Straßenkarneval: So schön waren die Zöch in den Kölner Veedeln

Wir haben die besten Bilder aus den Stadtteilen gesammelt.

Am Karnevalssamstag sorgten in vielen Kölner Stadtteilen die Veedelszöch für gute Laune. Bei weitgehend stabilem Wetter trauten sich viele Schul- und Kindergarten-Pänz und Erwachsene in Kostüme und warfen fleißig Kamelle. Auf den folgenden Seiten haben wir die besten Bilder und Eindrücke gesammelt. Ossendorf Nicht enden wollte die Schar der bunt glitzernden Pänz und vieler Eltern, die mit der Gruppe der Montessori-Grundschule durch Ossendorf zogen. Alleine 180 Pänz, also fast die ganze Schule, war auf den Beinen. Getreu dem Karnevalsmotto „Wenn mer uns Pänz sinn...“ waren außerdem die quietschbunt kostümierte Kindertagesstätte St. Rochus und die Grundschule Wilhelm-Schreiber-Straße im Schornsteinfeger-Look mit großen Gruppen vertreten. Traditionell bunt trieben es Ossendorfer Lumpenpack, Vogelsanger Lumpen und der Musikzug Bunt-Wieß Bickendorf, der die Spitze bildete. Eine Premiere feierte das Traditionelle Reitercorps der Trabrennbahn von 4711 – eine kleine Gruppe Jecker, die mit Plüschpferden den Weg durch die teils geschmückten Straßen im Viertel absolvierte. Die Löstigen Fastelovendsfründe hatten die Strecke durch den Stadtteil leicht verändert. Erstmals wurde das Viertel um den König-Baudouin-Platz durchquert. (Rös) Bocklemünd Ganz von den Socken waren die Bocklemünder: So viele Pänz waren lange nicht mehr im Zug dabei. 16 Gruppen aus dem Veedel bildeten einen bunten und fantasievollen Zoch. Die Messdiener der katholischen Gemeinde waren mit einer Tierschar vertreten und stellten eine Arche Noah dar. Bunt liebten es die Protestanten. Kinder, Erzieherinnen und Eltern aus der Kindertagesstätte waren frei nach dem Motto kostümiert „Jeder Jeck ist anders“. Ähnlich bunt waren die Kinder aus der Katholischen Grundschule Mengenicher Straße unterwegs. Zur Freude der Zuschauer hatten die mehr als 300 Zugteilnehmer eine Menge Wurfmaterial dabei. Kinderwagen, Bollerwagen und selbst Rollatoren waren zu Bagagewagen umfunktioniert worden. Am begehrtesten waren natürlich Strüßjer, die meist nicht geworfen, sondern – gegen Bützjer oder ein Lächeln – überreicht wurden. (Rös) Merheim Das hätte sich Motto-Queen Marie-Luise Nikuta nicht erträumen lassen, dass ihr alljährlich im Merheimer Zoch ein Denkmal gesetzt wird. Die Nikuten Blau-Rot, aus einer Messdienergruppe entstanden, waren einer der Höhepunkte des Umzuges: in blauen Jacken und mit fussigen Perücken, zu Fuß und zu Pferd (gebastelt aus Plüsch), auf Festwagen oder zweistöckigem Lkw. Daneben dominierten die Pänz: so die ganz Kleinen aus dem Kindergarten St.Gereon als fröhliche Mäuse („Luurt ens wie süß, uns klein Müüs“), dann die Grundschüler aus der Fußfallstraße als Aliens mit der Aufforderung „Kommt lasst uns Freunde sein“. Dazu Stammgäste wie Veedelsjecke als Panzerknacker, Merremer Hexen, Musketiere, blau-weißen Funken, grün-weiße Schützen und den gekrönten Häuptern der Merheimer Mädchen: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten.“ Doch ob im nächsten Jahr die Fortsetzung folgt, ist unklar. „Wir kriegen den Zoch nicht mehr finanziert“, sagt Patrick Offermann, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Merheimer Karnevalszug. „Am 10. März haben wir eine Krisensitzung.