Hat LeBron Jr. wirklich etwas in der NBA zu suchen?

„With the 55th pick in the 2024 NBA Draft, the Los Angeles Lakers select Bronny James from the University of Southern California.“ Es waren historische Worte, die bei der Talenteziehung der besten Basketballliga der Welt in der Nacht ertönten. Bronny James, 19 Jahre alter Guard der USC Trojans, gehört also ab sofort zu einer der namhaftesten Franchises in der NBA. Jener Franchise, bei der sein Vater LeBron James seit 2018 unter Vertrag steht - und mit der sein Vater bereits die Meisterschaft gewann.

Es ist das erste Mal in der Historie der Liga, dass ein Vater-Sohn-Gespann dem gleichen Team angehört. Und es ist auch das erste Mal, dass ein Vater und sein Sohn überhaupt zur gleichen Zeit in der NBA spielen.

Reichlich historisch war der Draft also in jedem Fall, was auch an den Reaktionen erkennbar war. „Speziell!!! Herzlichen Glückwunsch, Bronny!“, schrieb etwa Warriors-Superstar Chris Paul, der gleichzeitig auch der Paten-Onkel des Youngsters ist.

Magic Johnson gratuliert Bronny James

NBA-Legende Magic Johnson formulierte: „Herzlichen Glückwunsch an Bronny James, der von den Los Angeles Lakers ausgewählt wurde! Dies ist ein historischer Moment, denn LeBron und Bronny sind das erste Vater-Sohn-Duo, das gleichzeitig in der NBA und im selben Team spielt.“ Den 19-Jährigen während der Summer League in Vegas zu sehen, sei demnach ein „absolutes Muss im Fernsehen“.

Reaktionen gab es derweil unter anderem auch vom offiziellen Account der NBA und von Ausrüster Nike.

Der Draft des Youngsters ist eine besondere Geschichte, vor allem aber eine Geschichte mit Ansage. Bereits vor Jahren erklärte „King“ James, der inzwischen zum All-Time Scoring Leader der NBA aufgestiegen ist und für die sportliche Zukunft sowie die Relevanz der Lakers enorm wichtig ist, eines Tages mit seinem Sohn in einem Team spielen zu wollen.

Herzinfarkt im vergangenen Sommer

Im vergangenen Jahr wurden die Hoffnungen darauf massiv gedämpft - und das mit einer wahren Schreckensbotschaft. Im Juli 2023 brach Bronny James im Training der Trojans mit einem Herzinfarkt zusammen und wurde operiert. Nach monatelangen Reha-Maßnahmen - zuvor wurde ein angeborener Herzfehler diagnostiziert - stand in der Folge eine verkürzte und durchaus durchwachsene College-Saison mit 4,8 Punkten, 2,8 Rebounds und 2,1 Assists im Schnitt.

Rein sportlich ist der 19-Jährige nicht unbedingt die Verstärkung schlechthin, so galt eine Auswahl im Draft im Vorfeld als eher unwahrscheinlich. Lange kommunizierten auch unzählige Basketball-Experten in den USA dies genau so, inzwischen ist der ein oder andere aber zurückgerudert, was auch auf den enormen Einfluss von LeBron James zurückzuführen sein dürfte.

Der inzwischen 39-Jährige hat sich das historische erste Vater-Sohn-Duo in der NBA zum Ziel gesetzt - und alles dafür getan. So berichtete ESPN, dass Spielervermittler und Bronny-Vertreter Rich Paul vor dem Draft andere NBA-Teams davor gewarnt hatte, seinen Klienten zu draften. Sollten sie LeBron James Jr. picken, würde dieser eher „in Australien“ spielen.

LeBron James hat mehrere Vertrags-Optionen

Und auch Papa James persönlich hat bezüglich seiner eigenen Planungen gewartet. Noch ist die Zukunft des NBA-Superstars nämlich nicht gesichert. So hat er eine Spieleroption über 51,4 Millionen US-Dollar für die kommende Saison. Zieht er diese bis zum Wochenende, steht er auch in der Spielzeit 2024/25 für die Lakers auf dem Parkett.

Der Superstar kann diese allerdings auch ablehnen und mit der Franchise einen neuen Vertrag aushandeln - oder gar ganz zum Free Agent werden. Ein Szenario, welches mit der Ankunft seines Sohnemanns ausgeschlossen sein dürfte.

Ob und wie viel beide am Ende wirklich gemeinsam auf dem Parkett stehen, ist aktuell noch völlig unklar. LeBron sen. tritt im Sommer mit der US-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris an, LeBron Jr. muss sich bei der Summer League der NBA beweisen.

Ständige Vergleiche mit seinem Vater

Klar ist aber schon jetzt: Einfach dürfte es für Bronny nicht werden. Sein weltbekannter Vater schwebt regelrecht über ihm, Vergleiche zwischen beiden werden wieder und wieder angestellt werden.

Sportlich betrachtet zeigte der 19-Jährige beim Combine physisch gute Leistungen, auch sein Distanzwurf ist ordentlich. Dazu hat er die Anlagen, ein ziemlich guter Verteidiger zu werden. Aber: Bronny ist verhältnismäßig klein und hat nicht das Ball Handling für einen Point Guard. Für eine Karriere in der NBA hat er also eigentlich keine Top-Voraussetzungen - steht nun aber dennoch im besonderen Maße im Brennglas der Aufmerksamkeit.

Mehr als ihm guttun kann? Es ist die Ansicht kritischer Fans, die LeBron - wie so oft - eine sich selbst überhöhende Egoshow vorwerfen, die dem Team und auch dem Sohn womöglich mehr schaden als nutzen werde.

Lakers-Geschäftsführer Rob Pelinka sieht das naturgemäß aus anderer Perspektive: „In der Geschichte der NBA gab es noch nie einen Vater und einen Sohn, die sich ein NBA-Basketballfeld geteilt haben. Das fühlt sich an wie etwas, das magisch sein könnte.“