Ein schwarzer Moment, der eine heftige Schockstarre auslöste

Ein schwarzer Moment, der eine heftige Schockstarre auslöste
Ein schwarzer Moment, der eine heftige Schockstarre auslöste

285 Tage lang bangte die Motorsport-Welt um Jules Bianchi. Am 17. Juli 2015, nach mehr als neun Monaten im Koma, gab der Körper des 25 Jahre alten Formel-1-Fahrers aus Frankreich aber schließlich seinen härtesten Kampf verloren. Er starb an den Folgen des Horror-Crashs beim Großen Preis von Japan am 5. Oktober 2014.

Es war der schwärzeste Moment der jüngeren Formel-1-Geschichte, der eine kurze, aber heftige Schockstarre auslöste. Die Verantwortlichen der Königsklasse zogen eine wichtige Konsequenz, die seitdem womöglich mehr als nur ein Leben gerettet hat - dennoch hinterließ die Bianchi-Tragödie eine Wunde, die naturgemäß nie verheilen kann.

Speziell bei dem jungen Charles Leclerc.

Jules Bianchis Tod: Leclerc verlor 2015 einen engen Freund

Bianchi - Enkel des einstigen GT-Weltmeisters Mauro Bianchi - war Freund, Taufpate und Idol des Monegassen. Leclerc war 17, als Bianchi umkam.

Vier Tage später musste er mitansehen, wie die Fahrerkollegen Felipe Massa und Romain Grosjean in Nizza Bianchis Sarg zu Grabe trugen - auch Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Nico Rosberg waren unter den Trauergästen.

2019 schaffte Leclerc den Sprung zur Scuderia Ferrari - ein Karriereweg, der eigentlich Bianchi zugedacht schien. Er hätte das Cockpit verdient, „wahrscheinlich sogar noch mehr als ich“, sagte Leclerc später.

Doch das Schicksal war grausam zum jungen Franzosen.

Beim Suzuka-GP 2014 kam Bianchis Marussia bei heftigem Regen von der Strecke ab, der Bolide raste unter ein Abschleppfahrzeug, Bianchi erlitt schwerste Kopfverletzungen.

Bianchis Tod bedeutet eine Zäsur

Im November 2014 wurde Bianchi aus der Klinik im japanischen Yokkaichi auf die Intensivstation in seiner Heimatstadt Nizza verlegt. Viele Fans und Kollegen beteten für seine Genesung, zu einem Zeitpunkt, als auch die Erinnerung an den verhängnisvollen Ski-Unfall Michael Schumachers Ende 2013 noch ganz frisch war.

„Forza Jules“ wurde zum Leitspruch derer, die noch auf ein Wunder hofften. Es kam nicht dazu.

Bianchis Tod schob die Einführung des Halo an

Bianchis Tod rüttelte die Formel 1 auf, nachdem diese sich 20 Jahre in relativer Sicherheit vor dem Schlimmsten gewähnt hatte - so lange waren zu diesem Zeitpunkt die Tragödien um Roland Ratzenberger und Ayrton Senna 1994 in Imola her, die beiden bis dahin letzten tödlichen Unfälle der Serie.

Wie damals wurden auch diesmal Konsequenzen gezogen, die Sicherheitsstandards noch einmal erhöht. Ein zentraler Entschluss: die Einführung des Halo-Systems, dessen Entwicklungsgeschichte auch mit dem lebensgefährlichen Unfall von Felipe Massa 2009 und dem Tod von Formel-2-Pilot Henry Surtees im selben Jahr zusammenhing - sowie auch dem tödlichen Crash von IndyCar-Pilot Justin Wilson im Jahr nach Bianchis Unfall.

Halo rettete wohl schon mehr als einmal Leben

Zu Beginn als „hässlichste Modeerscheinung in der Formel-1-Geschichte“ verunglimpft, sind mittlerweile selbst die größten Kritiker des Cockpit-Schutzes verstummt.

Unter anderem änderte - ausgerechnet - Leclerc seine Meinung 2018, als Fernando Alonsos McLaren in Spa über den Alfa Romeo des Monegassen schoss: „Ich war nie ein großer Halo-Fan, aber ich muss sagen, dass ich unglaublich froh bin, ihn in diesem Fall über meinem Kopf gehabt zu haben.“

Im vergangenen Jahr war dies auch Guanyu Zhou, für den der Titanring bei seinem Unfall in Silverstone lebensrettend war.

Jules Bianchi, für den die Reform zu spät kam, ruht auf dem Cimetière de Monaco, in seiner Heimat Nizza wurde 2017 eine Straße nach ihm benannt.

Der Weltverband FIA vergibt Bianchis Nummer 17 in der Formel 1 nicht mehr.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)