen klar, dass er jede Mannschaft nur besser machen würde.“ Die kommenden Wochen werden darüber entscheiden, wie und wo Wolff den Spätherbst seiner Karriere gestalten wird.