Udo Lindenberg: So kommt "Stärker als die Zeit" an

Es ist da, das insgesamt 36. Studioalbum von Udo Lindenberg. "Stärker als die Zeit" heißt es und wurde bereits vielfach auf seine "udopischen" Fähigkeiten überprüft. Teils fällt die Meinung "galaktisch" gut aus, teilweise klingt jedoch Enttäuschung durch - vor allem über die Leistung des Panikorchesters.

"Stärker als die Zeit" sei "eine Lebensbilanz in 15 Songs", fasst der "Tagesspiegel" in seiner Kritik zusammen. Es gehe "ums Hinfallen und Wiederaufstehen, um Siege und mehr noch um Niederlagen, darum, niemals aufgeben zu dürfen". Der NDR zeigt sich von diesem Rückblick auf Udos Leben begeistert: "Seine neuen Songs sind typisch Udo, sind mal rockig, mal lässig, besitzen Coolness, Humor und Tiefe und schließen nahtlos da an, wo Udo 2008 mit dem Album 'Stark wie Zwei' sein Comeback eingeläutet hatte."

Texte hui, Musik pfui?

Während die Texte Jubel hervorrufen, stößt die musikalische Leistung der neuen Platte teilweise negativ auf. Das neue Album sei "musikalisch matt", schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Lindenberg selbst zeige sich jedoch in famoser Form als "begnadeter Sprachjongleur". Dem pflichtet auch der "Tagesspiegel" bei: "Udo Lindenbergs Texte funkeln vor Selbstironie, doch seine Musik ist so öde, dass selbst Herbert Grönemeyer dagegen wie ein Avantgardist wirkt."

Höre man sich das Album ohne das Wissen um den großen Namen, der dahinter steckt, an, falle "sofort die unfassbare Seichtigkeit der Musik auf" ("Süddeutsche Zeitung"). Über den Song "Mein Body und ich" schreibt das Musik-Magazin "Rolling Stone": "Als wäre es ein Stück von Unheilig".

Leise Kritik hört man vor allem an der Unterstützung heraus, die sich Lindenberg für sein neues Album an die Seite geholt hat. Für "Stärker als die Zeit" umgab er sich erneut mit den Produzenten Andreas Herbig, Henrik Menzel und Peter Seifert. "Sie alle gemeinsam haben für das Album einen professionellen, rundum radiotauglichen, aber darin eben auch - man kann es nicht anders formulieren - verwechselbar konturlosen und konsequent klebrigen Konfektionsklang erschaffen", urteilt die "Frankfurter Rundschau".

"Einer muss den Job ja machen", resümiert Lindenberg in einem der neuen Songs. "Es ist ein nachdenkliches Album, manchmal sogar ein schweres Album. Lindenberg denkt über das Leben nach, so konkret wie nie zuvor", findet die "Frankfurter Neue Presse". Dass "Stärker als die Zeit" die "Anzeichen eines Alterswerks" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") trägt, darüber sind sich die Kritiker allesamt einig. Und doch "ein bisschen mau", wenn man bedenke, was früher bei Lindenberg und seinen Alben so los gewesen sei.

Foto(s): WMG, Tine Acke