Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Armee verlegt Reserven an Frontabschnitt bei Kupjansk

  • Russlands Notenbank reagiert mit Zinserhöhung auf Rubel-Schwäche

  • UN-Organisation zählt fast 10 000 getötete Zivilisten in Ukraine

  • Selenskyj besucht Front bei Bachmut

  • Lindner warnt vor Instrumentalisierung des Ukraine-Krieges

  • Neue US-Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar

  • Nächtlicher russischer Luftangriff auf die Westukraine

  • Lindner äußert Sympathie für Taurus-Lieferungen an die Ukraine

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Armee verlegt Reserven an Frontabschnitt bei Kupjansk +++

Angesichts des Vormarsches russischer Truppen im ostukrainischen Gebiet Charkiw hat die ukrainische Armee Reserven an den Abschnitt Kupjansk verlegt. «Stellungen wurden verstärkt, gewisse methodische Empfehlungen gegeben und Reserven verlegt», sagte der Sprecher der Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Dienstag im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Das verhindere weitere Vorstöße des Gegners.

Die russische Armee ist ukrainischen und russischen Militärbeobachtern zufolge bis auf etwa sieben Kilometer an die Stadt Kupjansk herangerückt. Die örtlichen Behörden haben zudem bereits eine Evakuierung von Zivilisten um die Stadt angeordnet. Kupjansk war erst im vergangenen Jahr im Rahmen einer erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive im Gebiet Charkiw aus russischer Besatzung befreit worden.

+++ Russlands Notenbank reagiert mit Zinserhöhung auf Rubel-Schwäche +++

Die russische Notenbank hat mit einer deutlichen Zinserhöhung auf die starke Abwertung des Rubels reagiert. Der Leitzins werde von 8,5 auf 12,0 Prozent angehoben, teilte die Zentralbank am Dienstag nach einer außerordentlichen Zinssitzung mit. Es ist die stärkste Zinsanhebung seit März 2022, nachdem der Leitzins damals unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch stärker angehoben wurde. Der Leitzins liegt nun so hoch wie seit dem Frühjahr 2022 nicht mehr, nachdem er zwischenzeitlich wieder gesenkt worden war.

«Die Entscheidung zielt darauf ab, Preisstabilitätsrisiken zu begrenzen», heißt es in der Stellungnahme der Notenbank zur Zinsentscheidung. Im Falle fortan steigender Inflationsrisiken schlossen die Währungshüter weitere Anhebungen der Zinsen laut einem späteren Folgestatement nicht aus.

In den vergangenen Tagen war der Rubel am Devisenmarkt unter Druck geraten. Nach Einschätzung von Experten hat eine sich verschlechternde Bilanz im Außenhandel zum jüngsten Wertverfall der russischen Währung beigetragen.

Nach der Zinserhöhung konnte sich der Rubel aber nur vergleichsweise leicht erholen, nachdem der Kurs am Vortag zum Dollar den tiefsten Stand seit März 2022 erreicht hatte. Am Vormittag wurden für einen Dollar knapp 98 Rubel gezahlt, nach etwa 102 Rubel am Vortag.

+++ Selenskyj besucht Front bei Bachmut +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nördlich der russisch besetzten Stadt Bachmut im Gebiet Donezk Positionen mehrerer Einheiten seiner Armee besucht. «Ich danke dafür, dass Ihr das Leben unserer Leute schützt», sagte Selenskyj in einem am Montag veröffentlichten Video, das in einer Erstaufnahmestelle für Verwundete aufgenommen worden war.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Michael Kappeler/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Michael Kappeler/dpa)

Selenskyj verlieh bei seinem Frontbesuch Auszeichnungen an Soldaten. Begleitet wurde er vom Chef seines Büros, Andrij Jermak, dessen Stellvertreter Roman Maschowez und Brigadegeneral Artem Bohomolow. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar hatte zuvor mitgeteilt, dass die ukrainischen Einheiten südlich von Bachmut in der vergangenen Woche drei Quadratkilometer Land zurückerobert hätten.

Es sei wichtig, mit den Soldaten persönlich ins Gespräch zu kommen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache, die er offensichtlich auf dem Rückweg aus dem östlichen Gebiet Donezk im Zug aufgenommen hatte. Darin erklärte er zudem, die Ukraine müsse mehr Drohnen herstellen und importieren, um Menschenleben an der Front zu schützen.

+++ UN-Organisation zählt fast 10 000 getötete Zivilisten in Ukraine +++

In fast 18 Monaten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte den Tod von fast 10 000 Zivilisten registriert. Ein neuer Bericht von Dienstag nannte eine Zahl von 9444 bestätigten Todesfällen unter Zivilpersonen. 16 940 Menschen seien verletzt worden.

Die Zählung könne nicht vollständig sein, weil aus vielen Regionen Informationen fehlen, kommentierte das Hochkommissariat (OHCHR) die Zahlen. Dies gelte vor allem für Städte wie Mariupol, Lyssytschansk oder Sjewjerodonezk, die nach langem Beschuss und schweren Kämpfen von russischen Truppen besetzt worden waren. In Kiew wird befürchtet, dass tatsächlich Tausende oder Zehntausende mehr Ukrainer und Ukrainerinnen getötet worden seien.

