Was will Bayern überhaupt mit Ito?

Als Bayern-Sportvorstand Max Eberl bei der Vorstellung von Trainer Vincent Kompany neue Spieler versprach, rechnete noch niemand mit Hiroki Ito.

Der Transfer des 25-Jährigen, der am Donnerstagnachmittag offiziell vermeldet wurde, kommt so überraschend, wie auch die jüngsten Leistungen des Japaners beim VfB Stuttgart überraschend waren.

„ Es ist eine große Ehre für mich, bei einem der größten Clubs der Welt spielen zu dürfen. Auch in Japan hat der Name FC Bayern einen guten Klang“, wird Ito in einer Pressemitteilung des Rekordmeisters zitiert.

Ito soll Defensive stabilisieren

Der deutsche Rekordmeister stattet den 25-jährigen Japaner mit einem Vertrag bis 2028 aus, die Ausstiegsklausel, die die Bayern ziehen, soll zwischen 25 bis 30 Millionen Euro liegen.

Was die Münchner mit Ito wollen, drückte vielleicht Sportdirektor Christoph Freund am besten aus: „Hiroki Ito war beim VfB Stuttgart die Zuverlässigkeit in Person: Er hat kontinuierlich Leistung auf Top-Niveau gebracht und ist so ins Blickfeld einiger internationaler Topklubs gerückt.“

Kurz gesagt: Ito soll die sehnlichst vermisste defensive Stabilität herstellen.

Itos Vorzüge hilfreich für Bayern?

Der Steckbrief des Innenverteidigers liest sich jedenfalls ansehnlich: 1,88 Meter groß, mit spielerischer Präzision ausgestattet, sein Markenzeichen sind die in München so lange Zeit so häufig gesehenen langen Diagonalbälle. Zudem - und das ist inzwischen seltener bei Bayern: Ito ist Linksfuß.

Der Ex-Spieler des japanischen Zweitligisten Jubilo Iwata hat bereits in den vergangenen drei Jahren seine Vorzüge beim VfB Stuttgart unter Beweis gestellt, war dort als „Perspektivspieler“ eingeplant und ist doch an der Seite von Neu-Nationalspieler Waldemar Anton zu einer tragenden Säule der Vizemeister-Mannschaft gereift.

85 Bundesliga-Spiele absolvierte Ito bis zum heutigen Tage, erzielte zwei Tore. Gerade in der vergangenen Saison, als der VfB plötzlich von einer Relegations-Mannschaft zum Vizemeister heranwuchs, glänzte auch Ito - ohne große mediale Beachtung.

Ito sticht spielerisch heraus

Doch so agiert der im knapp 10.000 Kilometer entfernten Hamamatsu geborene Ito seit jeher, einzig seine weißen Wimpern und ein weiß gefärbter Teil seiner rechten Augenbraue fallen dem aufmerksamen Beobachter auf.

Dabei sticht Ito heraus. Spielerisch. Mehr Torschussvorlagen als jeder der Bayern-Innenverteidiger verzeichnete Ito in der abgelaufenen Saison, mehr eigene Abschlüsse zudem. Und natürlich: die Spezialität der weiten Flügelwechsel fällt auch statistisch ins Gewicht.

Darüber hinaus reihte sich Ito mit nur einer Gelben Karten bundesweit bei den fairsten Spielern ein. Über 16 Sprints pro Partie, Teil der zweitbesten Defensive der Liga.

Hoeneß schwärmt von Ito

Während Dayot Upamecano immer wieder haarsträubende Patzer unterlaufen und auch Min-jae Kim hat mit seinen Total-Aussetzern im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid sein fehlerloses Ansehen vorerst versenkte, gilt Ito als abgeklärt, aufgeräumt und blitzsauber agierend - und ist mit einem Top-Speed nahe der 34 Kilometer pro Stunde auch wahnsinnig schnell.

„Er ist sehr einmalig, alleine schon aufgrund seines Spielerprofils. Er ist ein spielender, technisch versierter Innenverteidiger. Er hat Tempo, Verteidigungsqualitäten, ist groß und kopfballstark“, beschrieb VfB-Trainer Sebastian Hoeneß seinen damaligen Schützling einmal.

Der 19-malige Nationalspieler Japans kann - dank seines starken linken Fußes - die präferierte Position in der linken Innenverteidigung einnehmen, aber auch im Falle einer auftretenden Knappheit auf der linken Defensivseite aushelfen, wie zu Beginn der Saison.

Einzig die Robustheit ist noch nicht auf Bayern-Niveau angekommen. Nur 54 Prozent gewonnene Zweikämpfe - Upamecano und de Ligt hängen ihn da deutlich ab. Auch die Passquote von 90 Prozent macht ihn zu einem der besseren Innenverteidiger der Liga, im Vergleich zu den Bayern-Stars ist dieser Wert allerdings nicht herausragend.

Wer muss für Ito weichen?

Doch ein Neuzugang heißt in Kreisen des FC Bayern auch: Wer muss gehen?

Als Abschusskandidat Nummer eins wird Matthijs de Ligt gehandelt. Und immerhin: Ito würde in diesem Falle das Gehaltsgefüge ein wenig entspannen, soll nur halb so viel Lohn einstreichen wie der Niederländer.

„Er ist ein intelligenter, technisch und athletisch starker Spieler und gehört zu den Besten auf seiner Position in der Liga“, lobte ihn der designierte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2027.

Nun wird Ito nach Flop Takashi Usami und Talent Taichi Fukui der erst dritte Japaner beim FC Bayern überhaupt - ob er es besser macht als diese beiden, wird die Zeit nach der EM zeigen.