The Social Pulse: Modenschau nur mit Tape-Streifen sorgt für Gesprächsstoff
Bei der "Miami Swim Week" gibt es ohnehin auf den Laufstegen viel Haut zu sehen. Der Designer Joel Alvarez treibt es mit seinen Kreationen aus Klebestreifen aber noch einmal auf die Spitze.
Jedes Jahr werden in Florida die neuesten Bademoden zur Schau gestellt. Welchen besseren Ort als Miami, Hauptstadt des Bikinis, könnte es wohl dafür geben? Eine Woche lang finden in der Strandmetropole täglich mehrere Shows statt bei denen Models in Bikinis und Badehosen posieren. Bei der "Art Hearts Foundation" geht es dabei schon etwas kreativer zu. Genau dort führte auch Joel Alvarez seine neuesten Kreationen vor.
Viel Tape - sehr viel blanke Haut
Alvarez ist Gründer des "Black Tape Projects". Wie der Name schon verrät, stellt er dabei seine Mode ausschließlich aus Klebestreifen her, die er strategisch auf seinen Models verteilt. Auch in diesem Jahr war Alvarez mit seiner aufsehenerregenden Show wieder in Miami vertreten. Am 8. Juli stellte er die neueste Kollektion des "Black Tape Projects" im Fountainebleau Hotel vor.
Auf Instagram sind die wenig alltagstauglichen Looks zu bestaunen.
Die Designs verschöben Grenzen, hieß es in einer Meldung des Veranstalters. "Die Marke zeigte mehr als 100 verschiedene Looks, die die Normen der Mode durchbrechen und Pionierarbeit für künstlerische Fashion des 21. Jahrhunderts leisten", war in dem Presse-Release weiter zu lesen. Vor allem ist aber sicher: Die Klebestreifen bringen zuverlässig Aufmerksamkeit. Im Video kann man den Auftritt der Tape-Models auf dem Laufsteg noch einmal anschauen. Die Show lief übrigens unter Alvarez' neuem Künstlernamen ab.
Das steckt hinter dem Namenswechsel
Es war das erste Mal, dass Alvarez, der aus Miami stammt, eine Kollektion vorführte, nachdem er seinen Namen geändert hatte. Auf Instagram steht nun in seiner Bio: "Mein Name is Drakhan Blackhart. Der King of Tape. Drachen-Vater und Ketten-Brecher." Als Drachen bezeichnet der Designer gerne seine Models. Und mit dem offensichtlich an "Game of Thrones" angelegten Namenswechsel will sich Alvarez wohl von einer verlorengegangenen Liebe loslösen. Im Februar hatte er seine Ex-Freundin bei der New York Fashion Week eingeladen, in der ersten Reihe bei einer seiner Shows zu sitzen. Der "Village Voice" erzählte er: "Die ganze Show handelte davon, sie gehen zu lassen und Joel Alvarez auf dieser Bühne zu beerdigen." Das sei zu 1000 Prozent nur für sie gewesen. "Ich wünsche ihr immer noch das Beste aber Joel musste verschwinden."
Diese Fashion-Shows sorgten ebenfalls für Aufregung
Alvarez, oder Blackhart, ist nicht der erste Designer, der mit seinen ungewöhnlichen Fashion-Shows für Schlagzeilen sorgt. Es gehört zum Prinzip der Branche, sich jedes Jahr mit noch größeren, spektakuläreren oder auch skandalöseren Einfällen zu übertrumpfen. Schließlich muss ein Skandal nicht schlecht sein und je mehr virale Momente eine Show in Zeiten von Social Media generiert, desto besser.
Der niemals um einen Skandal verlegene Designer John Galliano machte im Jahr 2000 Schlagzeilen, als er Models in einem von Obdachlosen inspirierten Stil laufen ließ. Im wurde vorgeworfen, damit das Problem der Wohnungslosigkeit zu verharmlosen.
Bei der Louis Vuitton Sommer-Show 2008 ließ Designer Marc Jacobs seine Models als gruselige Vampir-Krankenschwestern auflaufen. Eher ein Skandälchen aber dennoch Schlagzeilen-Futter.
Manche Designer*innen, wie die im Dezember 2022 verstorbene Ikone Vivienne Westwood, nutzen den Laufsteg auch als Bühne für politische Botschaften. So wurde der Catwalk in Mailand im Jahr 2008 plötzlich von Models aus der Sinti- und Roma-Community abgeschritten, die Westwood ausgesucht hatte, um gegen den aufkeimenden Rassismus in Italien zu demonstrieren.
Gerade beim Ausstellen von ethnisch geprägter Mode riskieren Designer*innen oft Kopf und Kragen. So kam es 2012 bei der berühmten Unterwäsche-Show von Victoria's Secret zum Eklat, als ein Model in einem stereotypischen Feder-Look der amerikanischen Ureinwohner*innen auflief.
Manchmal geht die Provokation allerdings zu weit. Burberry griff heftig daneben, als Designer Riccardo Tisci einen Kapuzenpulli mit Galgenschlinge um den Hals auf einer Show vorstellte. Sofort gab es lautstarke Kritik. Unter anderem Model Liz Kennedy fand: "Suizid ist keine Mode." Sie verweigerte, das Kleidungsstück auf dem Catwalk anzuziehen.
Bei der Couture Fashion Week in diesem Jahr schockte Daniel Roseberry bei der Schiaparelli-Show mit täuschend echten Tierköpfen, mit denen er seine Models auf den Laufsteg schickte. Die Auftritte wurden von Tierschutzorganisationen heftig kritisiert.
Dagegen ist die relative Nacktheit von Blackharts "Black Tape"-Models ja vom Skandalfaktor her nahezu harmlos.
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