Tausende Menschen bei Trauerfeier Gorbatschows – aber nicht Putin

Der ehemalige sowjetische Staatschef und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow ist auf dem Moskauer Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster beigesetzt worden – neben seiner Frau Raissa.

"Den Menschen Gorbatschow ehren"

Vor der Bestattung hatten Tausende Menschen im Haus der Gewerkschaften Gorbatschow die letzte Ehre erwiesen und an seinem Sarg Blumen niedergelegt, darunter Julia Priwidennaja: "Wir sind gekommen, um den Menschen Michail Gorbatschow zu ehren. Ich wünschte, wir hätten mehr Menschen wie ihn in unserer Geschichte. Denn dank ihm hatten wir Perestroika und Glasnost. Wir bräuchten jetzt Politiker wie ihn, um die aktuelle Situation in der Welt zu regeln, die am Rande eines Dritten Weltkriegs steht."

Für Menschen wie sie ist Gorbatschow ein Friedensbringer und einer der Väter der deutschen Einheit. Doch in Russland hat er auch viele Kritiker, die ihn für den Zerfall der UdSSR und einen Bedeutungsverlust Russlands verantwortlich machen.

Putin kam nicht zum Grab

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban reiste als einer der wenigen ausländischen Politiker zur Trauerfeier an. Andere waren vor Hintergrund des Ukrainekriegs nicht gekommen. Deutschland ließ sich vom Geschäftsträger der Botschaft in Moskau vertreten.

Präsident Putin erschien nicht am Grab – offiziell aus Termingründen. Er war allerdings schon am Donnerstag am Sarg. Aus Russland kamen etwa Ex-Präsident Dmitri Medwedew, der liberale Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski sowie der Journalist Dmitri Muratow, ebenfalls Träger des Friedensnobelpreises. Im Unterschied zu früheren Kremlchefs - wie Nachfolger Boris Jelzin (1931-2007) - bekam Gorbatschow kein Staatsbegräbnis.