"SS Nemesis": Rätsel um verschollenes Schiff endlich gelöst

Das Rätsel um das 1904 verschollene Dampfschiff "SS Nemesis" ist gelöst

Das Dampfschiff
Das Dampfschiff "SS Nemesis" sank 1904 vor der australischen Küste. (Bild: Mitchell Library, State Library of New South Wales/Imaging Studio)

Sie war eines der großen Mysterien in der Geschichte der Seefahrt: die "SS Nemesis". Niemand wusste, wo genau und unter welchen Umständen das Dampfschiff vor 120 Jahren unterging. Nun haben Forscher das Rätsel endlich gelöst, nachdem das Wrack bereits vor zwei Jahren, zufällig, entdeckt worden war.

Im Mai 2022 stieß das Unternehmen Subsea Professional Marine Services bei einer Meeresboden-Untersuchung vor der australischen Küste auf das Wrack. Dass es sich um die "SS Nemesis" handelt, blieb jedoch eine Hypothese. Bis ein Forscherteam der australischen Wissenschaftsbehörde CSIRO das Schiff nun dank spezieller Ausrüstung identifizieren konnte.

Was passierte mit der "SS Nemesis"?

Die "SS Nemesis" war 1904 unterwegs von Newcastle nach Melbourne. Das Schiff war mit Kohle und Koks beladen, an Bord befanden sich 32 Menschen. Als es in einen Sturm geriet und unterging, starb die gesamte Besatzung. Mehrere Wochen nach dem Unglück wurden die Leichen einiger Crew-Mitglieder und Teile des Schiffs an den Strand von Cronulla gespült, einem Vorort von Sydney. Das Wrack blieb jedoch vermisst.

Die SS Nemesis liegt rund 28 Kilometer vor Wollongong aufrecht auf dem Meeresboden. (Bild: CSIRO)
Die SS Nemesis liegt rund 28 Kilometer vor Wollongong aufrecht auf dem Meeresboden. (Bild: CSIRO)

Nun steht fest: Bei dem vor zwei Jahren vor der Küste Wollongongs, einer Stadt im australischen Bundessstaat New South Wales, entdeckten Wrack handelt es sich tatsächlich um die "SS Nemesis". Nachweisen konnten die CSIRO-Forscher das unter anderem mit Hilfe eines "speziellen Unterwasser-Kamerasystems", wie die Behörde in einer Pressemitteilung schreibt.

Wie ist der Zustand des Wracks?

"Wir haben die gesamte Länge des Wracks mit unserer Kamera vermessen und dabei viele Details der Schiffsstrukturen einschließlich einiger Innenräume entdeckt", sagt CSIROs Untersuchungsleiter Jason Fazey. Das Wrack liege rund 28 Kilometer vor der Küste von Wollongong etwa 160 Meter unter der Wasseroberfläche aufrecht auf dem Meeresboden, heißt es weiter. Bug und Heck würden "erhebliche Schäden" aufweisen, einige "wichtige Strukturen" des Schiffs, darunter zwei Anker, seien jedoch gut erhalten.

Ein spezielles Unterwasser-Kamerasystem half den Forschern, das Wrack vor Wollongong als
Ein spezielles Unterwasser-Kamerasystem half den Forschern, das Wrack vor Wollongong als "SS Nemesis" zu identifizieren. (Bild: CSIRO/Hugh Barker)

Entdeckung und Identifikation der SS Nemesis würden mehr als "wichtige archäologische Informationen über das Schiff und den Untergang" liefern, sagt Brad Duncan vom New South Wales State Heritage Register, einer Behörde, die Kulturgüter des Bundesstaates erfasst. Sie seien auch ein "Trost für die Familien und Freunde der an Bord umgekommenen Menschen, da sie jetzt einen Ort haben, an dem sie um ihre Angehörigen trauern können."

Untersuchungsleiter Fazey hofft, dass der Durchbruch helfen werde, ein "weiteres maritimes Rätsel" Australiens zu lösen. Und davon gibt es eine ganze Menge. Laut Unterwasserarchäologe Duncan liegen entlang der australischen Küste noch mehrere Tausend Schiffswracks, von denen "viele noch gefunden werden müssen".