“ (NR) Höhenberg Rot und Weiß waren die dominierenden Farben beim Höhenberger Veedelszoch, den der „Arbeitskreis Höhenberger Karneval“ um die Zugleiterin Cora Dilly mit elf Vereinen in 19 Abteilungen auf die Beine gestellt hatte. Das reichte von den Allerkleinsten in rot-weiß gestreiften Hemdchen aus der Kindertagesstätte St. Elisabeth bis hin zu der von Session zu Session größer werden Gruppe der „Jot Fründe“. Für bunte Farbtupfer und laute Trommelrhythmen sorgte die Samba-Kapelle „Nachschlag“ aus der Hauptschule Nürnberger Straße. Dazu trafen grüne Sträucher und Pflänzchen aus der Montessori-Schule auf wahrhaftige Engelchen – einige wohl auch mit einem B davor – aus der Grundschule Weimarer Straße. Denn: „Bei uns en d'r Schull is et wie üvverall – en jedem söße Engelchen steckt manchmol och en Bengelchen.“ Die Hövi-Land-Gruppe kam als Müllemer Böötchen oder als Gondeln der Rhein-Seilbahn, die Fidelen Höhenberger bekundeten ihre Liebe zum Kölner Sport: „Mer stonn op Haie und FC“. Und die Höhenberger Lumpe (Motto: „Alles op Aanfang“) feierten ihren 35. Geburtstag. (NR) Buchforst „Es ist das erste Mal, dass ich mir den Zug von außen anschaue – sonst bin ich immer selbst in einer Gruppe dabei“, erzählte Juliane. Die Buchforsterin stand am Samstag zusammen mit ihrem Mann Marcus und ihrer Mutter Uschi am Straßenrand und hielt Ausschau nach ihrer Tochter. „Sie ist mit der Grundschule Kopernikusstraße dabei.“ Doch nicht nur sie und andere stolze Mamas (und Papas) waren begeistert. Viele Jecken freuten sich über leckere Kamelle, schunkelten zu den kölschen Klängen der vielen Musikgruppen und stießen mit einem Kölsch an. Es war der 45. Veedelszoch, den die IG Karneval Buchforst auf die Beine gestellt hatte. (staf) Mauenheim In der Guntherstraße gab es Applaus und Dankeschön-Rufe für die Männer in Orange, die mit ihren Kehrwagen und Besen das Zugende bildeten – in Mauenheim hält man noch die jecke Etikette hoch. Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) freuten sich sichtlich. Rund 350 Teilnehmer hatte Zugleiter Theo Peiffer von den Mauenheimer Muschele gezählt, sie verteilten sich auf 13 Fußgruppen und vier Musikkapellen. Voran ging, und das ist schon viele Jahre Tradition, der Herzhorner Musikzug. Das Zugmotto lautete „Mer sin stolz auf uns Pänz“. So war denn auch fast die gesamte Kita Spatzennest auf den Beinen, 27 Eltern und 30 Kinder. Die Kostüme bestanden aus grünen Filzumhängen. „Wir stellen Spatzen dar, tragen jedes Jahr dasselbe, die Verkleidung bietet sich einfach an“, berichtete Carmen Grobe vom Elternrat. Sie begleitete ihre jüngste Tochter, sechs Jahre alt. Schon seit gefühlt ewigen Zeiten gehen auch die Löstije Kompante mit, ein Stammtisch, der in der Kneipe Em Pözje an der Theklastraße beheimatet ist und in Seeräuberkluft daherkommt. Der harte Kern bestehe aus acht Personen, sagte Yvi Nolden. Jan Schulze Havixbeck ergänzte: „Ursprünglich hatten wir uns 2003 als Förderverein gegründet, wir wollten damals den Pfadfindern vom Mauenheimer Stamm Karthago-Persepolis die Teilnahme am Veedelszoch sponsern.“ Zum ersten Mal lief der Musikzug der Ihrefelder Cheyenne auf, Indianer mit prächtigem Federschmuck und in Lederstrumpf-Mänteln. „Unser Vereinslokal ist an der Subbelrather Straße, wir haben uns über die Einladung sehr gefreut“, sagte Angela Neunzig. „Ich habe schon den halben Beutel voll“, jubelte Nasin (9) am Straßenrand über die Kamelle. Mit anderen Kindern spurtete sie zur Nibelungenstraße, um sich ein weiteres Mal aufzustellen. (kaw) Riehl Die Erleichterung bei den jecken Senioren war groß: Endlich wieder konnte der Riehler Samstagszoch über das Areal der Sozial-Betriebe Köln (SBK) gehen, wo jahrelang die Baustellen der Pflegeheime im Weg waren. Nach der Auftaktrunde traf der närrische Tross um drei auf der Stammheimer Straße ein, wo sich die Gruppen auf der Höhe des Riehler