"Wie in 'Truman Show": ARD-Korrespondentin über Olympia in China

"Das wird wie eine 'Truman Show' alles schön gemacht": So beschrieb Tamara Anthony die Lage vor Ort bei den Olympischen Winterspielen. (Bild: ARD)
"Das wird wie eine 'Truman Show' alles schön gemacht": So beschrieb Tamara Anthony die Lage vor Ort bei den Olympischen Winterspielen. (Bild: ARD)

Am Freitag startet die Winter-Olympiade in China. Doch statt Vorfreude hagelt es reihenweise Kritik von allen Seiten. Die ARD-Korrespondentin Tamara Anthony vergleicht die Spiele gar mit einer "Truman-Show".

Das Motto der ARD-Talkshow "Hart aber fair" am Montagabend klang wenig optimistisch: "Winter ohne Schnee, Spiele ohne Freiheit: Was soll Olympia in Peking?", fragte Moderator Frank Plasberg in die Runde. Tatsächlich scheint die Vorfreude auf den Beginn der Winter-Olympiade am Freitag auch in der chinesischen Hauptstadt kaum zu spüren zu sein. So jedenfalls berichtete es die Leiterin des ARD-Studios, Tamara Anthony.

"Man kriegt wirklich ganz wenig von Olympia mit", erklärte Anthony. "Es gibt nichts auf der Straße, was irgendwie auf Olympia hindeutet außer vielleicht ein paar Werbetafeln." Viel wichtiger seien die Bekämpfung des Corona-Virus und das chinesische Neujahrsfest. Der Austragungsort, der nur etwa 50 Kilometer von Peking entfernt liegt, gleiche derzeit einer "Truman Show", beschrieb Anthony weiter: Nicht nur die Pisten, sondern auch die angrenzenden Berghänge werden mit Kunstschnee besprüht, um die perfekte Illusion zu erzeugen.

Frank Plasberg (von rechts) diskutierte am Montag mit dem "taz"-Journalisten Felix Lee, der "Deutschlandfunk"-Moderatorin Marina Schweizer, dem Ex-Skirennläufer Christian Neureuther, der ARD-Korrespondentin Tamara Anthony und dem Außenpolitischen Sprecher der CDU Jürgen Hardt. (Bild: ARD)
Frank Plasberg (von rechts) diskutierte am Montag mit dem "taz"-Journalisten Felix Lee, der "Deutschlandfunk"-Moderatorin Marina Schweizer, dem Ex-Skirennläufer Christian Neureuther, der ARD-Korrespondentin Tamara Anthony und dem Außenpolitischen Sprecher der CDU Jürgen Hardt. (Bild: ARD)

"Wir werden hier öfter zum sogenannten Tea eingeladen"

Die ausländischen Journalistinnen und Journalisten werden zudem in einer Art künstlicher Blase festgehalten: Eine freie Bewegung jenseits der vorbestimmten Hotels und Strecken ist ausgeschlossen. Offizieller Grund ist die Corona-Pandemie: "Corona ist vielfach auch eine Ausrede geworden", erklärte Anthony. Schließlich werde das Virus, so würden es offizielle Stellen berichten, von Ausländern verbreitet. In der Folge würden Einheimisch skeptisch auf Journalistinnen und Journalisten aus anderen Teilen der Welt reagieren: "Manchmal wechseln sie die Straßenseite oder setzen ihre Masken auf", beschrieb die Korrespondentin ihre Wahrnehmung der Situation. Auch an eine freie Meinungsäußerung sei eher nicht zu denken: "Wenn man im Park spazieren geht und über Politik redet, drehen sich die Leute erst mal um und gucken, ob jemand hinter einem herläuft."

Als Plasberg fragte, ob sie Nachteile durch ihre Berichterstattung fürchten müsse, zögerte Anthony: "Ähm ja, wir werden hier öfter zum sogenannten 'Tea' ins Außenministerium eingeladen, wo uns dann erzählt wird, wie wir richtig über China zu berichten haben", erklärte sie. Außerdem bekämen viele ausländische Journalistinnen und Journalisten nur eine einmonatige Aufenthaltsberechtigung, die sie anschließend verlängern müssten. Weitere Gäste der Sendung waren der "taz"-Journalist Felix Lee, die "Deutschlandfunk"-Moderatorin Marina Schweizer, der Ex-Skirennläufer Christian Neureuther und der Außenpolitische Sprecher der CDU Jürgen Hardt.