Den bestätigten UN-Zahlen zufolge kam die überwiegende Zahl von 7339 Menschen in den Landesteilen ums Leben, die von Russland beschossen und von der ukrainischen Armee verteidigt werden. In den von russischen Truppen besetzten Landesteilen waren es demnach 2105 Menschen. In den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk im Osten gab es auf beiden Seiten der Front deutlich mehr Opfer als in der Hauptstadt Kiew, der Zentral- und der Westukraine.

Zudem geht aus den Zahlen hervor, dass es in den ersten Kriegsmonaten nach dem Angriff vom 24. Februar 2022 die meisten toten Zivilisten gab. Im Frühjahr und Sommer 2023 kamen in jedem Monat zwischen 170 und 180 unbeteiligte Zivilpersonen ums Leben. Insgesamt wurde über 500 Mal der Tod eines Kindes registriert.

+++ Lindner warnt vor Instrumentalisierung des Ukraine-Krieges +++

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat davor gewarnt, aus dem Ukraine-Krieg innenpolitisch Kapital zu schlagen. «Es gibt die Versuche, Kapital zu schlagen aus dem Krieg in der Ukraine für unsere innenpolitische Situation in Deutschland. Davon dürfen die Menschen sich nicht blenden lassen», sagte der FDP-Politiker zum Abschluss seines Kiew-Besuchs am Montagabend zu «Bild», «Welt» und «Politico». Er sehe die überwiegende Mehrheit der Deutschen solidarisch mit der Ukraine. «Aus der Auseinandersetzung des Kalten Krieges und mit der Sowjetunion haben wir doch gelernt, dass wir nur durch Gemeinsamkeit und Wehrhaftigkeit unseren liberalen Lebensstil verteidigen können.» Das sei die Lehre der Geschichte.

Christian Lindner (Bild: Reuters)
Christian Lindner (Bild: Reuters)

Zu möglichen Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sagte Lindner: «Über die Köpfe der Ukrainerinnen und Ukrainer hinweg kann es keine Gespräche mit Russland geben. Wer sollte sie führen?» Selbstverständlich müsse die Ukraine als ein selbstbestimmtes Land entscheiden, unter welchen Bedingungen es Verhandlungen über einen Waffenstillstand zustimmen wolle.

+++ Nächtlicher russischer Luftangriff auf die Westukraine +++

Die Westukraine ist in der Nacht auf Dienstag nach Behördenangaben massiv mit russischen Marschflugkörpern beschossen worden. Dabei wurden in der Stadt Luzk mindestens drei Menschen getötet, teilte der Verwaltungschef des Gebiets Wolyn, Jurij Pohuljajko, mit. Mehrere Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden. Auch die Stadt Lwiw und ihr Umland wurden getroffen, wie Bürgermeister Andrij Sadowij mitteilte. In Lwiw sei das Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses in Brand geraten. Die Marschflugkörper wurden den Angaben nach von russischen Kampfbombern über dem Kaspischen Meer abgefeuert. Die betroffenen Gebiete der Westukraine grenzen an Polen und damit an Nato und EU.

+++ Neue US-Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar +++

Die USA stellen der Ukraine weitere Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (183 Millionen Euro) zur Verfügung. Das neue Paket umfasse unter anderem Munition für das Luftabwehrsystem Patriot, für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin und Ersatzteile, teilte das Verteidigungsministerium mit. Zudem werde weitere Artilleriemunition und Ausrüstung zur Minenräumung aus Beständen des US-Militärs geliefert.

US-Präsident Joe Biden (Bild: Reuters)
US-Präsident Joe Biden (Bild: Reuters)

Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar (rund 39 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

+++ Lindner äußert Sympathie für Taurus-Lieferungen an die Ukraine +++

Bundesfinanzminister Lindner äußerte sich bei seinem Besuch in Kiew wohlwollend über eine mögliche Abgabe von Marschflugkörpern des Typs Taurus an die Ukraine. Der FDP-Chef sagte: «Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Deshalb ist es auch Teil unserer Verantwortung, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine immer größer ist als die Bösartigkeit, die von Putins Krieg ausgeht.» Die Bundesregierung wolle deshalb weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun, um auch die militärischen Fähigkeiten der Ukraine zu stärken. Dazu sei bereits viel unternommen worden.

Christian Lindner (Bild: Reuters)
Christian Lindner (Bild: Reuters)

Mit Blick auf die Taurus-Debatte sagte Lindner, es gelte das übliche Verfahren. Deutschland werde im Kreis der Verbündeten beraten, was benötigt werde und was möglich sei. «Da ich weiß, dass viele für eine solche Unterstützung Sympathie haben, wie ich selbst auch, hoffe ich auf eine baldige, sehr baldige Klärung dieser Fragen.»

+++ Russischer Kampfjet in südlicher Region Krasnodar abgestürzt +++

In der südrussischen Region Krasnodar stürzte offiziellen Angaben zufolge ein Kampfjet ab. Ersten Erkenntnissen zufolge sei ein Insasse ums Leben gekommen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Das Schulungsflugzeug vom Typ L-39 sei bei einem Trainingsflug gerade im Landeanflug gewesen, als es aus bislang ungeklärter Ursache auf den Flugplatz stürzte. Aus Krasnodar starten russische Kampfflugzeuge immer wieder auch ihre Angriffe auf die Ukraine.