Plätzchens durch ein dichtes Spalier von jungen Kamelle-Jägern bahnten. Nach der Kita Zipfelmützen, traditionell im rot-gelben Dress, flatterten die jungen Kollegen aus dem Kindergarten St. Engelbert als „Dem Engelbäät sing Sittische“ über den Zugweg. „Superpänz – Opjepass: Üvverfleejer vun hück & domols“ verkündete die große Gruppe aus Schülern, Eltern und Lehrern der katholischen Otfried-Preußler-Grundschule (OPS), die in Superman-Kostümen und mit ganz viel Kamelle unterwegs waren. Als Schnecken ging die Montessori-Schule mit – die Tierchen sind auch das Symbol der Montessori-Pädagogik. Tierisch schön auch der DJK Löwe als Zoch-Neuling: Die Sportler gingen natürlich als Großkatzen-Rudel mit. „Pänz vum DJK Löwe fiere in Riehl Karneval“, hieß es da. Ebenfalls neu im Zoch die Südkorea-Musikgruppe aus den SBK, wo seit mehr als 50 Jahren Mitarbeiterinnen aus Fernost arbeiten, gefolgt von der im zweiten Jahr vertretenen Frauen-Karnevalsgruppe „Confetti Delücks“ mit gewohnt prächtigen Federboa-Kostümen. Die Riehler Lotterboove hatten etwas zu feiern: „Üvver 60 Johr, un immer noch do! Dröm fiere mer Jebotsdaach, dat es doch klor!“. Ein jeckes Highlight gab es nach dem eigentlichen Zoch – als der Wagen des inoffiziellen Riehler Dreigestirns mit Prinz Thomas I., Bauer Peter und Jungfrau Günhilde vor ihrer Hofburg, der Gaststätte Körner’s, anhielt und die drei ausgelassen mit den Jecken feierten. (bes) Merkenich m Schritttempo zuckelte das Seeräuberschiff der „Black Pearl“-Piraten beim Veedelszoch durch Merkenich. „Piraten, wild und frei - dreimol Kölle Ahoi“, dröhnte es von Deck. Kamelle gingen im Takt von Bord und verschwanden anschließend in unzähligen Tüten und Beuteln am Straßenrand. Insgesamt 15 Gruppen mit rund 300 Teilnehmern zogen beim Karnevalsumzug durchs nördliche Rheindorf. Darunter Fanfarenzüge, kleinere und größere Fußgruppen wie die „Merkenicher Fründe“, die durch ihre bunten Lappenkostüme auffielen, die „Kölsche Fastelovendsköpp“ oder eine Fußgruppe, die im Hippie-Outfit an die Flower-Power-Zeit der 1960er Jahre erinnerte. Neben der Feuerwehr, der Katholischen Frauengemeinschaft St. Brictius und einiger „verrückter Höhner us Kölle“, die in den Merkenicher Straßen mächtig Federn ließen, begeisterten die Pänz vom Fröbel-Kindergarten Sternschnuppe die vielen Zuschauer entlang des Zugweges. Mit Frack und goldener Fliege liefen „Die Imlacker“ zu ihrem 45-jährigen Bestehen auf und verteilten fleißig Jubiläums-Strüsjer. Als Gäste begrüßte Zugleiter Marco Mancuso diesmal die Lövenicher Hunnen und das blauweiße Tanzkorps der KG Löstige Junge aus Worringen. Den krönenden Abschluss bildete das Merkenicher Dreigestirn mit Prinz Uwe I. (meu) Heimersdorf/Volkhoven-Weiler Am Anfang wirkt der ellenlange Zoch durch zwei, eigentlich sogar drei Veedel am familiärsten: Von der Deliastraße dreht er eine Runde durch die kleinen Straßen von Weiler, bevor es auf dem Weilerweg auf die große Tour nach Volkhoven und weiter nach Heimersdorf geht. Ein lustiger Plüsch-Löwe mit Sombrero sitzt auf einer Hecke und fordert Kamelle. „Der sitzt hier jedes Jahr, verkündet ein Nachbar. Die Sonne blinzelte hin und wieder durch die Wolken, und dann kam auch schon der Zoch: „Feuert uns an!