Söder lobt bei Lanz den DFB-Teamgeist - doch lässt mit Merz-Aussage aufhorchen
Fußball-Talk bei "Markus Lanz" (ZDF): Nach dem 2:0-Sieg der Nationalelf gegen Ungarn bei der Europameisterschaft lobte Markus Söder noch den Teamgeist der Nationalelf. Angesprochen auf Friedrich Merz' vermeintliche Kapitänsrolle in der Union, brachte der CSU-Chef Gastgeber Lanz dann zum Lachen.
"Was ist der Unterschied dieses Mal?", verwies Markus Lanz zu Beginn seiner EM-Sendung auf die starken Auftritte des DFB-Teams: Nach einem spektakulären 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland hatte sich die deutsche Nationalelf auch am frühen Mittwochabend gegen Ungarn mit einem 2:0 durchgesetzt. Lanz nahm dies zum Anlass in seinem ZDF-Talk über mögliche Euphorie im Land sowie den Wandel der Nationalmannschaft zu sprechen, die bei der WM in Katar vor eineinhalb Jahren noch kläglich gescheitert war.
CSU-Chef Markus Söder erklärte prompt: "Der ganze Teamgeist, die ganze Ansprache. Auch der Auftritt der Mannschaft - er ist offensiver, er ist mutiger. Er ist nicht so ängstlich, er ist nicht träge." Auch Ex-Nationalspieler Dietmar "Didi" Hamann gab zu, dass die letzten sechs Jahre niemand "Lust auf die Nationalmannschaft" gehabt habe, denn: "Wir haben die letzten Turniere ja ziemlich leiden müssen." Mittlerweile habe sich laut Hamann "wieder ein Selbstvertrauen aufgebaut in den letzten Wochen, Monaten", was auch bei den Fans spürbar sei.
Sportmoderatorin und Fußballexpertin Lena Cassel erklärte daraufhin, dass man nach der WM-Pleite in Katar förmlich sehen könne, "dass sich da etwas entlädt. Wir sind auch wahnsinnig genügsam, habe ich das Gefühl. Es braucht gar nicht viel, damit der Funke überspringt, weil wir Bock haben, uns begeistern zu lassen". Lanz stimmte zu und freute sich, "alle völlig losgelöst" zu sehen. Sportjournalist Marcel Reif zeigte sich dagegen nüchterner und sagte: "Es schafft eine gewisse Leichtigkeit im Moment." Er warnte jedoch davor, jetzt darüber zu sinnieren, was die Euphorie im Land bewegen könne.
Didi Hamann: "Ohne Hierarchie hast du nichts"
Stattdessen erklärte Reif, dass es einfach nur gut sei, in einer Welt, die im Vergleich zu 2006 "noch komplizierter" und "in vielem bedrohlicher" geworden sei, einfach mal abzuschalten. "Mehr sollten wir jetzt nicht verlangen von der ganzen Geschichte", so Reif. Natürlich wollte Lanz dennoch wissen, ob der Sportjournalist an einen EM-Sieg 2024 glaube. Reif erklärte hoffnungsvoll: "Wenn das so weitergeht, warum nicht!" Ex-Profi Hamann erklärte dagegen vorsichtig: "Ich glaube, dass es bessere Mannschaften gibt als die Deutschen in dem Turnier." Zwar sehe er bei den Franzosen, Engländern und Portugiesen die bessere Besetzung, "das heißt aber nicht, dass wir nicht Europameister werden können".
Bayerns Ministerpräsident Söder nickte zustimmend und merkte an, dass das Erfolgsrezept der Mannschaft Bundestrainer Julian Nagelsmann sei. "Ich finde, im Moment macht er einen gereiften Eindruck. Und dieser gereifte Eindruck überträgt sich auch auf die Mannschaft", so der CSU-Vorsitzende. Auch Lena Cassel lobte, dass Nagelsmann nicht nur sportlich sehr gute Konzepte, sondern auch ein sehr gutes Feingefühl und eine gute Menschenkenntnis besitze. "Der Spirit ist ein anderer", fügte Cassel zufrieden hinzu.
Didi Hamann sah derweil noch einen weiteren Faktor, der das DFB-Team zum EM-Triumph führen könne: "Wenn du Erfolg haben willst im Sport oder in der Fußballmannschaft, dann brauchst du eine Hierarchie. Ohne Hierarchie hast du nichts. Und ich glaube, das hat gefehlt die letzten Turniere." In dem Zusammenhang schwärmte die Runde vor allem von Kapitän Ilkay Gündogan und Toni Kroos. "Wir sehen den besten Ilkay Gündogan im Deutschland-Trikot", so Lena Cassel, während Marcel Reif über Toni Kroos sagte: "In der Regel spielt er genau das, was der Sache Struktur gibt, genau das Tempo, dass es gerade braucht."
Markus Söder: "In der Politik werden keine Fouls geahndet"
Söder lobte derweil, dass es keine "erkennbaren Hahnenkämpfe" zwischen Kroos und Gündogan gebe: ein Anlass für Lanz, politisch zu werden. Er fragte in Richtung Söder: "Wer wäre der Olaf Scholz für Sie in der Mannschaft?" Der bayerische Ministerpräsident schmunzelte: "Also der Olaf Scholz wäre, glaube ich, daheim geblieben." Lanz hakte auch bezüglich des CDU-Chefs nach: "Und wer ist Friedrich Merz?" Darauf erwiderte Söder: "Das kann ich jetzt nicht sagen. Es würde alles nur wieder negativ ausgelegt von Ihnen."
Doch Lanz ließ dennoch nicht locker und wollte klargestellt haben: "Er ist doch Kapitän, oder nicht?" Eine Steilvorlage, auf die Söder überraschend antwortete: "Wir werden sehen, wer am Ende der Ober-Kapitän von allem wird." Lanz reagierte mit einem lachenden "Sehr gut!", während Söder abschließend warnte: "Sie können Sport und Fußball definitiv nicht vergleichen, weil es gibt einen Hauptunterschied: In der Politik werden keine Fouls geahndet."