Transphobe Äußerungen? Der DFB und das Nmecha-Problem

Der DFB hat ein Problem mehr: Wolfsburg-Profi Felix Nmecha macht mit trans-feindlichen Kommentaren auf sich aufmerksam und gefährdet so seine Karriere in der Nationalmannschaft.

Felix Nmecha ist gläubiger Christ. Doch seine Überzeugungen könnten für den Wolfsburger Profi zum Problem werden. (Bild: David Inderlied/picture alliance via Getty Images)
Felix Nmecha ist gläubiger Christ. Doch seine Überzeugungen könnten für den Wolfsburger Profi zum Problem werden. (Bild: David Inderlied/picture alliance via Getty Images)

Eigentlich läuft die Karriere des 22-jährigen Felix Nmecha bisher ziemlich gut. Der gebürtige Hamburger wuchs zwar in England auf, wo er bei Manchester City und in den Nachwuchsnationalteams spielte, entschied sich aber für den DFB. Nachdem er dreimal für die deutsche U21 auflief, debütierte er im März 2023 beim Testspiel gegen Belgien auch in der A-Nationalmannschaft. In der gerade beendeten Bundesliga-Saison kam Nmecha, der gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Lukas in Wolfsburg spielt, auf 30 Einsätze und sammelte dabei immerhin drei Tore und sechs Vorlagen. Doch die Aufregung um Felix Nmecha hat wenig mit seinen sportlichen Leistungen zu tun.

Felix Nmecha nicht bei Länderspielen dabei

Für die aktuellen Länderspiele am heutigen Montag (12.6., 18 Uhr) gegen die Ukraine, in Polen am kommenden Freitag (16.6., 20:45 Uhr) und gegen Kolumbien (Dienstag, 20.6, 20:45 Uhr) ist er nicht nominiert. Das liegt an einer Knöchelverletzung und dürfte Bundestrainer Hansi Flick und den DFB-Verantwortlichen ganz recht sein. Denn Felix Nmecha hat sich mit Posts auf den Sozialen Medien zum Thema Transphobie ziemlich in die Bredouille gebracht.

Transphober Post im "Pride"-Monat?

Ausgerechnet zum Anfang des "Pride Months" Juni, in dem die LGBTQ+ Community gefeiert wird, teilte der gläubige Fußballprofi ein Video des Acccounts "reformedbychrist", der den Begriff "Pride" als "teuflisch" ansieht. Bereits Anfang des Jahres hatte Nmecha zudem ein Video des US-amerikanischen Rechtspopulisten Matt Walsh geteilt. Der 36-jährige Radiomoderator ist bekannt für seine trans-feindliche Haltung und spricht sich auch gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus.

Ich hasse definitiv niemanden. Ich liebe alle MenschenFelix Nmecha

In dem Post, den Nmecha geteilt hatte, spricht Walsh über das Coming-Out eines Trans-Kindes. Nmecha kommentierte das Video mit den Worten: "Wenn wir nicht sehen, was daran falsch ist". In einem Interview mit "RND" ruderte er dann zurück und betonte: "Ich hasse definitiv niemanden. Ich liebe alle Menschen." Er bereue es, das Video gepostet zu haben. Er sei nicht damit einverstanden, wie Walsh seine Überzeugungen vermittele, so Nmecha "und ich stimme auch nicht mit allem überein, was er sagt".

Auf seinen Social-Media-Accounts postet der Mittelfeldspieler regelmäßig christliche Botschaften. Auch seine Tore feiert er meist mit einem Dank an Gott.

Nmecha wird für den DFB zum Problem

Für den DFB ergibt sich daraus eine schwierige Lage. Zum einen hat der Verband nach den vergangenen schwachen Turnieren ohnehin ein Imageproblem. Zu dem zählt aber eben nicht nur, dass die Flick-Mannschaft sportlich hinter den Erwartungen zurück bleibt. Es geht auch um den Spagat zwischen Vorbildfunktion, Fan-Nähe und Glaubwürdigkeit. Denn in seinen Kampagnen gibt sich der größte Sportverband der Welt gerne offen, modern und tolerant. Die WM in Katar und das unwürdige Hin und her rund um die inzwischen berühmte Regenbogen-Kapitänsbinde haben allerdings dazu beigetragen, den DFB als wenig standfesten Moralapostel da stehen zu lassen.

Hat der Verband aus seinen Fehlern gelernt?

Da kommt die neue Unruhe durch Nmecha nicht gerade gelegen. Wie schon der Fall Mesut Özil zeigte, ist der DFB mehr als ungeschickt damit, schwierige Themen mit Spielern zu klären, ohne sie dabei fallen zu lassen. Der 92-fache Nationalspieler und Weltmeister von 2014 trat 2018 zurück, nachdem ein gemeinsames Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für einen Eklat gesorgt hatte. Der DFB sah in der Kontroverse, in die auch Ilkay Gündogan involviert war, alles andere als gut aus.

War Nmechas erstes A-Länderspiel im März gegen Belgien vielleicht schon sein letztes? (Bild: Joris Verwijst/ BSR Agency/Getty Images)
War Nmechas erstes A-Länderspiel im März gegen Belgien vielleicht schon sein letztes? (Bild: Joris Verwijst/ BSR Agency/Getty Images)

Nmechas Äußerungen geben dem Verband nun die Gelegenheit, zu beweisen, dass er einerseits an seinen Fehlern gewachsen ist und andererseits seine Werte nicht nur bequem als T-Shirt-Aufdruck vor sich her trägt. Man wolle das Gespräch mit Felix Nmecha und auch dem VfL Wolfsburg vor der nächsten Nominierung suchen, hieß es vom Verband gegenüber der "Bild".

Platzt jetzt der Wechsel zu Borussia Dortmund?

Nicht nur für den DFB, auch für Borussia Dortmund könnte der Trubel um Nmecha indes zum Problem werden. Dort gilt er nämlich als wahrscheinlicher Nachfolger des jüngst zu Real Madrid gewechselten Jude Bellingham. Doch nach dem Bekanntwerden der Äußerungen melden erste BVB-Fans Bedenken an einer Verpflichtung an.

Felix Nmecha ist ein junger Spieler, dem man durchaus Spielraum für Fehler und auch zweite Chancen zugestehen sollte. Vor allem dann, wenn er einsieht, dass seine wenig tolerante Haltung mit den Werten seines Sports auch für einen gläubigen Menschen nur schwer vereinbar ist.