“ forderte passend die Jugendfeuerwehr Fühlingen, die ganz vorne marschierte. Mit einem Clowns-Wagen war der Karnevalsverein „Das kölsche Würfelspiel“ unterwegs, ebenso die Musikgruppe „Echte Fründe“ und die MSC Colonia mit ihrem großen, lachenden Bus. Die Gruppe „Outlaws Revival“ lieferte einen Kommentar zur US-Wahl. Ihr schöner, im Westernstil gehaltener „Deadwood Express“ mit Stars-and-Stripes-Flagge vorneweg. Passend dazu rollte bei einer weiteren Gruppe eine Puppe mit „Make Heimersdorf great again“-Parole mit. Als bildschöne schwarz-gelbe Harlekins fuhren und liefen De Narreköpp vun ’84 mit. „Wir haben fünf Monate an den Kostümen gearbeitet, und auch an dem Wagen, den wir außen und innen erneuert haben“, so ein Gruppenmitglied. Da hat sich die Arbeit wirklich gelohnt. „Mer losse de Poppe danze!“ verkündeten schließlich die Heimersdorfer Blötschköpp, bevor es bei der 1. Kölner Mongolenhorde einen kleinen Blick in die Zukunft gab: Ein kleiner Junge im Festwägelchen fuhr als „Mongolenvorstand 2037“ mit. Sehr fußballerisch mit FC-Flaggen und in Rot-Weiß die Zoch-Organisatoren der 1. Große KG Köln-Nord: Das liegt nahe, denn am 15. April lädt sie erstmals zu einem Jugend-Fußballturnier ein. (bes) Weiß „Kamelle, Kamelle, Kamelle“ – schon von Weitem waren am Samstag die Pänz, aber auch viel große Marienkäfer, Clowns und Piraten zu hören. Als der Zoch in Weiß sich am Nachmittag in Bewegung setzte, stand gefühlt das halbe Veedel voller Vorfreude am Straßenrand. Angeführt vom Fanfaren-Corps Nortorf zogen die Vereine, Musikgruppen und Firmen durch die Straßen und sorgten mit jeder Menge Kamelle für gute Laune unter den Zuschauern. „Ich komme jedes Jahr nach Köln um dabei zu sein“, erzählte Heike Hochkirchen voller Begeisterung. Sie lief bei der Spiel-Gemeinschaft „Hybcraft“ mit, die beim Zoch ihr 35-jähriges Bestehen feierte. „Ich wohne mittlerweile im Allgäu, aber hier ist meine Heimat. Hier komme ich immer wieder gerne her.“ Und ein Jubiläum hatte der Veedelszoch selbst auch zu feiern – und zwar ein karnevalistisches: Nach 5 mal 11 Jahren rollten die Wagen nun schon zum 55. Mal durch Weiß. Und nicht nur Weißer, sondern auch viele befreundete Vereine aus dem Umland feierten dieses Jubiläum mit – wie etwa die Franziskus-Schule aus Bayenthal, die mit ihren knallig gelb-orange-roten Kostümen und ihrem Motto „Sonnenpänz han üvverall Fänz“ für viele strahlende Gesichter sorgte, auch wenn sich die Sonne schon wieder hinter die Wolken verzogen hatte. (sta) Raderthal Der kleinste Zug der Stadt führt die Teilnehmer einmal die Schulze-Delitzsch-Straße entlang und zurück. Für manche war der Zug trotzdem eine Herausforderung. Das Dreigestirn der Straße, in diesem Jahr zwei Frauen und eine männliche Jungfrau, hatte am Abend zuvor einen ausgegeben. Die Bewohner saßen offenbar noch lange zusammen, nachdem sie ihre Straße fertig geschmückt hatten. „Die Straße war komplett leer. Das war eine schöne Atmosphäre“, sagte Jungfrau Martin Jahn kurz bevor der Zug am Samstagmittag startete. Kein Zweifel, Karneval ist gut für die Nachbarschaft: „Wir feiern uns selbst“, sagt Jahn. Auch die Vorbereitung der Funky Funken wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt haben. Die pink-lila-farbene Amateur-Tanztruppe hatte das Wohnzimmer der Jungfrau zum Ballettsaal umfunktioniert und Selda Selbach, für die Immi-Sitzung auch professionell im Karneval aktiv, bei der Choreografie zu Rate gezogen. „Wir waren wohl sehr schwieriges Personal, dafür kreativ“, sagte Tänzer Eddi Rixius. Das Reiterkorps der Straße war in diesem Jahr mit doppelt soviel Pferden unterwegs wie sonst: Stoffpferd Max unterstützte das andere Spielzeugpferd, das keinen Namen hat. 30 Jahre stand Max im Keller seiner Besitzerin. Als sie zwei Jahre alt war, hatte sie ihn zu Weihnachten bekommen. „Ich bin vorher nie auf die Idee gekommen, ihn für den Zug einzusetzen“, sagte die heute 51-Jährige. (phh)...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta