TV-Kolumne - Lanz zitiert AfD-Mann, da wird Gast sauer: „Warum machen wir diesen Müll so groß?“

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ZDF / Markus Hertrich

Die deutsche Nationalelf steht in der Europameisterschaft im Achtelfinale. Auch bei „Markus Lanz“ (ZDF) drehte sich am Dienstagabend alles um den Fußball - und die AfD.

Nach dem wackligen Deutschland-Spiel gegen die Schweiz ist klar, dass unsere Nationalelf am kommenden Wochenende gegen Dänemark auf den Platz gehen muss. „Das wird ein ähnlich schwieriges Spiel wie gegen die Schweiz“, prognostizierte Sportmoderatorin Anna Kraft am Dienstagabend bei „Markus Lanz“. Ex-Fußballtrainer Ewald Lienen stimmte zu: „Die Dänen könnten uns genauso viele Schwierigkeiten bereiten wie die Schweizer.“

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Dennoch ließ sich Anna Kraft den Optimismus nicht nehmen und sagte vorsichtig: „Ich wünsche mir, dass die deutsche Mannschaft ins Halbfinale kommt.“ Eine Hoffnung, die Ewald Lienen zwar teilen wollte, doch er stellte klar: „In dieser Formation werden wir gegen große Mannschaften keine Chance haben.“

Journalist Hajo Schumacher konterte: „Die großen Mannschaften in diesem Turnier - wer ist denn das außer Spanien?“ Die Konkurrenz sei „jetzt nicht so riesig“, befand er und lobte den Trainer: „Ich habe größten Respekt vor Julian Nagelsmann!“

Dem Journalisten zufolge habe der vor einem Jahr noch „eine Trümmer-Truppe“ vor sich gehabt und jetzt „etwas hingekriegt, das würde ich mir in vielen anderen Teilen der deutschen Gesellschaft wünschen: Der hat da einfach mal frischen Wind reingebracht“. Zudem könne man der Nationalelf nicht vorwerfen, „dass die ohne Leidenschaft spielen“. Grund genug für Markus Lanz, die CDU-Politikerin Serap Güler zu fragen, ob sie an ein Sommermärchen 2.0 glaube. Güler antwortete optimistisch: „Natürlich wünsche ich mir den Titel für unsere Jungs!“

Hajo Schumacher: „Das ist das moderne Deutschland“

Dass ein Titel viel mehr bedeuten würde als nur einen sportlichen Sieg, machte Hajo Schumacher deutlich. Er kam auf die vor wenigen Wochen veröffentlichte WDR-Umfrage zu sprechen, in der über 20 Prozent der Befragten den Wunsch nach mehr „weißen“ Spielern geäußert hatten. „Wenn die Rechten finden, dass das eine ganz furchtbare, woke Multikulti-Truppe ist, dann kann ich nur sagen: Jeder Sieg zählt. Weil das ist das moderne Deutschland. Das ist ein neues Deutschland. Und die gucken nicht, wer hat welche Hautfarbe. Sondern die gucken, wer kann was. Und das ist das entscheidende Kriterium!“

Auch Anna Kraft bezeichnete in dem Zusammenhang die deutsche Nationalelf als „bestes Aushängeschild unseres Landes“. Die Moderatorin fügte jedoch hinzu: „Ich muss schon sagen, mich ermüdet das Thema enorm.“ Ihr persönlich sei es nämlich „so, so fremd“, nach Hautfarben zu fragen. Hajo Schumacher warnte jedoch: 20 Prozent der Bevölkerung hierzulande teilten „wirklich hart manifestierte, rassistische Einstellungen“.

Lanz zitiert AfD-Mann, da wird Gast sauer: „Warum machen wir diesen Müll so groß?“

Dem stimmte Markus Lanz zu und wiederholte eine Aussage von AfD-Politiker Maximilian Krah, der die Nationalelf als „politisch-korrekte Söldnertruppe“ bezeichnet hatte. Hajo Schumacher wollte wütend wissen, „warum wir den mit diesem Müll jetzt so zitieren und so groß machen“. Lanz antwortete knapp: „Wir können es auch verschweigen und weglassen.“

Dem entgegnete Schumacher, dass er es allgemein schwierig finde, „immer wieder diese zugespitzten Positionen“ zu wiederholen, „die nur dafür gemacht sind, um wiederholt zu werden“.

CDU-Politikerin Serap Güler warnte jedoch, dass man die Aussagen nicht verschweigen sollte, denn die „Mehrheit der AfD“ denke: „Das ist keine deutsche Nationalmannschaft. Genauso wie ich für diese Partei ja sehr wahrscheinlich auch nur Pass-Deutsche bin.“ Das, mahnte Güler, sei „ein Teil der Realität dieses Landes“.

„Wir werden nicht die AfD in den Griff bekommen, wenn unsere Nationalmannschaft Europameister wird“

In dem Zusammenhang fügte Serap Güler hinzu, dass die AfD wahrscheinlich jeden Tag hoffe, dass „die Nationalmannschaft rausfliegt“. Hajo Schumacher reagierte lachend: „Und deswegen müssen wir ins Finale!“ Ex-Fußballtrainer Ewald Lienen warnte jedoch vor zu viel Optimismus und merkte an: „Wir werden nicht die AfD und rechte Gesinnungen in den Griff bekommen, wenn unsere Nationalmannschaft Europameister wird.“

Lienen weiter: „Diese Strömungen, die wir haben, die suchen sich Schuldige für Dinge, die nicht dafür verantwortlich sind.“ Das Problem seien, dass „ein Teil der Bevölkerung“ auf „einfache, primitive Antworten“ reinfalle.

Für Lienen sei es daher neben einem EM-Sieg auch wichtig, dass wir „uns Gedanken darüber machen, warum es solchen Leuten gelingt, mit einfachen Antworten, mit falschen Beschuldigungen und falschen Analysen Leute zu erreichen, die offensichtlich unzufrieden sind“.