Darum tragen männliche Fußballer einen BH unter dem Trikot

Unter dem weißen Trikot von Lukas Provod zeichnet sich die schwarze Unterwäsche ab. (Bild: 2024 Getty Images/Dan Mullan)
Unter dem weißen Trikot von Lukas Provod zeichnet sich die schwarze Unterwäsche ab. (Bild: 2024 Getty Images/Dan Mullan)

Bei der Fußball-Europameisterschaft fällt immer öfter auf, dass einige Spieler und sogar ganze Mannschaften einen BH unter den Jerseys tragen. Sie sollen tatsächlich dazu dienen, die Leistung der Spieler oder der Mannschaft zu verbessern.

Das pinke Auswärtstrikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist laut Hersteller Adidas das am besten verkaufte DFB-Auswärtsjersey aller Zeiten. Es gilt für viele als Symbol für gesellschaftliche Vielfalt. Aktuell lässt sich bei der EM noch eine weitere Beobachtung machen: Beim Trikottausch oder beim Torjubel zeigt sich, dass viele Spieler einen BH unter dem Trikot tragen. Das hat jedoch keine modischen Gründe.

Einige Fans vermuten, dass der BH dem Schutz der Brustwarzen gilt. Wer im Sommer schon einmal selber Fußball gespielt hat, weiß, dass das Polyester eines Trikots gerne mal an den Brustwarzen reibt, besonders, wenn noch Schweiß dazu kommt. Aber auch das ist kein Grund für die Innovation.

Immer mehr Spieler tragen eine Art BH unter dem Trikot, wie hier Artem Dovbyk (rechts) von der Ukraine zusammen beim Torjubel mit Yevhen Makarenko bereits bei der letzten EM. (Bild: 2021 Getty Images / Andy Buchanan - Pool)
Immer mehr Spieler tragen eine Art BH unter dem Trikot, wie hier Artem Dovbyk (rechts) von der Ukraine zusammen beim Torjubel mit Yevhen Makarenko bereits bei der letzten EM. (Bild: 2021 Getty Images / Andy Buchanan - Pool)

Fußball goes Big Data

Der BH erfüllt eine rein sportliche Funktion: In dem BH, der oft aus Neopren besteht, sind verschiedene Sensoren und ein Chip verbaut, die nicht nur GPS-Daten des Spielers tracken, sondern auch dessen Vitalwerte, wie etwa die Herzfrequenz, aufzeichnen oder direkt an das Notebook in der Coachingzone senden.

Bis zu 70 verschiedenen Sensoren können in dem Bustier eingearbeitet sein. Aus den gewonnenen Daten können die Trainer am Spielfeldrand Rückschlüsse ziehen, wie es um den Fitnesszustand einzelner Spieler bestellt ist und welche eventuell ausgewechselt werden sollten. Auch taktische Informationen werden durch die Sensoren übermittelt. Durch die GPS-Daten lässt sich erkennen, wie die einzelnen Spieler sich zueinander positionieren, etwa ob die Mannschaft kompakt genug steht, oder ob die Verteidiger doch zu große Lücken in der Viererkette lassen. Dann können die Coaches eingreifen und den Spielern beispielsweise zurufen, dass sie enger stehen sollen.

Viele Daten bringen viele Möglichkeiten, die Leistung einer Mannschaft oder einzelner Spieler zu optimieren. Nicht nur in Echtzeit während des Spiels, sondern insbesondere längerfristig über ganze Saisons. So lässt sich die Entwicklung des Spielers nicht nur nachvollziehen, sondern ganz bewusst steuern. Taktische Schwächen und Problemzonen in der körperlichen Fitness können so gezielt behoben werden.

Fußball-Romantik ade?

Ob Hightech auf dem Spielfeld dazu beiträgt, Mannschaften erfolgreicher zu machen, sei dahingestellt. Der FC Bayern München, der BHs der amerikanischen Firma GPSports verwendet, ist diese Saison bekanntermaßen titellos geblieben. Fußballromantiker werfen zu Recht ein, dass Daten nicht alles sind. Spielglück, Wille und Momentum sind starke Faktoren, die jeder für sich ein Fußballspiel entscheiden können, wie die Belgier bei ihrer Auftaktspiel-Niederlage gegen die Slowakei schmerzlich erfahren mussten.